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H. S. Eglund

Schriftsteller • Writer • Publizist

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© Leonie Wittkamp
  • Im Gespräch mit der Leserin. © H.S. Eglund
  • Die Aussteller präsentierten sich bunt, vielfältig und mit wunderbaren Ideen. © H.S. Eglund
  • Interessant wird sein, welche Lehren die Veranstalter ziehen - für 2024. © H.S. Eglund
  • Auch Kinderbücher waren vertreten, leider nur wenige Kids. © H.S. Eglund
  • Immerhin: Wer den Weg nach Treptow fand, zeigte sich aufgeschlossen und interessiert. © H.S. Eglund
  • In der riesigen Halle wirkte die Veranstaltung etwas verloren. © H.S. Eglund
Sonntag, 1. Oktober 2023

Buch Berlin – Müder Auftakt in den Bücherherbst

In der Arena Halle am Ufer der Spree fand auch in diesem Herbst die Buch Berlin statt. Vom Glanz der Hauptstadt wenig Spur. In den Gängen und an den Büchertischen ging es überschaubar zu. Dennoch: Die Stimmung unter Ausstellern und Besuchern war gut.

Große Verlage oder Buchhandlungen waren nicht vertreten. Kleinverlage und Selbstverleger dominierten, vor allem Fantasy und Krimis waren im Angebot.

Abgerundet wurde die zweitägige Veranstaltungen mit Lesungen. Nicht ganz einfach angesichts der schwierigen Akustik in der hohen, offenen – und fast leeren – Halle.

Viel Platz in den Gängen

Einem Vergleich mit anderen Buchmessen hält die Veranstaltung in Berlin sicher nicht stand. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher dürfte die Tausend kaum überschritten haben.

Viel Leerlauf in den Gängen, nicht wirklich Umsätze mit Buchverkauf. Die halbe Hallenfläche hätte gereicht, Verdichtung hätte der Veranstaltung gut getan.

Flyer, Postkarten und Leseproben

Aber: Die Stimmung sowohl unter den Ausstellern als auch unter den Besuchern war gut. Man kam ins Gespräch, auch wenn sich die meisten Besucher aufs Stöbern zurückzogen.

Vor allem Flyer, Postkarten und Leseproben wanderten über die Tische. Auch das eine oder andere Buch. Eher selten.

Warten auf die Buchmesse

Resümee nach zwei Tagen: Berlin wartet noch immer auf eine Buchmesse, die der Hauptstadt gerecht wird. Mittlerweile ist beinahe jede regionale Messe im deutschen Sprachraum größer als das Berliner Event.

Kein Wunder: Im Stadtgebiet war die Messe überhaupt nicht präsent, nur wenige Medien unterstützten die Veranstaltung. Auch in den sozialen Kanälen war im Vorfeld erstaunlich wenig zu vernehmen.

Mächtige Konkurrenz in der Stadt

Andererseits dürfte es schwer sein, in Berlin eine attraktive Messe zu etablieren. Ausgerechnet in Berlin, wo die Konkurrenz mit Konzerten, Parties und Fußball zu mächtig ist.

Obendrein fand die Buch Berlin am 30. September und am 1. Oktober 2023 statt, also an den beiden ersten Tagen des langen Wochenendes zum Feiertag am 3. Oktober. Keine wirklich durchdachte Terminwahl.

Naja, klugscheißen bringt nichts. Eglund war da, hatte einige sehr schöne Gespräche mit DER LESERIN, mit dem LESER. 2024? Das müsste anders laufen, ganz anders.

Lesen Sie auch:

Nomaden von Laetoli: Eglund las in der Budde-Villa aus seinem Roman

Nomaden von Laetoli: Premiere am 29. April 2023 in Leipzig

© H.S. Eglund
Samstag, 23. September 2023

Video: Tanasee – geheimnisvolle Inseln der Mönche

Der Tanasee im Norden von Äthiopien ist ein heiliges Gewässer. Sein glitzernder Spiegel wird von dunklen, bewaldeten Inseln durchbrochen, wo selten ein Boot anlegt. Dort leben Mönche, genügsame Eremiten der äthiopischen Orthodoxie. Abgewandt vom Diesseits, hüten sie uraltes Wissen und die Kostbarkeiten ihrer Religion: Ikonen, Reliquien und Geschmeide.

Brüchige Bücher stapeln sich in den Klöstern. Die Schriften sind in Gis verfasst, der Jahrtausende alten Kirchensprache. Nur wenige Priester können sie lesen, und nur selten wird Fremden der Zutritt gewährt. Denn die Mönche leben fern des irdischen Jammertals, fern der Zivilisation. Ihre Augen sind nach innen gerichtet, auf Da-Sein ohne Zeit.

Hier sehen Sie das Video. (Dauer: 0:59 Min.)

Zum Roman: Nomaden von Laetoli

Bestellungen beim ViCON-Verlag

Weitere Videos:

Video: Tis Issat – an der Quelle des Blauen Nil (0:51 Min.)
Video: Mutter Afrika – leuchtender Traum der Wiedergeburt (0:57 Min.)
Video: Addis Abeba – Neue Blume zwischen Aposteln und Mercato (0:53 Min.)
Video: Karges Hochland am Rand der Kalahari (0:49 Min.)
Video: Zum Kap der Guten Hoffnung (0:59 Min.)
Video: Das Erbe der Diamanten (0:58 Min.)
Video: Sossusvlei – Dünen aus rotem Sand (0:59 Min.)
Video: Das Meer in der Wüste (0:58 Min.)
Video: Sonnenaufgang überm Ngorongoro (1:00 Min.)
Video: Marabus – Buchhalter der Wildnis (0:56 Min.)
Video: Brandberg – Im Louvre der Felsmalerei (0:58 Min.)
Video: Gondar – Stadt der Könige (0:59 Min.)
Video: Im Osten der Indische Ozean (1:00 Min.)
Video: Die kurze Blüte der Serengeti (1:00 Min.)
Video: Die Löwen von Seronera (0:58 Min.)

Leseprobe im Video: Das frühe Ende einer Safari (4:57 Min.)
Leseprobe im Video: Die Attacke aus dem Norden (9:46 Min.)
Leseprobe im Video: Am Strand von Jambiani (6:12 Min.)

© Simon Klaus
  • Weithin sichtbar war der Flächenbrand am White Rock Lake südlich der Stadt Vancouver. © Simon Klaus
  • Die Flammen am White Rock Lake bedrohten idyllisch gelegene Anwesen. © Simon Klaus
  • Binnen Minuten steht der Wald in Flammen, denn die ausgetrockneten Stämme und das Unterholz brennen wie Zunder. © BC Wildfires
  • Firenado nennen die Kanadier diese lokal auftretenden Feuerhosen, eine Folge der enormen Hitze. © CTV
  • Der Brand am Adams Lake gehört zur Region nördlich des Lake Shuswap. © BC Wildfires
  • Fernsehbilder von ausgebrannten Siedlungen am Rand des Highways. © CTV
  • Bei Kamloops drohte dichter Rauch den Highway zu blockieren. © Simon Klaus
  • Erst das Ufer des Salmon River konnte die Flammen stoppen (bei Salmon Arm am Lake Shuswap). © Simon Klaus
  • Tote Gerippe statt grüner Wald: bei Salmon Arm am Lake Shuswap. © Simon Klaus
  • Dieser Baum im Banff-Nationalpark ist von früheren Feuern gezeichnet. © Simon Klaus
  • Dieser Berghang im Banff-Gebiet ist vom Feuer ergraut. © Simon Klaus
  • Einst malerische Wildnis bleibt als Totholz zurück - so weit das Auge reicht. © Simon Klaus
Sonntag, 3. September 2023

Feuersturm im Felsengebirge

Der Klimawandel macht den Wäldern zu schaffen – weltweit. Mit Macht dringt die Hitze vor. Wird die grüne Erde zu Dune, dem Wüstenplaneten? Beobachtungen aus British Columbia, im Westen Kanadas.

Sicamous ist ein malerisches Nest. Inmitten grüner Berge klebt es am Shuswap Lake, dessen vier Arme weit in die Schluchten der Rocky Mountains greifen. Vom Eagle River gellt der Schrei des Bald Eagle, des Weißkopfseeadlers. Was für ein majestätisches Tier!

Feuer gab es immer, aber …

Ron Stanton sitzt vorm Motel, dreht seine Mütze in der Hand. Er ist Pensionär, hat vierzig Jahre bei BC Hydro gearbeitet, dem Energieversorger der Provinz im äußersten Westen von Kanada. Sein Gesicht ist gegerbt vom Leben in den Rockies.

Seine Frau schleppt Taschen aus dem Pickup ins Zimmer. Sie sind müde, die beiden Alten. „Möglicherweise haben wir alles verloren“, sagt Ron heiser. „Weißt du, Feuer gab es hier immer. Aber so etwas wie in diesem Jahr …“

Der Hotelmanager bringt Wasser und spendet tröstliche Worte. Wird schon gut werden, steht in seinem Gesicht geschrieben. Ron nickt, der Manager nickt. Beide hoffen. Ron hofft darauf, dass er bald in sein Haus am Nordrand des Sees zurückkehren darf. Falls es noch steht.

Die ganze Region gesperrt

Und der Manager hofft, dass die Evakuierungen bald beendet sind. Denn die Regierung von British Columbia hat die ganze Urlaubsregion zwischen Kamloops und Kelowna für Touristen gesperrt. Nur wer unbedingt muss, darf übernachten. Der Trans Canadian Highway wurde im Abschnitt des Fraser Canyons komplett abgeriegelt, denn dort tobt eine Schlacht. Hunderte Feuerwehrleute stemmen sich gegen die Feuersbrunst. Wollen retten, was zu retten ist.

Ron und seine Frau Mary sind Evacuees, Evakuierte. Auf Anweisung der Behörden mussten sie ihr Haus räumen. Die verheerenden Brände sind bis an die Grenzen von Kamloops und West Kelowna gekrochen. Doch nicht nur im Süden der Provinz brennt es. Faktisch stehen die Wälder bis nach Alaska in Flammen. Sie lodern bis nach Kalifornien, auf der US-amerikanischen Seite der Grenze.

Yellowknife komplett evakuiert

In den nordwestlichen Territorien gingen riesige Flächen ins Asche auf. Die Provinzhauptstadt Yellowknife wurde komplett evakuiert. Dort lebten 20.000 Menschen. Zwischen Kamloops und Kelowna sind rund 30.000 Menschen von Evakuierungen betroffen. Der Shuswap-See liegt inmitten dieser ausgedehnten Waldregion.

Auch im Osten Kanadas brannten die Wälder, zeitweise verdunkelte der Rauch den Himmel von New York. Über Vancouver, der malerischen Stadt am Pazifik, lag tagelang gelblicher Smog. Auflandige Winde trieben den Rauch der Brände auf Vancouver Island über die Strait of Georgia in die Metropole, dass sogar die Kuppen der Berge verschwanden.

Ausmaß der Brände überrascht

Waldbrände hat es in Nordamerika immer gegeben. Schon im ersten Roman der amerikanischen Literaturgeschichte spielen sie eine dramatische Rolle: In James Fenimore Coopers Lederstrumpf stirbt der Indianerhäuptling Chingachgook vor der Glutkulisse eines Buschfeuers. Deshalb sind die Kanadier mit dem Phänomen vertraut – und gewappnet.

Normalerweise. Denn in diesem Sommer hat das Ausmaß der Brände selbst die hartgesottenen Fire Fighters von British Columbia überrascht. Mehr als 15 Millionen Hektar Waldfläche wurden vernichtet, etwas die Hälfte Deutschlands. Und weit mehr, als der gesamte deutsche Wald zusammengenommen. Zum Glück gab es in Kanada bislang nur sehr wenige Opfer.

Kein kanadisches Phänomen

Die Brände waren kein kanadisches Phänomen. Aus dem Westen der USA, aus Alaska, Australien, Teneriffa und Griechenland erreichten uns ähnliche Horrorbilder. Auf Hawaii brannte Lahaina nieder, innerhalb von einem Tag und einer Nacht – die Zahl der Opfer steht noch nicht fest, geht aber in die Hunderte.

Angesichts solcher Fernsehbilder versucht sich Ron in Optimismus. „Wir sind gesund, wir sind in Sicherheit“, sagt er. „Unsere Kinder leben in Ottawa und Halifax. Eigentlich können wir von Glück sagen, dass nichts schlimmeres passiert ist.“

Innere Flüchtlingsströme verändern die Debatte

Wochenlang dominierten die Waldbrände die öffentliche Debatte im Norden Amerikas. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um örtliche „Wildfires“. Der Strom von mehr als 50.000 Flüchtlingen innerhalb Kanadas erreicht eine soziale Dimension. Offenbar sind die Wälder derart ausgetrocknet, dass der kleinste Funke genügt, um das Inferno auszulösen. Nirgendwo sind die Menschen wirklich sicher.

In fast 90 Prozent der Fälle sind die Brände von Menschen verschuldet: Glutreste der Lagerfeuer von Wanderern, achtlos weggeworfene Zigarettenstummel oder Glasscherben, in denen sich das Sonnenlicht wie in einem Brennglas bündelt.

In Lahaina war es das fragile, veraltete Stromnetz, das den Brand während eines Sturms auslöste. Nur wenige Brände entstehen auf natürliche Weise: durch Blitzschlag bei Trockengewittern.

Sehr frühe und lange Trockenheit

Neu in Kanada war auch die Länge der Feuerperiode. Schon im Juni wurden die ersten Flächenbrände gemeldet. Man muss wissen, dass der Winter in den Rocky Mountains meistens bis in den April reicht, so lange liegt Schnee. Sechs oder acht Wochen nach der Schmelze haben ausgereicht, um die Böden und Wälder nahezu vollständig auszutrocknen.

Wenn es brennt, beschränken sich die kanadischen Feuerwehren meist auf den Schutz der spärlichen Siedlungen. Die Wildnis ist derart unzulänglich, dass selbst Flugzeuge kaum etwas ausrichten können.

Graues, nacktes Totholz

Anders in Europa: Hier gibt es faktisch keinen Urwald mehr wie in Kanada. Hier wurde der Wald in der Regel nach dem Raubbau des Mittelalters neu angelegt.

Der deutsche Wald verfügt lediglich im Schwarzwald und in den Alpen über einige Reste des ursprünglichen Dschungels. Die überwiegende Mehrheit der Flächen ist von forstwirtschaftlich geprägten Monokulturen besetzt. Ein gefundenes Fressen für Flammen und Käfer gleichermaßen.

Im Westen Kanada sieht man enorme Flächen, auf denen die Feuer vergangener Jahre gewütet haben. Dort stehen keine grünen Föhren mehr. Dort ragt graues, nacktes Totholz in den Himmel. Oft dauert es Jahrzehnte, bis sich der Wald regeneriert – wenn er dafür genug Niederschläge bekommt.

Flammen und Käfer setzen den Wäldern zu

Teile der Rocky Mountains sind dauerhaft verwüstet, ihre Buckel und Gipfel bleiben blank. Ohne Wald kann sich der Mutterboden nicht halten, wird vom nächsten Starkregen oder mit der Schneeschmelze ins Tal geschwemmt.

Was in Kanada die Feuer erledigen, schafft in Deutschland der Borkenkäfer. Die ausgetrockneten Stämme sind gestresst, die Käfer fressen sich ungehindert durch die Rinde in den Stamm. Der Thüringer Wald – Legende für viele Sagen – ist mehr oder weniger zum bleichen Gerippe verkommen. Ebenso sieht es am Brocken aus und in weiten Teilen des Alpenvorlands.

Öffentliche Meinung wandelt sich

Kanada ist stolz auf seinen Wald, roter Ahorn prägt die Landesfahne. Ron sagt: „Das kann nicht so weitergehen. Wer jetzt noch am Klimawandel zweifelt, den lade ich gern in mein Haus ein. Wenn es noch steht.“

Mit Wucht haben sich die Bilder der Flammen, der erschöpften Feuerwehren und der verzweifelten Evacuees in die öffentliche Meinung Kanadas gebrannt. Selbst in den konservativ regierten Provinzen Alberta und Saskatchewan versichern nun Politikerinnen und Politiker eilfertig, der Klimawandel ernst nehmen zu wollen.

Die Nordwest-Territorien werden vom Bergbau dominiert: Ölschiefer, Uran, Gold und andere Metalle werden dort geschürft. Langsam dämmert auch dort den Behörden, welchen Preis der Raubbau an der Natur hat.

Strom aus Wasserkraft und Atommeilern

Bislang waren die Kanadier fein raus: Die Erzeugung von elektrischem Strom basiert wesentlich auf Wasserkraft (mehr als 60 Prozent). Die gigantischen Flüsse sind durch nicht minder gigantische Dämme gezähmt.

Hinzu kommen Atomkraftwerke, die vor allem in der Provinz Ontario zur Stromversorgung beitragen. 15 Atommeiler laufen in dieser industriell geprägten Provinz, einer in New Brunswick. Der Atomstrom deckt rund 14 Prozent des kanadischen Gesamtbedarfs, in Ontario rund die Hälfte. Der einzelne Meiler in New Brunswick sichert knapp ein Viertel des Strombedarfs dieser kleinen, maritimen Provinz am Atlantik.

2021 hat Kanada ungefähr ein Gigawatt an Windstrom und Solarstrom installiert. 2022 waren es bereits knapp sechs Gigawatt. Dennoch importiert das Land vor allem Öl, Gas und Kohle, die anderswo verheizt werden.

Dürre setzt Bauern unter Druck

Der extrem trockene Sommer in Kanada hat zudem eine der konservativsten Gruppen der Bevölkerung aufgeschreckt: die Weizenfarmer der Prärieprovinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba. Durch die fehlenden Niederschläge konnten die Ähren kaum ausreifen.

2022 hatte es eine Rekordernte gegeben: 34,7 Millionen Tonnen Weizen wurden geerntet, 55 Prozent mehr gegenüber Vorjahr – das ebenfalls ein Dürrejahr war. 2023 mussten viele Bauern ihre Schläge noternten. Denn auch auf den riesigen Anbauflächen drohten unkontrollierte Brände.

Brände setzen Millionen Tonnen Kohlendioxid frei

Mary hat die Habseligkeiten im Zimmer des Motels verstaut, setzt sich zu uns. Sie bemüht sich um Gelassenheit, reicht kühle Getränke. „Wir sind davongekommen“, sagt sie salomonisch. „Wenn noch etwas von unserem Haus steht, werden wir es wieder aufbauen. Wenn nicht, müssen wir schauen, was wir machen. Vielleicht ziehen wir dann zu unserem Sohn an die Ostküste.“

Sorgenvolle Blicke wandern gen Norden, wo man den fernen Rauch vage erkennen kann. Wolkengleich hängt er zwischen den dunklen Bergrücken jenseits des Shuswap Lake. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern werden die Waldbrände den Klimawandel beschleunigen.

Normalerweise speichert der Wald Kohlendioxid, baut es chemisch ins Holz ein. Durch die Brände werden Millionen Tonnen freigesetzt, allein rund 290 Millionen Tonnen in diesem Jahr. Der kanadische Rauch gelangt mit Höhenwinden bis nach Europa, ein kaum sichtbarer Schleier durchzieht die Atmosphäre – rund um den Globus.

Ein bedrohtes Paradies

Roter Abend senkt sich über das Felsengebirge. Die Adler schreien, geisterhaft gellt ihr Ruf durch die Flussaue. Die Stantons haben in ihrem Leben viel gesehen, einige Katastrophen durchlebt. Ron erzählt von Dammbruch oder Beinahe-Dammbruch, von Feuern, die Strommasten bedrohten und von sintflutartigen Regenfällen, wie sie gelegentlich in British Columbia vorkommen, vor allem auf der pazifischen Seite.

Oder vom Blizzard vergangene Weihnachten, als halb Kanada und USA unter dichtem Schnee und eisiger Kälte verschwand. „Irgendwie wird es weitergehen“, schließt er. „Irgendwie ist es immer weitergegangen. Muss ja!“ Wir stoßen an.

Der Manager kommt. Er macht den Stantons ein besonderes Angebot – halber Preis, „so lange Ihre Evakuierung dauert“. Er setzt sich zu uns, wirkt deprimiert.

Kein Wunder, viele Buchungen wurden wegen der Brände storniert. „Normalerweise können wir uns um diese Jahreszeit vor Besuchern kaum retten“, meint er. „Und jetzt? Sie sehen es ja selbst. Tote Hose, nothing is going on.“ Auch er gönnt sich ein Bier. „Es ist eine Idylle, hier bei uns am Shuswap, ein kleines Paradies. Wie es aussieht, ist es ziemlich bedroht.“

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© BuchBerlin
Samstag, 2. September 2023

Lesetreffen auf der Buch Berlin

Auch in diesem Herbst findet in der Arena Halle in Treptower Park wieder das Lesefest Buch Berlin statt. Zudem wird an beiden Tagen Buchverkauf angeboten. Ein gutes Ende für den Sommer: Hingehen, stöbern und Bücher für den Winter bunkern.

Am 30. September und am 1. Oktober 2023 findet in Treptow die Buch Berlin statt, eine kleine, feine Verkaufsmesse mit mehr als 50 Lesungen. Auch H. S. Eglund wird dort seine Romane vorstellen. Außerdem bringt er die Bücher des Schweizer ViCON Verlages mit zum Messestand.

Die Veranstaltung findet in der Arena Halle statt (Eichenstraße 5, 12435 Berlin), unmittelbar an der Spree gelegen. Vom S-Bahnhof Treptower Park sind es zu Fuß nur fünf Minuten.

Am 30. September steht die Messe von 10 Uhr bis 18 Uhr den Besucherinnen und Besuchern offen. Am 1. Oktober 2023 schließen die Tore bereits um 17 Uhr.

Hier finden Sie das Programm und nähere Informationen.

© Vorsatz Media
Mittwoch, 28. Juni 2023

The smarter E Europe: Bewährtes Format – wichtiger denn je

Die Solarmesse in München ging mit neuen Rekorden zu Ende: Fast 2.500 Aussteller und 106.000 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg zu den Hallen im Osten der bayerischen Landeshauptstadt. Abgesehen von diesen Zahlen ist die Bedeutung der Veranstaltung kaum zu ermessen.

The smarter E Europe: Das sind vier Fachmessen unter einem Dach. Intersolar, Electrical Energy Storage (EES), Power2Drive und EM-Power (EM: Energiemanagement) bilden das Innovationsgeschehen für die europäischen Märkte ab. In diesem Jahr hat die Messe eindrucksvoll bestätigt, dass die Energiewende wächst und Fahrt aufnimmt.

CEO Talk & PV Guided Tours 2023:
Wichtige Innovationen der Solarbranche im Video!

Messen im Wandel der Industrien

Messen bilden den Aufstieg und Niedergang von Branchen ab, sie sind sensible Zeiger für Veränderungen und disruptive Einschnitte. Das hat die IAA erwiesen, die von Frankfurt nach München verlegt wurde. Das zeigte sich auf der Hannover Messe, die mit Besucherschwund kämpfte. Auch die ISH in Frankfurt tat sich schwer, neue Trends in der Heizungstechnik aufzunehmen und die hohen Kosten für die Aussteller zu begründen.

Leitmesse der Solarbranche sticht heraus

Die zentrale Leitmesse der Solarbranche und der Speicheranbieter, der solaren Energiewende insgesamt, sticht dagegen heraus. Sie hat alle Erwartungen übertroffen. Es waren drei tolle Tage des solaren Aufbruchs und schon jetzt ist klar, dass es im kommenden Jahr weiter aufwärts gehen wird.

Die Messe markierte neues Selbstbewusstsein: Wir, die Industrien und Branchen der Energiewende, sind auf dem Weg, die Automobilbranche und den klassischen Kraftwerksbau als tragende Säulen der deutschen Wirtschaft abzulösen.

Rückblick: The smarter E Europe im Livestream

Den Optimismus nicht verloren

Dahin zu kommen, war kein Selbstläufer. Viele Faktoren spielten zusammen, um der Solarbranche in Deutschland, Europa und der Welt zum Durchbruch zu verhelfen. Dass die Messe in München diesen Aufbruch auf hervorragende Weise spiegelt, ist vor allem den Organisatoren zu danken. Trotz schwieriger Jahre für unsere Branche und trotz Corona-Pandemie haben die Veranstalter den Optimismus nicht verloren.

Zur Erinnerung: Während der Pandemie galten Fachinstallateure und Hersteller als systemrelevant. Trotz Einschränkungen durch die Vorschriften der Behörden ging es bei den meisten Unternehmen bergauf. Dagegen lag die Messebranche komplett am Boden, hangelte sich mit Kurzarbeit durch die Krise.

Allergrößten Respekt für das Stehvermögen. Es hat sich ausgezahlt, die meisten Aussteller hielten zur Stange. Nun sticht The smarter E Europe allen Unkenrufen zum Trotz heraus. Während andere Messen (und Branchen) unter Druck stehen, während der digitale Wandel den hohen Aufwand für Präsenzveranstaltungen in Zweifel zieht, ist die Solarmesse in München wieder auf Erfolgskurs.

Ratgeber zum solaren Eigenstrom in dritter Auflage

Visionäre Innovationen für die Energiewende

Mehr noch: Sie ist wichtiger denn je. Denn in München haben wir gesehen, dass die wesentlichsten Innovationen der Energiewende mit Visionen verbunden sind. Mit der Vision einer sauberen, friedlichen und lebenswerten Welt, die nicht in Dreck, Armut und Krieg erstickt.

Mit der Vision der dezentralen, bürgernahen Energieversorgung, die Strom, Wärme und Mobilität für jedermann erschwinglich macht – auch in netzfernen Gebieten Afrikas, Amerikas oder Asiens. Mit der Vision, dass die erneuerbaren Energien von zentraler Bedeutung für die Landwirtschaft, für die Versorgung mit Wasser, für die regionale Wirtschaft sind.

Eine Frage der Zeit

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Dieser Einwand verblasst vor den vielen Neuheiten und der besonderen Stimmung auf der Smarter E Europe. Sie machte deutlich: Neues kommt in die Welt, weil sich Überzeugungstäter dafür einsetzen. Es kommt in die Welt, weil es richtig und nützlich ist – gegen die Widerstände überkommener Industrien und Weltbilder.

Es ist nur eine Frage der Zeit. Denn immer mehr Menschen setzen sich täglich für den notwendigen Wandel ein und arbeiten daran.

Sinn bieten für junge Leute

Diese Visionen zu zeigen, sie öffentlich zu machen, ist für unsere Branchen von unschätzbarem Wert. Im Kampf um Fachkräfte sind die Wirtschaftszweige im Vorteil, die – neben guten ökonomischen Bedingungen – vor allem eins anbieten können: Sinn.

Viele junge Leute fragen nach dem Sinn ihrer Arbeit, ihres Berufs, ihrer Aussichten. Eine Messe wie in München macht die Visionen lebendig, die im konkreten und hektischen Alltag der Produzenten, Installateure, Planer und Entscheider oft untergehen oder an den Rand gedrängt werden.

Umso wichtiger ist es, einmal im Jahr den visionären Kern der Energiewende in den Vordergrund zu rücken. The smarter E Europe ist das Treffen der Visionäre, und ich kenne keine andere Messe, die ihr in dieser essentiellen Bedeutung das Wasser reichen kann.

Das Labor neuer Technologien und Ideen

Die Aussteller in diesem Jahr kamen aus 57 Ländern, die Besucherinnen und Besucher gar aus 166 Ländern. Daran ist erkennbar, welche Attraktion die Leitmesse der solaren Energiewende hat: technologisch und ökonomisch, neue Geschäftsmodelle betreffend.

Wir werden in naher Zukunft neue Messen auf allen Kontinenten sehen. Die globale Energiewende wird die Märkte segmentieren, das betrifft ebenso das Messegeschäft. Doch Europa bleibt Vorreiter, ist das Labor neuer Technologien und Ideen. Auch wenn die Zubauzahlen andernorts höher sind, weil gigantische Solarparks installiert werden.

Junge Branchen punkten mit Aufbruch

Junge Branchen punkten mit Aufbruch, mit Revolte, mit dem Wandel überkommender Verhältnisse. Das Neue hat magischen Glanz. Junge und jung gebliebene Menschen finden sich gern darin wieder. Auf diese Weise zog die Autoindustrie einst Zigtausende in ihren Bann. Auf diese Weise wuchs die Atomkraft innerhalb weniger Jahrzehnte – bis sich die Kehrseiten offenbarten und kritische Fragen aufkamen. So kam das Silicon Valley in die Welt.

Jede Generation hat ihr eigenes Projekt. Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist es die Energiewende. Die Visionen hochzuhalten und Menschen zu begeistern, dafür spielt The smarter E Europe eine herausragende Rolle.

Neuorientierung für Fachhandwerker gestandener Branchen

Doch nicht nur junge Leute streben in unsere Branche. Eine Messe wie in München zieht viele an, die Orientierung suchen. Oder Neuorientierung, wie beispielsweise Dachdecker, Elektriker oder Heizungsbauer, die sich von Gas und Öl verabschieden müssen. Für diese gestandenen Betriebe bietet die Messe einen wichtigen Anlaufpunkt, um den Einstieg in alternative Technologien zu wagen.

Denn sie macht deutlich, welche Chancen sich für die Installateure ergeben. Dachdecker leiden unter fehlenden Aufträgen aus dem Neubaugeschäft. Zudem sucht die Branche händeringend nach Nachwuchs. Junge Leute, so eine Analyse des Zentralverbands, lassen sich viel leichter gewinnen, wenn die Betriebe auch Photovoltaik anbieten.

Abschied von alten Zöpfen

Oder die Heizungsbauer, die sich enormen Veränderungen gegenüber sehen. Ihnen droht nicht nur der Abschied von fossilen Feuerungen. Es droht ebenso der Abschied von der wassergeführten Heizung. So viel Kupfer kann niemand aus der Erde scharren, um alle Gebäude mit Wärmepumpen auszustatten.

Der Vormarsch von Sonnenstrom und Windstrom wird die solarelektrische Vollversorgung der Gebäude treiben, wie er die Elektrifizierung der Mobilität vorantreibt. Das fordert die Heizungsbauer heraus, dafür werden ganz andere Qualifikationen verlangt.

Mut tanken für die Modernisierung

Die unvermeidliche Modernisierung ist mit Problemen und Ängsten verbunden. Umso wichtiger ist es, Mut zu tanken. Auch dafür bot sich die Messe in München an. Dass viele Betriebe diese Möglichkeit nutzten, bewiesen die zahlreichen Gespräche am Messestand der Fachmedien photovoltaik und PV Europe.

Noch nie haben wir so viele neue Abonnenten gewonnen, und noch nie so viele aktuelle Videos gedreht wie in diesem Jahr. Auch daran lässt sich ermessen, wie breit die Energiewende mittlerweile in Branchen ausstrahlt, die bisher Zaungäste waren.

Wir sehen uns in einem Jahr!

Die Visionen gehen uns nicht aus, so viel ist sicher. Auch im kommenden Jahr wird The smarter E Europe der wichtigste Höhepunkt der Branche in Europa sein, wird zeigen, welche Kraft die Energiewende entfaltet.

Sie findet zeitgleich mit der Europameisterschaft in Fußball statt, einige Spiele sind in München anberaumt. Dass der deutsche Fußball momentan an Ideenlosigkeit leidet, dass er keine Visionen hat – wir werden es verschmerzen! Denn die solare Energiewende brummt. Nach der Messe ist vor der Messe. Wir sehen uns in einem Jahr in München!

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© H.S. Eglund
Samstag, 24. Juni 2023

The smarter E Europe 2023: Rückblick auf die Solarmesse im Videostream

In München traf sich vor einer Woche die europäische Solarbranche. Es wurde deutlich: Eine neue Industrie entsteht, die den Automobilbau überholen wird. Mehr als 100.000 neue Jobs werden in den nächsten zwei bis drei Jahren besetzt.

Aussteller und Besucher stimmten mit den Füßen ab: Die Energiewende ist das wichtigste Vorhaben der kommenden Jahrzehnte. Die Innovationsschau der Solarbranche, der Anbieter von Speicherakkus, der E-Mobilität und der intelligenten Lösungen für die Energiewende präsentierte beeindruckende Ideen und Lösungen.

106.000 Besucherinnen und Besucher

Markus Elsässer, Chef des Messeveranstalters Solar Promotion, zog eine starke Bilanz: Knapp 2.470 Aussteller aus 57 Ländern waren zur Smarter E Europe 2023 gekommen. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher erreichte einen neuen Rekord: 106.000 Menschen aus 166 Ländern zog es in die Messehallen im Osten Münchens, um sich über die Innovationen der Energiewende zu informieren.

Auch die begleitende Fachkonferenz war sehr erfolgreich. Konferenzen und Side-Events erreichten eine neue Bestmarke: Über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt waren 2023 dabei.

Wichtige Innovationen präsentiert

Während der Smarter E Europe in München hatten die Redaktionen der Fachmedien photovoltaik und PV Europe die Neuheiten und wichtigsten Trends präsentiert. Mehr als achtzig Videos führen zu den Brennpunkten des Geschehens auf der Messe.

Auch nach Schließung der Messetore steht der LIVE-Stream weiterhin auf Youtube bereit. Er wurde nach Firmen und Themen strukturiert, damit Sie schneller Ihre Favoriten finden:

Hier finden Sie den Stream und den Timetable für den ersten Messetag.

Hier finden Sie den Stream und den Timetable für den zweiten Messetag.

Die Videos sind auf Deutsch und Englisch, maximal acht Minuten lang. Verschaffen Sie sich einen Eindruck von Europas größter Solarmesse, von den kreativen Lösungen und cleveren Ideen für die Energiewende.

Vor allem junge Leute zieht es in die neuen Branchen, die einen hohen Bedarf an Arbeitskräften haben. Allein bis zur Mitte des Jahrzehnts werden rund 100.000 neue Jobs ausgeschrieben.

Aktueller Videokanal des Fachmediums photovoltaik

Ratgeber zum solaren Eigenstrom in dritter Auflage

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© H. S. Eglund
Dienstag, 30. Mai 2023

Video: Tis Issat – an der Quelle des Blauen Nil

Bahir Dar liegt am Ufer des Tanasees, im Nordwesten von Äthiopien. Hier entspringt der Fluss Abbai, Oberlauf des Blauen Nil. Etwa 30 Kilometer südlich stürzt er mehr als 40 Meter in die Tiefe, auf breiter, wassergewaltiger Front. Tis Issat – rauchende Wasser – nennen die Amharen dieses gewaltige Schauspiel der Natur.

Mehr als 400 Meter breit ist dieser Wasserfall, zur Regenzeit der zweitgrößte in Afrika. Jährlich strömen Hunderttausende Touristen nach Bahir Dar, um die tosenden Wassermassen zu bestaunen. So steht Tis Issat anderen berühmten Fällen kaum nach, wie am Niagara, am Iguazu, am Mekong oder am Sambesi.

Hier sehen Sie das Video. (Dauer: 0:51 Min.)

Zum Roman: Nomaden von Laetoli

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© Constantin
  • Cover des Romans von Felix Lobrecht. © Ullstein
Mittwoch, 10. Mai 2023

Sonne und Beton: Beat Street am Rand von Neukölln

Jugend im Gropiuskiez: Ein packender Streifen über falsche Klischees und echte Menschen, die haarscharf an ihren Chancen vorbei schrammen. Ist das noch Berlin oder schon Brandenburg? Nominiert für den Deutschen Filmpreis in vier Kategorien.

Ghetto im Süden von Berlin: Die Gropiusstadt ist das Mahnmal eines gewaltigen Irrtums, betonierte Randzone, wo die Abgedrängten stranden. Rund 18.500 Wohnungen in glatten, tristen Blocks markieren das Marzahn von Westberlin. Mit noch weniger Grün als die bleichen Satellitenviertel am Ostrand der Stadt. Dort leben knapp 40.000 Menschen.

Sozialer Wohnungsbau: Käfige für Menschen

Beton, Beton und manchmal gnadenlose Sonne: Im Herbst und im Winter drückt das Grau der Fassaden auf die Seele. Im Sommer treibt barbarische Hitze den Schweiß aus allen Poren. Schatten ist rar. Nachts glimmt das Häusermeer wie die Menschenkäfige, die asiatischen Megastädten vorgelagert sind, in Hongkong, Shanghai oder Singapur.

Sozialer Wohnraum sollte entstehen, als im November 1962 der Grundstein gelegt wurde. Bauhaus-Gründer Walter Gropius wurde berufen, das neue Wohngebiet auf den Äckern vor Neukölln zu planen und aus dem Boden zu stampfen.

Euphemismus für Armut, Elend und Gewalt

Sechs Jahrzehnte später offenbart sich der brutale Irrtum, der hinter der Idee vom industriell gefertigten Wohnraum steckt: Das Ghetto gilt als sozialer Brennpunkt – ein Euphemismus für Armut, Elend und Gewalt.

Sonne und Beton lautet der Titel eines launischen Jugendbuchs, das in Gropiusstadt angelegt ist und die erbärmlichen Verhältnisse ziemlich unverblümt schildert. Kinder vom Bahnhof Zoo nach Neukölln verlegt. Oder Belafontes Beat Street, oder Deprisa, deprisa von Carlos Saura – mitten im Problemkiez unserer Tage, unserer Stadt.

Computer klauen, um Kasse zu machen

Sonne und Beton heißt auch die Verfilmung, die in diesem Jahr auf der Berlinale gezeigt wurde und seitdem in ausgewählten Kinos läuft. Der Plot, im Film wie im Buch: Vier Halbstarke klauen die nagelneuen Computer aus ihrer Schule, um endlich zu Kohle zu kommen.

Die Handlung spielt vor zwanzig Jahren, könnte aber ebenso gut heute angesiedelt sein. Die Computer wären ein bisschen moderner, alle Leute hätten Smartphones, ansonsten das gleiche Lied.

Schiffbrüchige, am Stadtrand gestrandet

Denn darum geht es: Um das gleiche, alte Lied von Menschen, die sprichwörtlich an den Rand dieser Stadt gespült wurden. In Gropiusstadt wohnt niemand freiwillig, dort stranden Schiffbrüchige. Dort ist Endstation, und das wissen sie. Dennoch ist es Heimat, geliebt und gehasst zugleich.

Berlin dünkt sich gern kreativ, politisch, queer und sonst was. Raue Realitäten wie in der Gropiusstadt stören diese Selbstgerechtigkeit. In Gropiusstadt (wie in Marzahn) trifft die gehobene Mittelklasse auf den gehobenen Mittelfinger einer Schicht, die sich durch gnadenlosen Alltag kämpft: in den Familien, im Wohnblock, in der Schule, in einem oder mehreren Jobs, im Park, im Supermarkt, in der Kneipe oder der Klinik.

Jenseits der unsichtbaren Mauer

Gropiusstadt liegt jenseits des sozialen Rings, der die wohlhabende Mitte unsichtbar von den äußeren Bezirken trennt. Aus den Augen, aus dem Sinn: Die Juppies von Mitte, Kreuzberg, Friedrichshain und Pankow vergessen gern, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung in dieser ach so angesagten Stadt genauso lebt, leben muss. Für die betuchten Rentner von Charlottenburg oder die Villenbesitzer in Wannsee leben in Gropiusstadt ohnehin nur Kriminelle.

Es ist der Verdienst des Buches und des Films, diese unangenehme Tatsache ungeschminkt vor Augen zu führen. Das ist brutal und ernüchternd zugleich, vor allem aber: echt. So echt, wie Kino nur sein kann.

Kein Wunder, dass der Streifen gleich viermal für den Deutschen Filmpreis 2023 nominiert wurde: für den besten Spielfilm, das beste Drehbuch, den besten Schnitt und die beste Tongestaltung. Nur zwei Filme wurden in mehr Kategorien nominiert: Oscar-Gewinner Im Westen nichts Neues und Das Lehrerzimmer.

Immer ist es mörderisch heiß

Manchmal ist es rührend, komisch und von herzzerreißender Naivität. Manchmal tobt nackte Gewalt über die Leinwand, frappierend bis unter den Skalp. In manchen Szenen springt Hilflosigkeit aus den Gesichtern.

Und immer ist es heiß, mörderisch heiß, sogar nachts. Alle schwitzen, keuchen und kämpfen. Für gesunde Distanz ist kein Raum. Alles drängt sich in der betonierten, überhitzten Wüste, zwischen hellhörigen Wänden, zwischen glühenden Schluchten aus Glas und Stein.

Endlich mal richtige Menschen

Endlich mal richtige Menschen auf der Leinwand: Das war mein Fazit, als ich den Kinosaal der Tilsiter Lichtspiele verließ. Regisseur David Wnendt hatte für die Besetzung der vier wichtigsten Rollen Tausende Jugendliche gecastet. Er brachte Laien vor die Kamera, die frisch und unverstellt agierten.

Gestandene Schauspielerinnen und Schauspieler traten als Eltern oder Lehrer oder andere hilflose Akteure in Erscheinung. Jörg Hartmann als Vater von Lukas oder Franziska Wulf als Mutter von Sanchez boten berührende Gegenpole zwischen Überforderung, Realitätsverweigerung und grenzenloser Liebe.

Eine eindrucksvolle Ohrfeige

Eindrucksvoll die schwungvolle Ohrfeige, die Gaby ihrem Sanchez zwischen die Löffel knallt. Um ihn sogleich in ihre Arme zu schließen. Kleine Szenen, großes Kino: Viel Mut, viel Gewalt und viel Verzweiflung. Und viel Liebe – zwischen Bildern, Zeilen, Augen.

Kein gutes Ende, kein böses Ende, am Schluss bleibt alles in der Schwebe. Ein offenes Fazit, nicht ohne Hoffnung, nicht ohne Schmunzeln. Vier Freunde, die verschiedener nicht sein könnten, werden erwachsen.

Einen Sommer lang waren wir ihnen nah, sehr nah, waren mit ihnen unterwegs, im Guten wie im Schlechten. Was bleibt? Ein neuer Film über Berlin? Nee Koile, nee Atze, ein Film über seine Problemzone im Süden. So weit entfernt, dass ich in dreißig Jahren noch nicht dort gewesen bin. Außer einmal: neulich im Kino.

Offizieller Trailer auf Youtube

Der Roman bei Ullstein.

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© Conny Vischer
  • Conny Vischer vom ViCON-Verlag präsentierte die Neuheiten. © H.S. Eglund
  • Die Lesung fand m Rahmen des Lesefestes Leipzig liest statt. © H.S. Eglund
  • Einerseits war der Ansturm erfreulich. Andererseits gab es kaum Möglichkeiten zum Gespräch. © H.S. Eglund
  • Das Gedränge an den Messeständen war enorm. © H.S. Eglund
  • Die Bücherberge schrumpften schnell. © H.S. Eglund
  • Man darf gespannt sein, wie sich die Verlage im kommenden Jahr in Leipzig präsentieren. © H.S. Eglund
Montag, 1. Mai 2023

Nomaden von Laetoli: Eglund las in der Budde-Villa aus seinem Roman

Die Leipziger Buchmesse hat eine positive Bilanz gezogen. Die Messe und das umfangreiche Programm Leipzig liest erfreuten sich regen Besuchs. Auch die Lesung von H.S. Eglund in der Budde-Villa in Gohlis wurde ein rundum gelungener Abend.

Ursprünglich sollte der Roman Nomaden von Laetoli bereits 2021 zur Leipziger Buchmesse vorgestellt werden, doch Corona machte der Premiere einen Strich durch die Rechnung. Auch 2022 fiel die Messe wegen der Pandemie aus.

Die verspätete Premiere wurde von Conny Vischer moderiert. Die Verlegerin des ViCON-Verlages war aus der Schweiz angereist, um Autor und Werk mit einfühlsamen Worten vorzustellen. Der mondäne Saal in der Budde-Villa am Gohliser Bahnhof war fast bis auf den letzten Platz gefüllt.

Verspätete Premiere in Leipzig

Nun also die Leipziger Premiere, Ende April 2023: Zwei Stunden lang entführten Conny Vischer und H.S. Eglund die Besucherinnen und Besucher nach Ostafrika. Denn Nomaden von Laetoli spielt im Osten Tansanias, in Äthiopien und auf Sansibar.

Im Roman wird die wissenschaftliche Neugier des jungen Forschers Martin Anderson auf eine harte Probe gestellt. Er folgt dem Ruf des alten Professors Aaron Miller, der steif und fest behauptet, dass er den ersten Frühmenschen von Laetoli – einer Frau, einem Mann und einem Kind – leibhaftig begegnet sei. Als der greise Kauz stirbt, macht sich Anderson auf eigene Faust auf den Weg, um das Geheimnis unserer Vorfahren zu ergründen.

Buchmesse 2023: Leipziger Publikum stürmt die Hallen

Bis zum Ufer des Indischen Ozeans

Von Laetoli nach Axum und Jambiani: Andersons Suche führt ihn bis an die Ufer des Indischen Ozeans. Und dorthin führte auch Eglunds Lesung. Am Ende der stimmungsvollen Veranstaltung fanden sich Gäste und Autor im angeregten Gespräch.

So zeigte die Lesung im kleinen, was für die Buchmesse insgesamt galt: Sie brachte interessierte Menschen zusammen – Leserinnen und Leser mit Autorinnen und Autoren, mit Verlegerinnen und Verlegern.

Immerhin rund 274.000 Besucherinnen und Besucher kamen in die Messehallen im Leipziger Norden oder nahmen am Lesefest Leipzig liest teil. Diese Zahlen nannte die Messegesellschaft nach Schließung der Tore am Sonntagabend.

Erstmals Buchverkauf an den Ständen

Rund 2.000 Aussteller aus 40 Ländern hatten sich vier Tage lang in den luftigen Glaskuppeln der Leipziger Messe präsentiert. In diesem Jahr war die Buchmesse kleiner als die Veranstaltungen vor Corona. So waren die Halle 1 und die Halle 5 nur zur Hälfte belegt. Größere Verlage wie Aufbau, Kiepenheuer & Witsch oder Dumont waren nur mit relativ kleinen Ständen präsent – vermutlich aus Vorsicht und Skepsis, ob das Publikum zurückkehrt.

Positiv wirkte sich aus, dass in diesem Jahr die Verlage an ihren Ständen von Beginn an Bücher verkaufen durften. Das war bislang nur der Messebuchhandlung vorbehalten. So bildeten sich lange Schlangen an den Kassen. Einige Verlage waren vom Ansturm überrascht, ihnen drohten die Bücher auszugehen.

Andererseits waren die meisten Messestände eigentlich nicht für den Verkauf und lange Warteschlangen konzipiert. Wer sich nur über Neuheiten informieren, schmökern oder mit Standpersonal ins Gespräch kommen wollte, hatte kaum eine Chance. Es bleibt zu hoffen, dass die Verlage im nächsten Jahr ihre Präsentationen großzügiger planen, um Gedränge zu vermeiden.

Nähere Informationen zur Budde-Villa:
Budde-Haus Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis

Der Roman im ViCON-Verlag

© H.S. Eglund
  • Kurz nach zehn Uhr bilden sich vorm Eingang dicke Trauben. © H.S. Eglund
  • Dirigent an der Straßenbahn: Die Leipziger Verkehrsbetriebe schicken ihre Trams alle fünf Minuten zum Messegelände. © H.S. Eglund
  • Völlig überfüllte S-Bahn am Freitagmorgen. © H.S. Eglund
Freitag, 28. April 2023

Buchmesse: Leipziger Publikum stürmt die Hallen

Nach drei Jahren Pandemiepause hat die Buchmesse in Leipzig wieder ihre Pforten geöffnet. Der Ansturm könnte kaum größer sein. Dabei sind der Donnerstag und der Freitag traditionell eher schwächer besuchte Tage.

Großartiger Auftakt zur Buchmesse in Leipzig: Das bücherdürstende Publikum hat die Messe vom Beginn am Donnerstagmorgen regelrecht gestürmt. Die S-Bahnen und Straßenbahnen zum Hallengelände im Leipziger Norden waren überfüllt, ebenso die Parkplätze. Rund 2.000 Aussteller erwarten die Gäste. Im Rahmen der Messe und des Lesefestes Leipzig liest finden rund 3.000 Veranstaltungen statt.

Neben der Buchmesse findet die Manga Convention statt, die zwei bunte Hallen füllt. Dort treffen sich vor allem fantasievoll verkleidete junge Leute. Die Cosplayer ahmen ihre Heldinnen und Helden aus Comics und Fantasy nach – mitunter eine Augenweide.

Strom der Besucher reißt nicht ab

Traditionell sind der Donnerstag und der Freitag eher schwächer besuchte Tage, in erster Linie kommt Fachpublikum. Erst ab Freitagnachmittag kommen normalerweise die Leserinnen und Leser zur Messe. In diesem Jahr war es anders: Von der Öffnung der Messetore am Morgen des Donnerstags riss der Strom der Besucher nicht ab.

Offenbar hat das Leipziger Publikum gehungert, denn die letzte Messe fand 2019 statt. Danach war Zwangspause aufgrund von Corona. Im vergangenen Jahr wurde nur eine sehr kleine Bücherschau veranstaltet. Nun geht es also wieder voll los, sicher eine gute Nachricht für die Buchbranche.

Das Publikum ist treu

Das Publikum ist treu, auch wenn die Branche von erheblichen Veränderungen gebeutelt wird. Der Buchverkauf ist bundesweit im Jahr 2022 um drei Prozent eingebrochen. Aufgrund der brutalen Gewerbemieten sterben überall die Buchhandlungen. In den Innenstädten dominieren eine Handvoll Ketten, die eigentlich nur noch Bestseller über die Ladentische reichen.

Zudem kämpft die Branche mit enorm steigenden Druckkosten, die sich allein 2022 ungefähr verdoppelt haben. Die Produktion von Papier und die Druckereien brauchen viel Energie, sodass die steigenden Energiepreise durchschlagen. Obendrein spielen digitale Formate eine wachsende Rolle, das gedruckte Buch verliert weiter an Boden.

Egal, es wird gelesen, auf welche Weise auch immer. In Leipzig ist die Hölle los, die Buchmesse kehrt glanzvoll zurück. So oder so, das sind gute Nachrichten.

Lesung von Eglund im Programm Leipzig liest

Am Sonnabend (29. April 2023) um 19 Uhr liest Eglund im Budde-Haus in Leipzig-Gohlis aus seinem Roman Nomaden von Laetoli.

Nähere Informationen zum Veranstaltungsort:
Budde-Haus Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis

Flyer zum Merken und Versenden an Freunde und Bekannte

Der Roman im ViCON-Verlag

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