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H. S. Eglund

Schriftsteller • Writer • Publizist

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H.S. Eglund
Montag, 9. Juni 2025

John Heartfield: Mit Schere und Spott gegen Hitler

Sein Sommerhaus in Waldsieversdorf wurde erhalten – trotz Rechtsstreit und anderen Widrigkeiten. Rund tausend Besucherinnen und Besucher schauen jedes Jahr vorbei. Denn kaum einer hat die Bildsprache der Moderne geprägt wie er – in dunkelster Zeit.

Die Landschaft östlich von Berlin ist von der Eiszeit geformt. Wer als Schüler in Geografie die glaziale Serie pauken musste, weiß: Nach der Grundmoräne der nach Süden vorstoßenden Gletscherzungen folgte die Endmoräne, die in die Sanderebene übergeht. Dorthin floss Schmelzwasser ab, ins Urstromtal.

Östlich von Berlin findet sich welliges Terrain, von zahlreichen Senken durchzogen, heute malerische Seen. Der sandige Boden ist von ausgedehnten Wäldern bedeckt, die bis zur polnischen Grenze reichen, zur Oder und ihrer Niederung. Von der Uckermark bis zur Lausitz entfaltet sich typisches Relief aus der Eiszeit.

Gute Stunde von Pankow

Waldsieversdorf liegt inmitten von Seen, Wäldern und hügeligen Äckern, von Pankow eine gute Stunde entfernt. Bis nach Buckow sind es nur drei Kilometer. Dort hatten Helene Weigel und Bert Brecht in den 1950er Jahren ihr Sommerdomizil. Brecht war es auch, der seinen Freund John Heartfield überredete, sich in der Nähe eine Datsche zu suchen.

Datsche kommt von Datscha, dem russischen Wort für Gartenhaus oder Sommerhaus. Seit 1953 kam Heartfield regelmäßig in die Märkische Schweiz, um sich auszukurieren und zu erholen. Den Krieg hatte er im englischen Exil überstanden, war bei der Rückkehr allerdings gesundheitlich schwer angeschlagen.

Jagd durch Exil

Denn die Nazis hatten ihn seit 1933 gejagt. Erst von Berlin nach Prag, dann nach Frankreich, dann nach London. Nur knapp gelang ihm die Flucht, entging er den Häschern. Eigentlich wollte er (wie Brecht oder George Grosz) in die USA gehen, blieb aber in England hängen.

Auf den Suchlisten der Gestapo stand John Heartfield – bürgerlich: Helmut Herzfeld – bis zum Zusammenbruch des Naziregimes ganz oben. Kein Wunder, war er doch unter allen Gegnern Hitlers der bekannteste und erfolgreichste Künstler. Denn Heartfield, der Erfinder der Fotomontage, stellte seine Kunst kompromisslos in den Kampf gegen den Faschismus.

Beißende Satire gegen Hitler

Mit beißender Satire demaskierte er den Diktator und seine Hintermänner. Eine Fotomontage von Heartfield sagte mehr als tausend kluge Worte, traf Leserinnen und Leser ins Hirn und ins Herz. Die Wucht seiner Bilder ist heute kaum vorstellbar.

Heartfield fotografierte, montierte und publizierte in einer Zeit, als die Bilderflut noch am Anfang stand. Der Rollendruck (Offset) war gerade erfunden worden, Zeitungen erzielten Millionenauflage. Die Reproduktion von Bildern – Fotografien oder Illustrationen – wurde technisch möglich. Farbdruck gewann an Glanz und Bedeutung. Kintopp machte sich auf den Weg, wenn auch Schwarz/Weiß und stumm.

Die Restauration des Militarismus

Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg gründete John Heartfield gemeinsam mit George Grosz und seinem Bruder Wieland Herzfeld den Dadaismus. Diese Kunstrichtung wollte eigentlich das Ende aller Stile, Richtungen und Schubladen sein. Anti-Kunst schlechthin.

Denn alles, was bis zum Krieg als schön, künstlerisch oder intellektuell galt, wurde über den Haufen geworfen. Nicht durch die Dadaisten, sondern durch die Ereignisse an den Fronten. Tatsächlich vollzogen Grosz und Heartfield nur, was der Krieg bereits offengelegt hatte. Denn nach dem unvorstellbaren Grauen der Schlachtfelder war die bürgerliche Kunst de facto erledigt.

Dada stemmte sich gegen die Restaurierung des Militarismus. Mit den politischen Kämpfen seiner Zeit rückte Heartfield immer mehr nach links. Wie sein Bruder gehörte er zu den ersten Mitgliedern der Kommunistischen Partei in Deutschland. Der Pazifist wurde zum entschiedenen Gegner der Nazis – ihr Hass war ihm gewiss.

Versteckt am Däbersee

Das kleine Sommerhaus liegt ein bisschen versteckt am Waldrand, einen Steinwurf entfernt vom Däbersee. An den Wochenende werden Besucherinnen und Besucher durch den Förderverein (Freundeskreis John Heartfield) betreut. Man kann es besichtigen – und beim Besuch stellen sich interessante Parallelen ein.

Heartfield wollte sich nicht auf die private Attitüde vieler bürgerlicher Künstler zurückziehen, deshalb wurde er Kommunist, Agitator im besten Sinne des Wortes. Er gestaltete Buchcover für den Malik-Verlag, den er gemeinsam mit Wieland Herzfeld gegründet hatte.

Auf den Punkt gebracht

Für die Arbeiter Illustrierte Zeitung (AIZ) von Willi Münzenberg und das Parteiblatt der KPD (Die Rote Fahne) lieferte er berühmte Fotomontagen. Keiner hat die Verlogenheit und Brutalität Hitlers und seiner Schergen auf den Punkt gebracht wie er.

Seine Bildsprache wurde und wird überall auf der Welt verstanden, in jeder Kultur. Der Besuch in Waldsieversdorf holt Heartfield aus der verstaubten Schublade der Geschichte, zeigt, wie aktuell sein Werk bis heute ist. Denn Faschismus, Rassismus und Menschenverachtung sind längst nicht bewältigt. Im Gegenteil.

Eine Ikone der DDR

In der DDR wurde Heartfield zur Ikone erhoben. Seine Montagen fanden sich in den Büchern für den Geschichtsunterricht. Jedes Kind kannte zum Beispiel die grinsende Hyäne auf dem Schlachtfeld: Krieg und Leichen, die letzte Hoffnung der Reichen!

Legendär auch seine Deutung des Hitlergrußes: Millionen stehen hinter mir! Ein riesenhafter Kapitalist legt Geldscheine in die erhobene Hand Hitlers, der als Zwerg dargestellt ist. Damit wurde Heartfield gleichermaßen stilisiert wie verkürzt.

Im Dunstkreis von Willi Münzenberg

Dass er im Exil weiter gegen Hitler kämpfte und 1950 in die DDR zurückkehrte, wurde nicht erwähnt. Er gehörte zum Kreis um Bert Brecht, der am Deutschen Theater und am Berliner Ensemble inszenierte. Heartfield schuf seinerzeit viel beachtete Theaterplakate.

Auf die große politische Bühne kehrte er mit seinen Arbeiten nicht zurück. Zum einen wurde der Künstler zum Dunstkreis von Willi Münzenberg gerechnet. Der Medienmodul der KPD hatte sich nach den Schauprozessen in Moskau gegen Stalin gestellt.

Zweites Janusgesicht des Faschismus

Münzenberg erkannte, dass der rote Zar im Kreml nichts anderes war, als das zweite Janusgesicht des Faschismus, Bruder im Geiste Hitlers. Dafür zahlte Münzenberg mit seinem Leben, der sowjetische Geheimdienst hängte ihn auf.

Heartfield galt als Freund des neuen Russlands, viele seiner Arbeiten zeugen davon. Er verehrte Lenin, aber nirgends findet sich ein Lobgesang auf Stalin. Der eiserne Herrscher des sozialistischen Lagers kommt bei Heartfield überhaupt nicht vor.

Unter Beobachtung seiner Genossen

Das machte ihn verdächtig, deshalb war er Partei und Staat in Ostberlin suspekt. Unmittelbar nach seiner Einreise unterzogen sie ihn peinlichen Verhören, um Verbindungen zu Münzenberg oder Trotzki aufzuspüren. Wurde Heartfield in England als Enemy Alien zeitweise interveniert und überwacht, stand er nun unter Beobachtung durch eigene Genossen.

Erst nach langem Hin und Her und durch Unterstützung von Brecht und Stefan Heym wurde er in die Akademie der Künste aufgenommen. 1957 konnte er das Grundstück in Waldsieversdorf pachten, mit Blick durch die Bäume auf den glitzernden See. Zu dieser Zeit war Bert Brecht schon tot, das Berliner Ensemble wurde von Helene Weigel allein weiter geführt.

Jahrelanger Rechtsstreit

Regelmäßig kam Helmut Herzfeld auf das malerische Grundstück, fernab der lärmenden, stickigen Metropole. Seine Frau Gertrud (Tutti) legte einen Waldgarten an, ein einfaches Holzhaus wurde errichtet. Während der sommerlichen Theaterpause zog sich das Paar nach Waldsieversdorf zurück.

John Heartfield starb im April 1968. Sein Grab befindet sich auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin, unweit der Grabstelle von Brecht und Weigel. Tutti überlebte ihn bis Dezember 1983.

Danach ging die Immobilie mit dem Erbe an die Akademie über, deren Mitarbeiter hier die Sommerferien verbrachten. Nach der Wende dauerte es etliche Jahre, bis Besitzansprüche geklärt und das Grundstück der Gemeinde übertragen wurde.

Kleinod in der Märkischen Schweiz

Es ist der Beharrlichkeit der Gemeinde und eines kleinen Freundeskreises zu verdanken, dass Heartfields Sommerhaus weitgehend im Original erhalten wurde und heute zugänglich ist. Wie das Brecht-Weigel-Haus in Buckow oder das Robert-Havemann-Haus in Grünheide gehört Heartfields Sommerhaus zu den versteckten Kostbarkeiten Brandenburgs – immer einen Besuch wert.

Hier treffen Kunstgeschichte und Zeitgeschichte zusammen, werden lebendig, bleiben lebendig. Heartfields Kunst, seine Weltsicht und Weitsicht sind zeitlos gültig. Denn erneut greifen Hass und Ausgrenzung um sich. Der Kampf, dem er sich verschrieb, ist längst nicht zu Ende.

Website des Freundeskreises John Heartfield in Waldsieversdorf.

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H.S. Eglund
Montag, 2. Juni 2025

Hundert Jahre Bauhaus – mehr als blanke Fassaden

In diesem Jahr feiert die Attraktion von Dessau ihr Jubiläum. Nur wenige fruchtbare Jahre waren den Künstlern beschieden, bevor die Nazis dem kreativen Treiben ein Ende setzten. Zum Glück haben Bauten und Ideen die Zeit überdauert.

Dessau ist eigentlich ein Zwilling, an der Elbe gelegen: Mit Roßlau am anderen Ufer bildet die Stadt eine Einheit, verwaltungstechnisch. Bahntechnisch hat Dessau den Vorteil, dass es an den R7 von Berlin angebunden ist. Zwei Stunden vom Alexanderplatz, und man ist am Bauhaus. Guckst Du, was?

Avantgarde und Legende

Das Vierteil der früheren Kunstschule erstreckt sich unmittelbar hinter dem Dessauer Bahnhof, gut zu Fuß erreichbar. Dort waren bekannte Künstler wie Walter Gropius, Oskar Schlemmer, Lyonel Feininger, Paul Klee oder Wladimir Kandinsky gehören heute zur Avantgarde der klassischen Moderne. Das Bauhaus ist ihre Legende.

Das kann man nachlesen, im Internet, in Bibliotheken, manchmal pfeifen es die Spatzen von den Dächern. Uns interessiert der lebendige Ort, konservierte Geschichte in der real existierenden Moderne. Am Tag des Besuchs regnet es. Beste Voraussetzungen, sich auf die Socken zu machen.

Besonders grau und öde

Denn im Regen wirken die gläsernen Fassaden der Bauten besonders grau und öde. Die weiß getünchten Mauern und Wände sehen aus wie schmutziger Schnee, also hellgrau und öde. Im Innern sind die Gebäude in kleine Räume unterteilt; viele kleine Räume mit vielen Türen und Treppchen.

Eigentlich ist man immer damit befasst, eine Tür zu öffnen, um eine andere zu schließen. Die Meisterhäuser hinter dem Ensemble der Kunstschule wirken eng und kalt. Weil die Verglasung im Original erhalten wurde, sind moderne Zweischeiben- oder Dreischeibenfenster unbekannt. Ausheizen kann man die Räume nicht, so dringt das nasskalte Gefühl von draußen durch alle Ritzen.

Wohnkomfort und Energieverbrauch sind von gestern

Zum Glück wohnt niemand mehr regelmäßig in den Meisterhäusern, lediglich zeitweise halten sich dort Künstlerinnen und Künstler zur Residenz auf. So gesehen, sind es eher Sommerhäuser, nach modernen Maßstäben – was Raumkomfort und Energieverbrauch betrifft – überholt.

Doch das ist kein Problem, denn die Gebäude sind ein Museum, ein lebendiges Museum mit Freigelände, das die Meisterhäuser einschließt. Sogar die Trinkhalle von Martin Gropius steht noch, dort gibt es wunderbaren Kaffee und herrlichen Kuchen – und Schutz gegen Regengüsse.

Museum der Kreativität

Die Schilderung der Eindrücke soll klären: Die Gebäude an sich sind leere Hüllen, architektonisch eher langweilig. Aber sie stehen für ein kreatives Konzept, das weit mehr bedeutete als Entwurf und Architektur. Zahlreiche Werkstätten brachten Bauwerk und Handwerk zusammen, brachten eine völlig neue Formsprache in die Welt.

Wenn man diesen Aspekt nicht außer Acht lässt, wird der Besuch im Bauhaus eine besondere Zeitreise. Es wird klar, warum der dumpfe Dogmatismus der Nazis am kosmopolitischen Treiben der Künstlergemeinde und ihrer Studentenschaft scheiterte, scheitern musste.

Erstes Bauhaus in Weimar

Walter Gropius hatte die Kunstschule schon 1919 in Weimar gegründet, unmittelbar nach und unter dem Eindruck der revolutionären Ereignisse, die damals ganz Deutschland erbeben ließen. Bis 1925 durfte das erste Bauhaus in Thüringen seine Konzepte erproben.

Dann wurde der politische Druck zu groß, denn die Nazis erhielten schon Mitte der Zwanziger Jahre in Thüringen die Oberhand. Wem sich Parallelen zur AfD heute aufdrängen, liegt nicht ganz falsch.

Asyl in Dessau

Gropius und die Künstlerkolonie wurden vertrieben, fanden aber Asyl in Dessau, das sich der Kunstschule als neue Heimat anbot. Dort entstanden die prägenden Bauten, die man heute mit Bauhaus assoziiert. Doch 1932 hatten sich die Nazis auch in Dessau breit gemacht.

Noch ein Jahr lang versuchte Gropius den Neuanfang in Berlin, bis die braune Flut die Künstlerinnen und Künstler ins Exil vertrieben. Zum Glück konnten die Nazis ihre Pläne, das Bauhaus dem Erdboden gleichzumachen, nicht verwirklichen.

Bewahrung in der DDR

Und zum Glück hat die DDR trotz der schmalen wirtschaftlichen Mittel das Ensemble bewahrt. Zwar wurden Kompromisse in Kauf genommen. So wurde zum Beispiel die berühmte Fassade des Bauhauses mit Fensterglas und Aluminiumrahmen instandgesetzt. Das Original bestand aus teurem Kristallglas und Stahlstrukturen.

Nach der Wende wurde das Bauhaus ins Weltkulturerbe der Unesco aufgenommen. Das half, um dem historischen Ensemble – und seinen Ideen – zu neuem Glanz aufzupolieren. Denn Geschichte bleibt nur lebendig, wenn sich Menschen dafür interessieren.

Besucherstrom reißt nicht ab

Trotz des Regens riss der Besucherstrom nicht ab. Kolonnen von Neugierigen stolperten zwischen den Meisterhäusern umher, unter bunten Plastikschirmen wie wandelnde Pilze. Beim Gespräch im Foyer der Kunstschule stellt sich heraus, dass die Besucherinnen und Besucher meist sehr gut informiert sind.

Denn das Bauhaus – vor 100 Jahren in Dessau ansässig geworden – hat trotz Vertreibung und Exil, oder deshalb? – weltweit ausgestrahlt. Die Architektur hat sich daran orientiert, von den Wolkenkratzern New Yorks bis zur Gropius-Stadt in Berlin.

Aufbruch und Brennpunkt

Die Verbindung von Bauwerk und Handwerk hatte hingegen wenig Bestand, musste der Industrialisierung weichen. So wirkte der Aufbruch, bis seine schöpferische Energie aufgebraucht war. Die Massensiedlung in Neukölln, faktisch das letzte große Werk von Walter Gropius ist heute ein sozialer Brennpunkt.

Dort lebt eigentlich nur, wer es nicht schafft, anderweitig unterzukommen. Die Neubauten der DDR, als Platte treffend beschrieben, gehören gleichfalls zum Erbe vom Bauhaus. Doch der Gegensatz fällt ins Auge, wenn man durch die Siedlung in Dessau streift: Die Meisterhäuser wirken leicht und luftig. Licht spielt eine wesentliche Rolle, das erkennt man im Innern und an den geometrischen Linien.

Kreativität tanken

Das Bauhaus war ein Experiment, ein Versuch, Kunst und Handwerk neu zu denken und zu leben. Nicht wilhelminischer Pomp, sondern schlichte Einfachheit, nicht Paläste für reiche Eliten sondern Häuser für Jedermann – Bauhaus war revolutionär, ein Kind der Revolution.

Deshalb fällt die Wahl sehr leicht: Entweder Stadtschloss in Berlin oder Bauhaus in Dessau. Ganz klar: Bauhaus. Auch wenn sich manche Hoffnung nicht erfüllte, in der Rückschau von 100 Jahren.

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© Käthe Kollwitz/VdK
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  • Plakat von 1906 zur Deutschen Heimarbeit-Ausstellung © Käthe Kollwitz/VdK
  • Plakat (1924): Deutschlands Kinder hungern! © Käthe Kollwitz/VdK
  • Foto mit Max Liebermann, dessen Grab sich auf dem alten Jüdischen Friedhof an der Schönhauser Allee befindet. © VdK
  • Mutter mit totem Sohn (Pieta) ist ihrem Sohn Peter gewidmet, der in Flandern fiel. © Käthe Kollwitz/VdK
  • Der Tod (1897) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Bilderzyklus zum Weberaufstand: Losbruch! © Käthe Kollwitz/VdK
  • Karl Liebknecht auf dem Totenbett (1919) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Gedenkblatt für Karl Liebknecht (Lithografie 1919/1920) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Die Freiwilligen (1922/1923) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Gespräch mit dem Tod (1923/1924) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Kindersterben (1925) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Saatfrüchte sollen nicht vermahlen werden! (1942) © Käthe Kollwitz/VdK
  • Am Frauentag 2025 (8. März) war die Bronzestatue auf dem Kollwitzplatz mit Blumen geschmückt. © H.S. Eglund
Donnerstag, 1. Mai 2025

Käthe Kollwitz: Arbeit! Frieden! Brot!

Ende April 1945 rückt die Rote Armee auf Meißen und Dresden vor. In Moritzburg stirbt eine Künstlerin, die den Frieden herbeisehnte – ihr Leben lang. Für die alte Frau schwiegen die Waffen zu spät. Rückblick, ein Menschenalter danach.

In den Nachmittagsstunden des 24. April 1945 bewegte sich ein kurzer Trauerzug von der Moritzburger Friedhofskapelle zur Grabstelle an der Mauer. Sechs alte Leichenträger in schäbiger Kleidung trugen den kiefernen Sarg. Knapp ein Dutzend Menschen bildeten das Trauergeleit. Von der Kapelle her erklang das monotone Gebimmel der Totenglocke; es vermischte sich mit dem Kampflärm der nahe gerückten Front.

Dieser Bericht stammt vom Maler Otto Nagel, zeitlebens enger Freund von Kollwitz. Abgedruckt ist er im bildgewaltigen Konvolut, das die Akademie der Künste der DDR im Jahr 1962 vorlegte. Darin wird das beeindruckende Werk und das Leben von Käthe Kollwitz gesichtet, eingeordnet und erläutert.

Neu ins Bewusstsein gerückt

Es ist bleibendes Verdienst Nagels, dass er die verstorbenen Mahnerin neu ins Bewusstsein rückte. Wenn man das Buch heute zur Hand nimmt, offenbart es verblüffende Schlichtheit. Es komm ohne jeden Pathos aus.

In der DDR der 1970er und 1980er Jahre gehörten die Arbeiten der Kollwitz zum offiziellen Kanon. Sie wurde als Kämpferin gegen den Imperialismus definiert, ihre Grafiken und Plastiken schmückten die Geschichtsbücher. Als Ikone galt ihr Linolschnitt vom aufgebahrten Karl Liebknecht, an dessen Leichnam trauernde Arbeiter defilieren.

Ohne Pathos, ohne Mystik

1962 kommt Nagel noch ohne Pathos aus, ohne Mystik von Revolution, Kampf und Aufbau. Worte wie Sozialismus oder Imperialismus kommen in dem gut lesbaren Text überhaupt nicht vor. Hier steht Käthe Kollwitz als Mensch, den Nagel außerordentlich gut kannte.

Otto Nagel war Anfang der 1920er Jahre bereits ein bekannter Künstler. Für Käthe Kollwitz stellte er den Kontakt zum linken Verleger Willi Münzenberg her. Nagel war auch eng mit Heinrich Zille (1858-1929) befreundet.

Ausstellungen in Sowjetrussland

Im Jahr 1932 organisierte er Kollwitz-Ausstellungen in Moskau und Leningrad, die er selbst mit Vorträgen eröffnete. Unter den Nazis als Arbeitermaler verschrien, saß er bis 1937 im KZ Sachsenhausen und schlug sich bis Kriegsende als Straßenmaler durch.

Nach dem Krieg gründete er in der sowjetischen Besatzungszone den Kulturbund mit, war zwischen 1953 und 1958 Professor an der Kunsthochschule in Weißensee, von 1956 bis 1962 Präsident der Akademie der Künste der DDR. Dennoch ließ er sich nicht der Politik vereinnahmen, forderte freie Kunst. Sein Grab in Friedrichsfelde ist Ehrengrab des Landes Berlin.

Eckhaus am Kollwitzplatz

In Friedrichsfelde liegt auch Käthe Kollwitz, an der Seite ihres Mannes Karl, der im Juli 1940 verstarb. Beide hatten viele Jahre am damaligen Wörther Platz in Prenzlauer Berg gewohnt, seit 1947 in Kollwitzplatz umbenannt.

Das Eckhaus lag in der Weißenburgerstraße, heute Kollwitzstraße. Im Krieg zerbombt, befindet sich heute am schmucklosen Neubau eine Hinweistafel. Das Ehepaar Kollwitz war im Kiez nicht unbekannt. Frühzeitig hatte sich der Arzt Karl Kollwitz mit den sozialen Ursachen von Armut, Elend und Hunger befasst.

Kompromisslos bis zur Schmerzgrenze

Seine Frau fand dafür eine Bildsprache, die in ihrer Klarheit und Schlichtheit unerreicht blieb. 1927 schrieb Otto Nagel in einem Aufsatz: „Käthe Kollwitz schöpft aus dem Leben selber. Dies gibt ihrem Schaffen die ungeheure Kraft und Eindringlichkeit.“

Kompromisslos bis zur Schmerzgrenze prangert sie Elend, Armut und Krieg an. Das wirkte politisch, in höchstem Maße politisch, wie jeder Widerstand gegen das Unrecht in der Welt. Es ist aber nicht politisierend, sondern künstlerische wie kulturelle Meisterschaft. Jeder Mensch – egal, aus welchem Kulturkreis oder welcher Weltecke – versteht ihre Plastiken und Zeichnungen sofort.

Fragen an Dich und Mich

Otto Nagel schrieb: „Jedes Blatt behandelt brennende Fragen für dich und für mich, für uns alle.“ Schon in den 1890er Jahren hatte sich die Kollwitz mit ihren frühen Versuchen zum Weberaufstand und zum Elend von jeglicher Mode verabschiedet.

Nach dem Ersten Weltkrieg kam der Expressionismus auf, Dada machte Furore. Dagegen Kollwitz: Sie trat mit einer Klarheit auf, die an Albrecht Dürer erinnert – allerdings mit deutlich gröberem Strich. Seit Dürer hat niemand so ausdrucksstarke Hände gezeichnet, und Hände sind in der Malerei bekanntlich das Schwerste.

Striche, die anklagen, schreien

Kein Strich in ihren Bildern, der nicht Stellung nimmt, der nicht schreit, nicht anklagt. Dieses Urteil von Otto Nagel hat uneingeschränkte Gültigkeit: „Was uns bei ihrer Kunst packt, aufrüttelt und erschüttert, sind Menschenschicksale und Menschenherzen, sind Krieg, Hass, Kampf, Liebe, Freiheit, Not und Tod.“

Die Askese ihrer Figuren ist in Hunger und Zermürbung begründet. Es gibt etliche Fotos oder Selbstbildnisse von der Kollwitz, nur auf einem Bild lächelt sie. Heldisches Pathos, Sucht nach Ruhm oder nationale Verklärung von Gewalt und Eroberung fehlen bei ihr völlig.

Nach dem Großen Krieg setzte sie große Hoffnungen in die junge Republik. Ebenso groß war ihre Enttäuschung, sowohl über den Wankelmut der Sozialdemokraten, wie über die Kommunisten, die sich in Flügelkämpfen zerstritten und kaum Alternativen boten.

Unrecht als zentrales Thema

Käthe Kollwitz hat soziales Unrecht schon vor 1914 zum wichtigsten Thema ihres künstlerischen Ausdrucks gemacht. Angeregt durch Gerhart Hauptmanns „Weber“ schuf sie 1897 den Blätterzyklus „Der Weberaufstand“.

Adolph von Menzel empfahl ihn für eine Auszeichnung, doch der Kaiser verweigerte die Ehrung. Unmöglich konnte er Aufruhr und Ungehorsam offiziell goutieren.

Aus dem Kiez kannte sie die tägliche Not der Proletarierfamilien, die die Frauen am härtesten traf. Denn zur prekären finanziellen Lage und Obdachlosigkeit kamen Alkohol und männliche Gewalt. Zudem blieben die Frauen bei der Versorgung ihrer Kinder meist auf sich allein gestellt. Seit der Jahrhundertwende entwickelte Käthe Kollwitz ihren charakteristischen Stil, der das Elend unverblümt zeigte.

Verlust und Schmerz

Das Ehepaar hatte zwei Söhne. Hans (geb. 1892) wurde später gleichfalls Mediziner. Er überlebte beide Kriege, war nach 1945 Amtsarzt in Tempelhof und starb 1971 in Westberlin. Peter (geb. 1896) war nur kurzes Leben bestimmt: Zehn Tage nach seinem Abmarsch zur Westfront fiel er in der Flandernschlacht, im Oktober 1914.

Mit dem Tod des Sohnes begann ihr persönlicher Kampf gegen den Krieg, gegen den Wahnsinn des massenhaften Mordens in den Schützengräben in Belgien, Frankreich und Russland. 1916 schrieb sie:

Nun dauert der Krieg zwei Jahre, und fünf Millionen junge Männer sind tot, und mehr als nochmal so viele Menschen sind unglücklich geworden und zerstört. Gibt es noch irgend etwas, was das rechtfertigt?

Alle betrogen!

In der DDR hat man versucht, ihr Werk in die Nähe von revolutionären Strömungen zu rücken. Man kann Otto Nagels Werkschau aus dem Jahr 1962 durchaus als Versuch werten, dieser Entstellung entgegen zu wirken. Er zitiert aus einem Brief der Kollwitz:

Wir waren alle betrogen damals. Und der Peter lebte vielleicht noch, wenn nicht dieser furchtbare Betrug gewesen wäre. Der Peter und Millionen, viele Millionen anderer. Alle betrogen.

Unwillkürlich ist man an die Romane von Erich Maria Remarque erinnert, oder an „Krieg“ und „Nachkrieg“ von Ludwig Renn. Über die Novemberrevolution von 1918 schrieb sie:

Es ist wohl eine Enttäuschung da. Nach dem Zentnerdruck der Kriegsjahre, nach dem vollkommenen Zusammenbruch des Alten, nachdem nun Deutschland nackt, neu, noch ganz ungeprägt und ungestempelt dastand – erwartete man alles. Das Kühnste. Ganz neues. Man lechzte nach Wahrheit, Brudersinn, Weisheit. Das waren die Revolutionstage. Was geworden ist, hat ein etwas anderes Gesicht bekommen, als man geträumt hat. Das Kind ist kein Wunderkind geworden, sondern ähnelt seinen Eltern etwas sehr.

Eine Zeichnung aus dem Leichenhaus

Ein Jahr später war die Revolution im Blut ertränkt. Luxemburg und Liebknecht wurden viehisch ermordet, mit ihnen viele andere. In einem Brief berichtete sie ihrer Freundin, dass sie am Begräbnistag früh im Leichenhaus eine Zeichnung von Karl Liebknecht machte:

Er sah sehr stolz aus. Um die zerschossene Stirn waren rote Blumen gelegt.

Das hat eher etwas Mütterliches, das ist keine heldische Pose. Ihre Zeichnung des Ermordeten geht Jahrzehnte später in die Geschichtsbücher der DDR ein. Da wurde der Mord an Liebknecht zum Märtyrertod stilisiert, um andere Opfer zu rechtfertigen.

Mit den Intentionen der Künstlerin hatte das nichts zu tun. Ihre Bilder mahnen, rütteln auf, zwingen dazu, sich gegen Unrecht zu stellen – im Kleinen wie im Großen. Über ihre letzten Stunden 1945 schrieb Otto Nagel:

Die Mütterlichkeit, mit welcher sie selbst ein Leben lang die Menschen beschenkt hatte, war ihr in dieser schweren Zeit als schmerzendes Leid geblieben. Der Tod, dem sie nicht feind war, mit dem sie eigentlich ihr ganzes Leben lang freundschaftliche Gespräche geführt hatte und den sie doch so fürchtete, war schneller mit seiner Umarmung.

Peters Grab in Flandern

Im Juni 1924 reiste sie mit Karl Kollwitz nach Roggevelde in Belgien, zum Soldatenfriedhof mit Peters Grab. Nie hat sie diesen Verlust verwunden, trotz des erneut aufkommenden Heldengeschreis in den Medien und politischen Zirkeln der Weimarer Republik:

Und nun dieser Eindruck: Kreuz an Kreuz! Bei manchem war das ursprüngliche größere Holzkreuz, verwittert schon, heruntergenommen, meist aber waren es niedere gelbe Holzkreuzchen. Ein kleines Blech in der Mitte trug den Namen und die Nummer. So fanden wir unser Grab. Wir schnitten von einem blühenden Heckenrosenstrauch drei Röschen ab und steckten sie am Kreuz in die Erde. Sein Letztes liegt da im Reihengrab, ziemlich eng aneinander die gleichmäßigen Kreuzchen. So ist der ganze Friedhof, meist nackte gelbe Erde. Alles ist still, aber die Lerchen jubeln.

1932 stellte sie zwei gewaltige Plastiken ans Grab, gewaltig im Sinne von unsagbarer Trauer. Mutter und Vater im Gram gebeugt, tragen ihr und Karls Antlitz. Sie stehen noch heute, der Stein überstand die Zeiten.

Kinder standen Modell

In frühen Arbeiten hat Kollwitz oft das Elend der Berliner Arbeiterfamilien dargestellt. Ihre Zeichnungen von hungernden oder schlafenden oder sterbenden Kindern lassen niemanden unberührt. Damals standen meist Hans und Peter Modell, ihre Züge finden sich in berühmten Grafiken.

Ihre wichtigste Arbeit – die Pieta – hat sie Peter gewidmet. Sie entstand 1938. Das Original befindet sich im Käthe-Kollwitz-Museum in Köln: Eine verzweifelte Mutter hält ihren toten Sohn im Schoß. Seit 1993 hockt die vergrößerte Replik in der Neuen Wache in Berlin, Unter den Linden.

Nach dem Sohn auch der Enkel

Im September 1942 fiel ihr Enkel Peter, Sohn von Hans Kollwitz, im fernen Russland. Das Schicksal schien sich zu wiederholen. Kurz darauf entstand ihre letzte grafische Arbeit. Danach legte sie den Griffel für immer aus der Hand.

Ein Jahr später wurde sie wegen der Bomben aus Berlin evakuiert. Mitte Mai fuhr sie zunächst in den Harz. Da stand das geliebte Haus in der Weißenburgerstraße noch.

Ende 1944 erhielt Otto Nagel die letzte persönliche Nachricht von ihr – aus Moritzburg bei Dresden. Dort hatte ihr ein sächsischer Prinz und Liebhaber ihrer Kunst eine Unterkunft angeboten, im Nebengelass des Schlosses. Am Karfreitag 1945 (30. März) kam Hans Kollwitz ein letztes Mal aus Berlin, um seine Mutter zu besuchen. Aus seinen Erinnerungen:

Ich las ihr die Ostergeschichte aus dem Matthäusevangelium, die sie früher so oft als Oratorium gehört hatte, und den Osterspaziergang aus ihrem geliebten Faust vor. Wie eine Königin im Exil wirkte sie, trotz aller Zerstörungen von einer bezwingenden Güte und Würde. Das ist das letzte Bild, das ich von ihr habe.

Käthe Kollwitz starb drei Wochen später, am 22. April 1945. Bis zuletzt hatte sie ihre Enkelin Jutta um sich. Noch einmal sei Otto Nagel zitiert:

Die Glocke der Kapelle auf dem Moritzburger Friedhof schwieg. Der Lärm krepierender Granaten und krachender Bomben, der von Meißen herübertönte, kündete das bevorstehende Ende von dem, was sie, deren Sterbliches man in die Erde bettete, so sehr gehasst hatte. Der Frieden, auf den sie vergeblich gewartet und gehofft, kam zu spät für die alte Frau in Moritzburg.

Mitte Juli wurde ihr Leichnam aus der Grabstelle an der Moritzburger Friedhofsmauer exhumiert und in Meißen eingeäschert. Wie es Käthe Kollwitz gewünscht hatte, wurde die Urne nach Berlin überführt und auf dem Friedhof in Friedrichsfelde neben ihrem Mann bestattet.

Die Zitate und Bilder entstammen dieser Werkschau:

Käthe Kollwitz
von Otto Nagel
herausgegeben von der Akademie der Künste der DDR
VEB Verlag der Kunst Dresden, 1963
(ohne ISBN, abgekürzt VdK)

Dauerhafte Ausstellungen:

Kollwitz-Museum in Berlin

Käthe Kollwitz Museum Köln

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© H.S. Eglund
Donnerstag, 10. April 2025

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Karges Land in brütender Hitze: Nahe der Grenze von Äthiopien nach Eritrea liegt die Stadt Aksum, auf dürrem Terrain, das zu trocken und zu ausgedörrt ist, um gute Frucht zu ernten. Und doch vermuten Archäologen ausgerechnet hier Punt, legendäres Paradies der alten Ägypter.

Inschriften der Kaiserin Hatschepsut belegen, dass sie schon 15 Jahrhunderte vor Beginn unserer Zeitrechnung eine große Expedition aussandte, um mit den sagenhaft reichen Herrschern von Punt ins Geschäft zu kommen.

Im Totentempel der Pharaonin wird Punt wegen seiner Erze, seines Holzes und der Myrrhe gelobt. Heute ist davon in Aksum nichts mehr zu entdecken. Dennoch weisen Ausgrabungen und vor allem seltsame Obelisken daraufhin, dass dieser Weltwinkel einst sehr reich und fruchtbar war.

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Dienstag, 7. Januar 2025

Aktueller Ratgeber für 2025: 250 Tipps für solaren Eigenstrom

Die Redaktion des Fachmediums photovoltaik hat einen aktuellen Ratgeber erstellt – für private und gewerbliche Solarkunden. Er informiert praxisnah über Photovoltaik, Stromspeicher, elektrische Heizsysteme, E-Mobilität und Kleinwindkraft. Der Ratgeber steht zum kostenlosen Download bereit.

Ob eigenen Strom vom Dach fürs Eigenheim oder für Unternehmen, Landwirte sowie Kliniken oder Schulen. Eine Investition in Solarstrom lohnt sich auf mehreren Ebenen. Mit einem kundigen Planer und Installateur an Ihrer Seite können Sie selbst komplexe Versorgungskonzepte bedarfsgenau planen, installieren und nutzen – um Ihre Energiekosten nachhaltig zu senken.

Abbau von bürokratischen Hürden

Der Solarkunde sollte wissen, was er braucht und die richtigen Fragen stellen. Dabei hilft der Ratgeber 2025 mit Tipps zu verschiedenen Aspekten der solaren Energieversorgung rund um die saubere Versorgung mit Strom, Wärme und Mobilität.

Zudem wurde eine Übersicht über die finanzielle Förderung und deren Anlaufstellen in Deutschland, Österreich und der Schweiz erstellt. Es wird erklärt, welche Rechte und Pflichten mit dem Betrieb von Solaranlagen verbunden sind. Das aktuelle EEG, steuerliche Vereinfachungen und das anstehende Solarpaket wurden berücksichtigt.

Möglichst hohe Autarkie erreichen

Das Themenspektrum des Ratgebers umfasst Photovoltaik, Solarstromspeicher, solarelektrische Raumwärme und Warmwasser, Kühlung, Lüftung und Kältetechnik, Elektromobilität, Brennstoffzellen, BHKW, Kleinwindkraft, PVT-Kollektoren, Preisinformationen, Rechte & Pflichten sowie Steuertipps. Ein umfangreiches Adressverzeichnis für Installateure und Planer erleichtert die regionale Suche und Kontaktaufnahme.

250 Praxistipps zum kostenlosen Download

Der Ratgeber 2025 „250 Praxistipps für Autarkie“ steht online als PDF nach kurzer Registrierung zum kostenlosen Download bereit. Er wurde speziell für private und Gewerbekunden entwickelt und enthält viele Tipps rund um die solare Eigenversorgung.

Neu in dieser Auflage sind umfangreiche Trendberichte zu Balkon-PV, bidirektionalem Laden, elektrischen Direktheizungen (Infrarot) und Gemeinschaftsanlagen. Das Werk hat knapp 200 Seiten.

Hier geht es zum kostenlosen Download (nach Registrierung)

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© H.S. Eglund
  • Sprung von Zürich nach Ostafrika - aufmerksam folgte das Publikum der Lesung. © Conny Vischer
  • Maitre Gerry Kasaija und sein Team hatten ein wunderbares Buffet gezaubert. © Conny Vischer
  • Der Autor bei der Arbeit. © Conny Vischer
Freitag, 1. November 2024

Kulinarische und literarische Feinkost in Zürich

Im Restaurant African Queen standen die Nomaden von Laetoli im Mittelpunkt einer spannenden Lesung. Das Publikum ließ sich anregen, diskutierte kräftig und langte ordentlich zu: Am Buffet warteten erlesene Speisen aus Afrika.

Schon zum zweiten Mal kam Eglund zum Lesefest Zürich liest und ins Restaurant African Queen am Hauptbahnhof. Mehr als zwanzig Plätze waren gefüllt, ebenso das Buffet mit speziellen Gerichten aus verschiedenen Regionen Afrikas. So kam das Publikum zwiefach auf seine Kosten: leiblich und geistig, Freude für Gaumen und Seele.

Das Publikum ließ sich fesseln, wagte den Sprung zum Rift Valley, zum Grabenbruch im Osten Afrikas. Leseproben aus dem Roman Nomaden von Laetoli wechselten sich mit Getränken und Speisen ab. Am Ende diskutierten Publikum und Autor lebhaft über nomadisierende Frühmenschen und den Nomaden, der in jedem von uns steckt.

Zum Roman Nomaden von Laetoli

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© Conny Vischer
Donnerstag, 3. Oktober 2024

African Queen – Eglund liest in Zürich

Ende Oktober 2024 findet wieder das herbstliche Literaturfest in der Schweizer Metropole statt. Eglund stellt im Restaurant African Queen seinen Roman Nomaden von Laetoli vor – und kulinarische Delikatessen aus Ostafrika.

Am 26. Oktober 2024 findet ab 18 Uhr im Restaurant African Queen (Stampfenbachstrasse 70) eine Romanlesung mit äthiopischem Buffet statt. Zunächst erläutern Wirt und Autor kulinarische Kostbarkeiten aus dem ostafrikanischen Land. Das Dinner wird von einer Lesung aus dem Roman Nomaden von Laetoli begleitet.

Nomaden von Laetoli – der Roman

Der Roman spielt unter anderem in der Hauptstadt Addis-Abeba und Axum, im Norden Äthiopiens. Eintritt (inkl. Speisen): 60 CHF, um Anmeldung wird gebeten (mail@vicon-verlag.ch).

Flyer zum Download und zur Weitergabe

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© Daimler/Powerstrust/Wirsol/Solarwatt
Montag, 30. September 2024

Sonnenstrom für Firmen: Mehrbelastung oder Vorteil im Wettbewerb?

Der nächste Treffpunkt Sonnenbürger in Leipzig bringt Akteure der Energiewende mit Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Am 6. November 2024 geht es um Sonnenstrom für Gewerbe und Industrie. Mit Sonnenstrom von Dächern und Fassaden die Energiekosten senken – Märchen oder Chance?

Gastgeber ist Heiko Schwarzburger, Chefredakteur des Fachmagazins photovoltaik. Im soziokulturellen Zentrum Budde-Haus in Leipzig-Gohlis führt er kurz in das Thema ein und präsentiert einige Beispiele. Anschließend diskutiert er mit Dr. Tilman Zimmermann-Werner, Geschäftsführer der Sächsischen Energieagentur (Saena). Die Saena unterstützt zahlreiche Projekte im Freistaat und berät Unternehmen bei der Energiewende.

Beratung von sächsischen Unternehmen durch die Saena

Neben Fragen der Investition und Amortisation geht es um die systematische Analyse von Firmengebäuden, damit sie sich selbst mit sauberem Strom versorgen. Denn große Dächer, Fassaden und Überdachungen von Parkplätzen bieten zahlreiche Möglichkeiten, um die Energiekosten, Emissionen und somit CO2-Steuern zu senken.

Maschinenbaufabrik in Sachsen produziert mit Solarstrom – auch aus dem Speicher

Die Veranstaltung im Überblick

Sonnenstrom für Firmen: Mehrbelastung oder Vorteil im Wettbewerb?
Solare Energiewende – Mehr Demokratie wagen!
Gespräch und Diskussion am 6.11.2024 ab 19 Uhr
Saal des Budde-Hauses – Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis
Lützowstraße 19, 04157 Leipzig

Hier finden Sie alle Veranstaltungen der Budde-Villa in Leipzig-Gohlis.

Die Veranstaltungsreihe soll Bürgerinnen und Bürger Leipzigs ermuntern, die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen. Sie bringt Menschen und ihre Projekte zusammen, um nützliche Informationen auszutauschen und vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen zu nutzen.

Ratgeber 2024: 222 Tipps für solaren Eigenstrom

Auch konträre Argumente kommen zur Diskussion. Veranstalter sind das Budde-Haus und das Fachmedium photovoltaik, vertreten durch Chefredakteur Heiko Schwarzburger.

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© H.S. Eglund/Jürgen Schrödl
Donnerstag, 19. September 2024

Treffpunkt Sonnenbürger in Leipzig: Solare Fassaden gewinnen an Bedeutung

Architektur und Solartechnik zu verbinden, ist bislang eine Nische. Weil die Sache komplex ist und besonders viele Vorschriften zu beachten sind, gelten Solarfassaden als Königsklasse der Energiewende. Zunehmend werden sie sichtbar. Denn sie bieten neue Möglichkeiten zur ästhetischen Gestaltung und senken die Betriebskosten der Gebäude.

Beim dritten Treffpunkt Sonnenbürger am 18. September 2024 im Kulturzentrum Budde-Haus im Leipziger Stadtteil Gohlis wurde wieder kräftig diskutiert. Ein heißes Thema stand auf dem Programm: Gibt die Solartechnik an der Fassade den Architektinnen und Architekten neue Möglichkeiten an die Hand? Welche Chancen ergeben sich für die Betriebskosten der Gebäude, wenn Dächer und Fassaden sauberen Strom erzeugen?

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Beispiel ist der neue DHL-Campus in Schkeuditz: Das Parkhaus wurde mit einer 140 Meter langen Solarfassade verkleidet, die eine dreidimensionale Welle darstellt. Die Giebel nach Osten und Westen wurden gleichfalls mit Solarmodulen belegt, ebenso das Dach. Ein echter Hingucker, der zudem durch geringe Nebenkosten überzeugt.

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Gastgeber war Heiko Schwarzburger, Chefredakteur des Fachmagazins photovoltaik. Im soziokulturellen Zentrum Budde-Haus in Leipzig-Gohlis diskutierte er mit Cornelia von Domaros und Sebastian Graf vom Architekturbüro Von Domaros sowie mit Hannes Koefer vom Projektentwickler Leiptziger Stadtbau AG.

Das Team hat den Campus geplant und die Solarfassade – trotz der hohen Anforderungen durch Bauvorschriften und Brandschutz geplant und realisiert. Für die Architekten und den Projektträger war es das erste Projekt dieser Art. Weitere sind bereits in Planung.

Webseite der Leipziger Stadtbau AG

Website des Architekturbüros Von Domaros in Leipzig

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Schnell entspann sich ein Ideenaustausch mit dem Publikum, das Fachleute und Laien vereinte. Nun richten sich die Blicke nach vorn, auf den nächsten Termin im Herbst:

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Solare Energiewende – Mehr Demokratie wagen!
Gespräch und Diskussion am 6.11.2024 ab 19 Uhr
Saal des Budde-Hauses – Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis
Lützowstraße 19, 04157 Leipzig

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Die Veranstaltungsreihe Treffpunkt Sonnenbürger soll Bürgerinnen und Bürger Leipzigs ermuntern, die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen. Sie bringt Menschen und ihre Projekte zusammen, um nützliche Informationen auszutauschen und vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen zu nutzen.

Auch konträre Argumente kommen zur Diskussion. Veranstalter sind das Budde-Haus und das Fachmedium photovoltaik, vertreten durch Chefredakteur Heiko Schwarzburger.

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© AltaSea
  • 77 neben der Pose: Wir gratulieren! © H.S. Eglund
  • Das Bett seiner Kindheitsträume. © H.S. Eglund
  • Typische Wandtafel aus der Volksschule in Thal, Mitte der 1950er Jahre. © H.S. Eglund
  • Einfache Sitzecke für die Familie Schwarzenegger: Mutti, Vater und zwei Brüder. © H.S. Eglund
  • Das Haus wurde 1806 erbaut. Entsprechend spartanisch war die Küche eingerichtet. © H.S. Eglund
  • Fitness-Klubs gab es damals noch nicht, zumindest nicht in Österreich. © H.S. Eglund
  • Mit einfachsten Mitteln begann er damals sein Training. © H.S. Eglund
  • Wie jeder junge Mann musste auch Arnold Alois zum Bundesheer. © H.S. Eglund
  • Sein Schreibtisch aus dem Office des Gouverneurs von Kalifornien. © H.S. Eglund
  • Wachsfigur des Governators im Museum in Thal. © H.S. Eglund
  • Hier ist er 2011 mit Secretary of the Interior Ken Salazar bei der Inbetriebnahme eines solarthermischen Kraftwerks zu sehen. © DOI/Tami A. Heilemann
  • Als Gouverneur von Kalifornien engagierte sich Arnie für große Spiegelkraftwerke in der Wüste. © DOI/Tami A. Heilemann
  • Solaranlage auf dem Blatterlhof, in unmittelbarer Nachbarschaft von Schwarzeneggers Geburtshaus. © H.S. Eglund
Dienstag, 6. August 2024

Für Arnie zum Jubiläum – die Sonne und der Muskelprotz

Im Geburtshaus des Athleten, Schauspielers, Politikers und Aktivisten der Solarbranche kann man Mut tanken. Denn kein Traum, keine Vision scheint zu groß, um sie nicht zu erreichen. Ein Besuch in Thal bei Graz.

Arnold Alois Schwarzenegger feierte Ende Juli ein Jubiläum, die Dekoration an seinem Geburtshaus in Thal weist darauf hin. In Hollywood-Manier, überhaupt nicht staatstragend oder steirisch-konservativ, eher fröhlich – mit Selbstironie. Zwei metallisch glänzende Ballons markieren 77, unmittelbar neben der Pose des weltbekannten Bodybuilders: Kaum ein Besucher kann sich das Lächeln verkneifen.

Mehr als 30.000 Besucherinnen und Besucher kommen jedes Jahr in das unscheinbare Wohnhaus am Rand von Thal, zwischen verfallener Burgruine und freiem Feld. Thal liegt östlich von Graz, den Berg hinauf, auf der anderen Seite der Autobahn A9, die gen Süden nach Slowenien führt. Es ist ein typisches Städtchen der Steiermark mit kleinen Gehöften, verzierten Häuschen, verwinkelten Gassen und viel, viel Grün.

Ein Leben wie ein Märchen?

Hier kam am 30. Juli 1947 Arnold Schwarzenegger zur Welt, inmitten der kargen, harten Nachkriegsnot, die in Österreich nicht linder war als in Deutschland. In seinem Geburtshaus zeichnet eine hervorragend ausgestattete Ausstellung seinen Lebensweg nach, der beinahe wie ein Märchen klingt – die Verwirklichung des American Dream.

Denn der Sohn des Ortspolizisten von Thal und dessen Gattin begann zunächst, wie nahezu jeder Junge in der Steiermark in jener Zeit: in einfachen Verhältnissen, streng vom Vater erzogen, von der Mutter liebevoll umsorgt. Nichts deutet darauf hin, welche Karriere vor ihm lag.

Oder doch? Vom Vater erbt er Härte, wie es später bekennt, vor allem Härte gegen sich selbst. Und die „Mutti“ gibt ihm Mitgefühl auf dem Weg, prägt seine weiche Seite,

Wenig Verständnis vom Vater

In der Steiermark fährt man Ski oder reitet. Arnold hingegen beginnt, mit Hanteln zu üben. Er will seine Muskeln spüren. Die Mutter nimmt ihn gegen den Vater in Schutz, der für diese Neigung seines Sohnes wenig Verständnis hat. Nach Volksschule in Thal und Hauptschule in Graz wird Arnold zum Bundesheer eingezogen, zu einem Panzerbataillon in der steirischen Hauptstadt.

Gerade 20 Jahre alt, wandert er 1968 nach Amerika aus. Er wird Bodybuilder, wird mehrfach Weltmeister und Mister Olympia, wird einer der Väter der Fitness-Bewegung.

Im Hollywood-Schinken Conan der Barbar gibt er eine prachtvolle Figur. Sein Talent fürs Schauspiel ist begrenzt, aber darum geht es im Genre der Action-Filme nicht. Schwarzenegger wird zu Ikone, beinahe jeder seiner Filme spielt Millionen ein.

Hart gegen sich selbst

Im Museum in Thal bekommt man eine gute Vorstellung, wie hart Schwarzenegger trainiert haben muss, um seine Ziele zu erreichen. Ihn auf seine Muskeln zu reduzieren, heißt, ihn zu unterschätzen. Für Filme wie Terminator braucht man eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein, um derart erfolgreich zu sein. Und man muss früh aufstehen, um diese Rolle überzeugend zu füllen – immer aufs Neue.

Die Besucherinnern und Besucher seines Geburtshauses in Thal kommen aus der ganzen Welt. Überall ist Arnie ein Begriff, ist Idol und Vorbild, vor allem für Jüngere. Nicht nur, weil er in unzähligen Blockbustern seine Muskeln spielen ließ. Sondern weil er immer auf Distanz zu den Filmhelden gegangen ist, die er verkörperte. Kaum ein Schauspieler in Hollywood kann so gut über sich selber lachen.

Arnie ist Arnold geblieben

Arnie ist Arnold geblieben, der Junge aus der Steiermark, eine steirische Eiche. Er ist Amerikaner geworden, wurde drüben zur öffentlichen Figur. Von den Medien wenig beachtet, erwarb er 1979 an der Universität von Wisconsin einen Bachelor in Betriebswirtschaftslehre. Das Studium war nicht einfach, denn aufgrund der Visa-Bestimmungen war ihm ein normales Studium untersagt.

Doch Arnie biss sich durch. 1983 wurde er US-Bürger. 1986 heiratete er Maria Shriver, die Nichte von John F. Kennedy. Zu dieser Zeit saß Ronald Reagan im Weißen Haus, ehemals Gouverneur von Kalifornien.

Schwarzenegger bewunderte ihn, und mit Reagans Protektion stieg er in der Republikanischen Partei auf. Dass Schwarzenegger 2003 als Governator von Kalifornien vereidigt wurde, beweist, dass er nicht nur Muskeln hatte, sondern auch Köpfchen.

Politische Verantwortung übernehmen

Und dass er Verantwortung übernimmt. Bis 2011 bekleidete er das wichtigste politische Amt des reichsten Staats der USA. 2006 gab er beispielsweise das Ziel aus, eine Million Dächer in Kalifornien mit Solarmodulen auszustatten. 2019 wurde dieses Ziel erreicht.

Schwarzenegger wurde einer der wichtigsten Förderer der Solarenergie in Kalifornien, in den Staaten, weltweit, ist es bis heute geblieben. So unterstützte er den Bau großer solarthermischer Kraftwerke in der Wüste, engagiert sich für erneuerbare Energien und Umweltschutz.

Unter seiner Ägide wurde in Kalifornien der Global Warming Solutions Act (AB 32) verabschiedet, der die Reduktion der Emissionen zum Staatsziel erhob. Damit wurde Kalifornien Vorbild für viele ähnliche Gesetze in anderen US-Staaten.

Deutlich mehr als zehn Gigawatt im Golden State

Heute hat Kalifornien fast zwei Millionen Solardächer, die zusammen weit über zehn Gigawatt leisten. Zwei Drittel der Anlagen sind private und kommerzielle Systeme, etwa ein Drittel befindet sich auf öffentlichen Gebäuden oder Freiland. Deshalb wird Arnie gelegentlich als „Godfather of California solar“ betitelt.

Bis heute macht sich Arnie für die solare Energiewende stark. Vor zwei Jahren wetterte er medienwirksam gegen den Versuch, in Kalifornien eine Solarsteuer für Hausbesitzer einzuführen. Und vor Jahresfrist sah man sein breites Grinsen in der Kamera, als er das neue Solardach des Forschungszentrums Alta Sea in Los Angeles in Betrieb setzte. Die Anlage umfasst vier Acres, rund 1,6 Hektar. Sie versorgt den Campus von Alta Sea mit sauberem Strom.

Träume aus der Kinderstube

Skeptiker predigen gern: Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Erfrischend, wie Arnie dagegen setzt: Die Veränderung der Welt beginnt mit Träumen in der Kinderstube, mit Visionen und harter Arbeit an sich selbst. Geh Deinen Weg, und lass die Leute reden! Dann ist alles möglich. Happy birthday!

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Der nächste Treffpunkt Sonnenbürger in Leipzig bringt Akteure der Energiewende mit Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Am 18. September 2024 geht es um solare Architektur. Sind Solarplatten an der Fassade hässlich? Oder öffnen sie Architektinnen und Architekten neue Möglichkeiten zur modernen Gestaltung?

Gastgeber ist Heiko Schwarzburger, Chefredakteur des Fachmagazins photovoltaik. Im soziokulturellen Zentrum Budde-Haus in Leipzig-Gohlis führt er kurz in das Thema ein und präsentiert einige Beispiele.

Anschließend diskutiert er mit Cornelia von Domaros und Sebastian Graf vom Leipziger Architekturbüro Von Domaros. Das Architektenteam hat in Schkeuditz ein futuristisches Solarprojekt entworfen und realisiert.

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Neben gestalterischen Aspekten geht es um die Wirtschaftlichkeit der Gebäude, die sich selbst mit sauberem Strom versorgen. Und wie lassen sich Denkmalschutz und Solartechnik unter einen Hut bringen?

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Saal des Budde-Hauses – Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis
Lützowstraße 19, 04157 Leipzig

Hier finden Sie alle Veranstaltungen der Budde-Villa in Leipzig-Gohlis.

Die Veranstaltungsreihe soll Bürgerinnen und Bürger Leipzigs ermuntern, die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen. Sie bringt Menschen und ihre Projekte zusammen, um nützliche Informationen auszutauschen und vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen zu nutzen.

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© H.S. Eglund/Skript Verlag
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Unser Tipp: Mauro geht von Beat Knoll

Dieser ungewöhnliche Roman spielt in Italien, Deutschland und Algerien, anno 1960. Chaos wirft den Protagonisten aus seiner Bahn, aber auch die Unfähigkeit seiner Familie, ihm zu helfen, ihn zu halten. Moralische Heuchelei führt in die Katastrophe, zur Fremdenlegion, zu Krieg und Leid.

Wegen eines dummen Jungenstreichs wird der siebzehnjährige, eher schüchterne Mauro von seinem Vater kurz vor dem Abitur aus der Schule genommen und zu seinem Onkel nach Deutschland verbannt. Ein Sohn, der Autos klaut: Undenkbar für das Oberhaupt einer sittsamen Familie.

Völlig aus der Bahn geworfen

Nach anfänglichen Schwierigkeiten findet er sich in der fremden Kultur zurecht, bis ein weiteres dramatisches Ereignis ihn erneut aus der Bahn wirft. Er flieht und landet in der Fremdenlegion, degradiert und degeneriert zum Landsknecht, zum Söldner der französischen Kolonialherren.

Die Bestie, die in ihm steckt

De Gaulle schickt ihn wie tausende junger Männer nach Algerien, wo der Unabhängigkeitskrieg tobt. Gnadenloser Drill, brutale Kämpfe und Intrigen verwandeln den Jungen in eine Bestie. Niemals hätte er selbst geglaubt, dass sie in ihm steckt.

Gespannt auf die Fortsetzung

Der Roman endet seltsam: ohne Ende. Im Gespräch mit dem Schweizer Autor Beat Knoll kam heraus: Zwei weitere Teile sind geplant. Der Spannungsbogen funktioniert, hoffen wir auf Fortsetzung.

Beat Knoll hat sein Berufsleben als Mediziner verbracht. Das schulte seinen Blick für Menschen und ihr Innenleben. Zudem hat er die Gabe, zu erzählen.

Lebendige Literatur

Denn dieser Roman hebt sich auf wohltuende Weise von den öden Selbstreflexionen gelangweilter Bürgerkinder ab, die sich auf den Büchertischen pandemisch ausbreiten. Das ist lebendige Literatur, hier agieren echte Figuren, auch wenn die Handlung vor sechs Jahrzehnten spielt.

Der Roman erschien im Skript Verlag (auch als E-Book).

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