• Blog
  • Autor & Kontakt
  • Romane
  • Media
  • Bestellung
  • Links

H. S. Eglund

Schriftsteller • Writer • Publizist

  • Facebook
  • Instagram
  • YouTube
© Vorsatz Media
Mittwoch, 28. Juni 2023

The smarter E Europe: Bewährtes Format – wichtiger denn je

Die Solarmesse in München ging mit neuen Rekorden zu Ende: Fast 2.500 Aussteller und 106.000 Besucherinnen und Besucher fanden den Weg zu den Hallen im Osten der bayerischen Landeshauptstadt. Abgesehen von diesen Zahlen ist die Bedeutung der Veranstaltung kaum zu ermessen.

The smarter E Europe: Das sind vier Fachmessen unter einem Dach. Intersolar, Electrical Energy Storage (EES), Power2Drive und EM-Power (EM: Energiemanagement) bilden das Innovationsgeschehen für die europäischen Märkte ab. In diesem Jahr hat die Messe eindrucksvoll bestätigt, dass die Energiewende wächst und Fahrt aufnimmt.

CEO Talk & PV Guided Tours 2023:
Wichtige Innovationen der Solarbranche im Video!

Messen im Wandel der Industrien

Messen bilden den Aufstieg und Niedergang von Branchen ab, sie sind sensible Zeiger für Veränderungen und disruptive Einschnitte. Das hat die IAA erwiesen, die von Frankfurt nach München verlegt wurde. Das zeigte sich auf der Hannover Messe, die mit Besucherschwund kämpfte. Auch die ISH in Frankfurt tat sich schwer, neue Trends in der Heizungstechnik aufzunehmen und die hohen Kosten für die Aussteller zu begründen.

Leitmesse der Solarbranche sticht heraus

Die zentrale Leitmesse der Solarbranche und der Speicheranbieter, der solaren Energiewende insgesamt, sticht dagegen heraus. Sie hat alle Erwartungen übertroffen. Es waren drei tolle Tage des solaren Aufbruchs und schon jetzt ist klar, dass es im kommenden Jahr weiter aufwärts gehen wird.

Die Messe markierte neues Selbstbewusstsein: Wir, die Industrien und Branchen der Energiewende, sind auf dem Weg, die Automobilbranche und den klassischen Kraftwerksbau als tragende Säulen der deutschen Wirtschaft abzulösen.

Rückblick: The smarter E Europe im Livestream

Den Optimismus nicht verloren

Dahin zu kommen, war kein Selbstläufer. Viele Faktoren spielten zusammen, um der Solarbranche in Deutschland, Europa und der Welt zum Durchbruch zu verhelfen. Dass die Messe in München diesen Aufbruch auf hervorragende Weise spiegelt, ist vor allem den Organisatoren zu danken. Trotz schwieriger Jahre für unsere Branche und trotz Corona-Pandemie haben die Veranstalter den Optimismus nicht verloren.

Zur Erinnerung: Während der Pandemie galten Fachinstallateure und Hersteller als systemrelevant. Trotz Einschränkungen durch die Vorschriften der Behörden ging es bei den meisten Unternehmen bergauf. Dagegen lag die Messebranche komplett am Boden, hangelte sich mit Kurzarbeit durch die Krise.

Allergrößten Respekt für das Stehvermögen. Es hat sich ausgezahlt, die meisten Aussteller hielten zur Stange. Nun sticht The smarter E Europe allen Unkenrufen zum Trotz heraus. Während andere Messen (und Branchen) unter Druck stehen, während der digitale Wandel den hohen Aufwand für Präsenzveranstaltungen in Zweifel zieht, ist die Solarmesse in München wieder auf Erfolgskurs.

Ratgeber zum solaren Eigenstrom in dritter Auflage

Visionäre Innovationen für die Energiewende

Mehr noch: Sie ist wichtiger denn je. Denn in München haben wir gesehen, dass die wesentlichsten Innovationen der Energiewende mit Visionen verbunden sind. Mit der Vision einer sauberen, friedlichen und lebenswerten Welt, die nicht in Dreck, Armut und Krieg erstickt.

Mit der Vision der dezentralen, bürgernahen Energieversorgung, die Strom, Wärme und Mobilität für jedermann erschwinglich macht – auch in netzfernen Gebieten Afrikas, Amerikas oder Asiens. Mit der Vision, dass die erneuerbaren Energien von zentraler Bedeutung für die Landwirtschaft, für die Versorgung mit Wasser, für die regionale Wirtschaft sind.

Eine Frage der Zeit

Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen. Dieser Einwand verblasst vor den vielen Neuheiten und der besonderen Stimmung auf der Smarter E Europe. Sie machte deutlich: Neues kommt in die Welt, weil sich Überzeugungstäter dafür einsetzen. Es kommt in die Welt, weil es richtig und nützlich ist – gegen die Widerstände überkommener Industrien und Weltbilder.

Es ist nur eine Frage der Zeit. Denn immer mehr Menschen setzen sich täglich für den notwendigen Wandel ein und arbeiten daran.

Sinn bieten für junge Leute

Diese Visionen zu zeigen, sie öffentlich zu machen, ist für unsere Branchen von unschätzbarem Wert. Im Kampf um Fachkräfte sind die Wirtschaftszweige im Vorteil, die – neben guten ökonomischen Bedingungen – vor allem eins anbieten können: Sinn.

Viele junge Leute fragen nach dem Sinn ihrer Arbeit, ihres Berufs, ihrer Aussichten. Eine Messe wie in München macht die Visionen lebendig, die im konkreten und hektischen Alltag der Produzenten, Installateure, Planer und Entscheider oft untergehen oder an den Rand gedrängt werden.

Umso wichtiger ist es, einmal im Jahr den visionären Kern der Energiewende in den Vordergrund zu rücken. The smarter E Europe ist das Treffen der Visionäre, und ich kenne keine andere Messe, die ihr in dieser essentiellen Bedeutung das Wasser reichen kann.

Das Labor neuer Technologien und Ideen

Die Aussteller in diesem Jahr kamen aus 57 Ländern, die Besucherinnen und Besucher gar aus 166 Ländern. Daran ist erkennbar, welche Attraktion die Leitmesse der solaren Energiewende hat: technologisch und ökonomisch, neue Geschäftsmodelle betreffend.

Wir werden in naher Zukunft neue Messen auf allen Kontinenten sehen. Die globale Energiewende wird die Märkte segmentieren, das betrifft ebenso das Messegeschäft. Doch Europa bleibt Vorreiter, ist das Labor neuer Technologien und Ideen. Auch wenn die Zubauzahlen andernorts höher sind, weil gigantische Solarparks installiert werden.

Junge Branchen punkten mit Aufbruch

Junge Branchen punkten mit Aufbruch, mit Revolte, mit dem Wandel überkommender Verhältnisse. Das Neue hat magischen Glanz. Junge und jung gebliebene Menschen finden sich gern darin wieder. Auf diese Weise zog die Autoindustrie einst Zigtausende in ihren Bann. Auf diese Weise wuchs die Atomkraft innerhalb weniger Jahrzehnte – bis sich die Kehrseiten offenbarten und kritische Fragen aufkamen. So kam das Silicon Valley in die Welt.

Jede Generation hat ihr eigenes Projekt. Am Beginn des 21. Jahrhunderts ist es die Energiewende. Die Visionen hochzuhalten und Menschen zu begeistern, dafür spielt The smarter E Europe eine herausragende Rolle.

Neuorientierung für Fachhandwerker gestandener Branchen

Doch nicht nur junge Leute streben in unsere Branche. Eine Messe wie in München zieht viele an, die Orientierung suchen. Oder Neuorientierung, wie beispielsweise Dachdecker, Elektriker oder Heizungsbauer, die sich von Gas und Öl verabschieden müssen. Für diese gestandenen Betriebe bietet die Messe einen wichtigen Anlaufpunkt, um den Einstieg in alternative Technologien zu wagen.

Denn sie macht deutlich, welche Chancen sich für die Installateure ergeben. Dachdecker leiden unter fehlenden Aufträgen aus dem Neubaugeschäft. Zudem sucht die Branche händeringend nach Nachwuchs. Junge Leute, so eine Analyse des Zentralverbands, lassen sich viel leichter gewinnen, wenn die Betriebe auch Photovoltaik anbieten.

Abschied von alten Zöpfen

Oder die Heizungsbauer, die sich enormen Veränderungen gegenüber sehen. Ihnen droht nicht nur der Abschied von fossilen Feuerungen. Es droht ebenso der Abschied von der wassergeführten Heizung. So viel Kupfer kann niemand aus der Erde scharren, um alle Gebäude mit Wärmepumpen auszustatten.

Der Vormarsch von Sonnenstrom und Windstrom wird die solarelektrische Vollversorgung der Gebäude treiben, wie er die Elektrifizierung der Mobilität vorantreibt. Das fordert die Heizungsbauer heraus, dafür werden ganz andere Qualifikationen verlangt.

Mut tanken für die Modernisierung

Die unvermeidliche Modernisierung ist mit Problemen und Ängsten verbunden. Umso wichtiger ist es, Mut zu tanken. Auch dafür bot sich die Messe in München an. Dass viele Betriebe diese Möglichkeit nutzten, bewiesen die zahlreichen Gespräche am Messestand der Fachmedien photovoltaik und PV Europe.

Noch nie haben wir so viele neue Abonnenten gewonnen, und noch nie so viele aktuelle Videos gedreht wie in diesem Jahr. Auch daran lässt sich ermessen, wie breit die Energiewende mittlerweile in Branchen ausstrahlt, die bisher Zaungäste waren.

Wir sehen uns in einem Jahr!

Die Visionen gehen uns nicht aus, so viel ist sicher. Auch im kommenden Jahr wird The smarter E Europe der wichtigste Höhepunkt der Branche in Europa sein, wird zeigen, welche Kraft die Energiewende entfaltet.

Sie findet zeitgleich mit der Europameisterschaft in Fußball statt, einige Spiele sind in München anberaumt. Dass der deutsche Fußball momentan an Ideenlosigkeit leidet, dass er keine Visionen hat – wir werden es verschmerzen! Denn die solare Energiewende brummt. Nach der Messe ist vor der Messe. Wir sehen uns in einem Jahr in München!

Lesen Sie auch:
AKW: Das Aus ist erst der Anfang
Fukushima – zwölf Jahre später
Atomkraft: Merz und Lindner spielen Hängepartie
Energie von der Sonne: Energie für das Leben

mehr lesen
© H.S. Eglund
Samstag, 24. Juni 2023

The smarter E Europe 2023: Rückblick auf die Solarmesse im Videostream

In München traf sich vor einer Woche die europäische Solarbranche. Es wurde deutlich: Eine neue Industrie entsteht, die den Automobilbau überholen wird. Mehr als 100.000 neue Jobs werden in den nächsten zwei bis drei Jahren besetzt.

Aussteller und Besucher stimmten mit den Füßen ab: Die Energiewende ist das wichtigste Vorhaben der kommenden Jahrzehnte. Die Innovationsschau der Solarbranche, der Anbieter von Speicherakkus, der E-Mobilität und der intelligenten Lösungen für die Energiewende präsentierte beeindruckende Ideen und Lösungen.

106.000 Besucherinnen und Besucher

Markus Elsässer, Chef des Messeveranstalters Solar Promotion, zog eine starke Bilanz: Knapp 2.470 Aussteller aus 57 Ländern waren zur Smarter E Europe 2023 gekommen. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher erreichte einen neuen Rekord: 106.000 Menschen aus 166 Ländern zog es in die Messehallen im Osten Münchens, um sich über die Innovationen der Energiewende zu informieren.

Auch die begleitende Fachkonferenz war sehr erfolgreich. Konferenzen und Side-Events erreichten eine neue Bestmarke: Über 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus aller Welt waren 2023 dabei.

Wichtige Innovationen präsentiert

Während der Smarter E Europe in München hatten die Redaktionen der Fachmedien photovoltaik und PV Europe die Neuheiten und wichtigsten Trends präsentiert. Mehr als achtzig Videos führen zu den Brennpunkten des Geschehens auf der Messe.

Auch nach Schließung der Messetore steht der LIVE-Stream weiterhin auf Youtube bereit. Er wurde nach Firmen und Themen strukturiert, damit Sie schneller Ihre Favoriten finden:

Hier finden Sie den Stream und den Timetable für den ersten Messetag.

Hier finden Sie den Stream und den Timetable für den zweiten Messetag.

Die Videos sind auf Deutsch und Englisch, maximal acht Minuten lang. Verschaffen Sie sich einen Eindruck von Europas größter Solarmesse, von den kreativen Lösungen und cleveren Ideen für die Energiewende.

Vor allem junge Leute zieht es in die neuen Branchen, die einen hohen Bedarf an Arbeitskräften haben. Allein bis zur Mitte des Jahrzehnts werden rund 100.000 neue Jobs ausgeschrieben.

Aktueller Videokanal des Fachmediums photovoltaik

Ratgeber zum solaren Eigenstrom in dritter Auflage

Lesen Sie auch:

Buchmesse: Leipziger Publikum stürmt die Hallen

AKW: Das Aus ist erst der Anfang

mehr lesen
© H. S. Eglund
Dienstag, 30. Mai 2023

Video: Tis Issat – an der Quelle des Blauen Nil

Bahir Dar liegt am Ufer des Tanasees, im Nordwesten von Äthiopien. Hier entspringt der Fluss Abbai, Oberlauf des Blauen Nil. Etwa 30 Kilometer südlich stürzt er mehr als 40 Meter in die Tiefe, auf breiter, wassergewaltiger Front. Tis Issat – rauchende Wasser – nennen die Amharen dieses gewaltige Schauspiel der Natur.

Mehr als 400 Meter breit ist dieser Wasserfall, zur Regenzeit der zweitgrößte in Afrika. Jährlich strömen Hunderttausende Touristen nach Bahir Dar, um die tosenden Wassermassen zu bestaunen. So steht Tis Issat anderen berühmten Fällen kaum nach, wie am Niagara, am Iguazu, am Mekong oder am Sambesi.

Hier sehen Sie das Video. (Dauer: 0:51 Min.)

Zum Roman: Nomaden von Laetoli

Bestellungen beim ViCON-Verlag

Weitere Videos:
Video: Mutter Afrika – leuchtender Traum der Wiedergeburt (0:57 Min.)
Video: Addis Abeba – Neue Blume zwischen Aposteln und Mercato (0:53 Min.)
Video: Karges Hochland am Rand der Kalahari (0:49 Min.)
Video: Zum Kap der Guten Hoffnung (0:59 Min.)
Video: Das Erbe der Diamanten (0:58 Min.)
Video: Sossusvlei – Dünen aus rotem Sand (0:59 Min.)
Video: Das Meer in der Wüste (0:58 Min.)
Video: Sonnenaufgang überm Ngorongoro (1:00 Min.)
Video: Marabus – Buchhalter der Wildnis (0:56 Min.)
Video: Brandberg – Im Louvre der Felsmalerei (0:58 Min.)
Video: Gondar – Stadt der Könige (0:59 Min.)
Video: Im Osten der Indische Ozean (1:00 Min.)
Video: Die kurze Blüte der Serengeti (1:00 Min.)
Video: Die Löwen von Seronera (0:58 Min.)

Leseprobe im Video: Das frühe Ende einer Safari (4:57 Min.)
Leseprobe im Video: Die Attacke aus dem Norden (9:46 Min.)
Leseprobe im Video: Am Strand von Jambiani (6:12 Min.)

mehr lesen
© Constantin
  • Cover des Romans von Felix Lobrecht. © Ullstein
Mittwoch, 10. Mai 2023

Sonne und Beton: Beat Street am Rand von Neukölln

Jugend im Gropiuskiez: Ein packender Streifen über falsche Klischees und echte Menschen, die haarscharf an ihren Chancen vorbei schrammen. Ist das noch Berlin oder schon Brandenburg? Nominiert für den Deutschen Filmpreis in vier Kategorien.

Ghetto im Süden von Berlin: Die Gropiusstadt ist das Mahnmal eines gewaltigen Irrtums, betonierte Randzone, wo die Abgedrängten stranden. Rund 18.500 Wohnungen in glatten, tristen Blocks markieren das Marzahn von Westberlin. Mit noch weniger Grün als die bleichen Satellitenviertel am Ostrand der Stadt. Dort leben knapp 40.000 Menschen.

Sozialer Wohnungsbau: Käfige für Menschen

Beton, Beton und manchmal gnadenlose Sonne: Im Herbst und im Winter drückt das Grau der Fassaden auf die Seele. Im Sommer treibt barbarische Hitze den Schweiß aus allen Poren. Schatten ist rar. Nachts glimmt das Häusermeer wie die Menschenkäfige, die asiatischen Megastädten vorgelagert sind, in Hongkong, Shanghai oder Singapur.

Sozialer Wohnraum sollte entstehen, als im November 1962 der Grundstein gelegt wurde. Bauhaus-Gründer Walter Gropius wurde berufen, das neue Wohngebiet auf den Äckern vor Neukölln zu planen und aus dem Boden zu stampfen.

Euphemismus für Armut, Elend und Gewalt

Sechs Jahrzehnte später offenbart sich der brutale Irrtum, der hinter der Idee vom industriell gefertigten Wohnraum steckt: Das Ghetto gilt als sozialer Brennpunkt – ein Euphemismus für Armut, Elend und Gewalt.

Sonne und Beton lautet der Titel eines launischen Jugendbuchs, das in Gropiusstadt angelegt ist und die erbärmlichen Verhältnisse ziemlich unverblümt schildert. Kinder vom Bahnhof Zoo nach Neukölln verlegt. Oder Belafontes Beat Street, oder Deprisa, deprisa von Carlos Saura – mitten im Problemkiez unserer Tage, unserer Stadt.

Computer klauen, um Kasse zu machen

Sonne und Beton heißt auch die Verfilmung, die in diesem Jahr auf der Berlinale gezeigt wurde und seitdem in ausgewählten Kinos läuft. Der Plot, im Film wie im Buch: Vier Halbstarke klauen die nagelneuen Computer aus ihrer Schule, um endlich zu Kohle zu kommen.

Die Handlung spielt vor zwanzig Jahren, könnte aber ebenso gut heute angesiedelt sein. Die Computer wären ein bisschen moderner, alle Leute hätten Smartphones, ansonsten das gleiche Lied.

Schiffbrüchige, am Stadtrand gestrandet

Denn darum geht es: Um das gleiche, alte Lied von Menschen, die sprichwörtlich an den Rand dieser Stadt gespült wurden. In Gropiusstadt wohnt niemand freiwillig, dort stranden Schiffbrüchige. Dort ist Endstation, und das wissen sie. Dennoch ist es Heimat, geliebt und gehasst zugleich.

Berlin dünkt sich gern kreativ, politisch, queer und sonst was. Raue Realitäten wie in der Gropiusstadt stören diese Selbstgerechtigkeit. In Gropiusstadt (wie in Marzahn) trifft die gehobene Mittelklasse auf den gehobenen Mittelfinger einer Schicht, die sich durch gnadenlosen Alltag kämpft: in den Familien, im Wohnblock, in der Schule, in einem oder mehreren Jobs, im Park, im Supermarkt, in der Kneipe oder der Klinik.

Jenseits der unsichtbaren Mauer

Gropiusstadt liegt jenseits des sozialen Rings, der die wohlhabende Mitte unsichtbar von den äußeren Bezirken trennt. Aus den Augen, aus dem Sinn: Die Juppies von Mitte, Kreuzberg, Friedrichshain und Pankow vergessen gern, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung in dieser ach so angesagten Stadt genauso lebt, leben muss. Für die betuchten Rentner von Charlottenburg oder die Villenbesitzer in Wannsee leben in Gropiusstadt ohnehin nur Kriminelle.

Es ist der Verdienst des Buches und des Films, diese unangenehme Tatsache ungeschminkt vor Augen zu führen. Das ist brutal und ernüchternd zugleich, vor allem aber: echt. So echt, wie Kino nur sein kann.

Kein Wunder, dass der Streifen gleich viermal für den Deutschen Filmpreis 2023 nominiert wurde: für den besten Spielfilm, das beste Drehbuch, den besten Schnitt und die beste Tongestaltung. Nur zwei Filme wurden in mehr Kategorien nominiert: Oscar-Gewinner Im Westen nichts Neues und Das Lehrerzimmer.

Immer ist es mörderisch heiß

Manchmal ist es rührend, komisch und von herzzerreißender Naivität. Manchmal tobt nackte Gewalt über die Leinwand, frappierend bis unter den Skalp. In manchen Szenen springt Hilflosigkeit aus den Gesichtern.

Und immer ist es heiß, mörderisch heiß, sogar nachts. Alle schwitzen, keuchen und kämpfen. Für gesunde Distanz ist kein Raum. Alles drängt sich in der betonierten, überhitzten Wüste, zwischen hellhörigen Wänden, zwischen glühenden Schluchten aus Glas und Stein.

Endlich mal richtige Menschen

Endlich mal richtige Menschen auf der Leinwand: Das war mein Fazit, als ich den Kinosaal der Tilsiter Lichtspiele verließ. Regisseur David Wnendt hatte für die Besetzung der vier wichtigsten Rollen Tausende Jugendliche gecastet. Er brachte Laien vor die Kamera, die frisch und unverstellt agierten.

Gestandene Schauspielerinnen und Schauspieler traten als Eltern oder Lehrer oder andere hilflose Akteure in Erscheinung. Jörg Hartmann als Vater von Lukas oder Franziska Wulf als Mutter von Sanchez boten berührende Gegenpole zwischen Überforderung, Realitätsverweigerung und grenzenloser Liebe.

Eine eindrucksvolle Ohrfeige

Eindrucksvoll die schwungvolle Ohrfeige, die Gaby ihrem Sanchez zwischen die Löffel knallt. Um ihn sogleich in ihre Arme zu schließen. Kleine Szenen, großes Kino: Viel Mut, viel Gewalt und viel Verzweiflung. Und viel Liebe – zwischen Bildern, Zeilen, Augen.

Kein gutes Ende, kein böses Ende, am Schluss bleibt alles in der Schwebe. Ein offenes Fazit, nicht ohne Hoffnung, nicht ohne Schmunzeln. Vier Freunde, die verschiedener nicht sein könnten, werden erwachsen.

Einen Sommer lang waren wir ihnen nah, sehr nah, waren mit ihnen unterwegs, im Guten wie im Schlechten. Was bleibt? Ein neuer Film über Berlin? Nee Koile, nee Atze, ein Film über seine Problemzone im Süden. So weit entfernt, dass ich in dreißig Jahren noch nicht dort gewesen bin. Außer einmal: neulich im Kino.

Offizieller Trailer auf Youtube

Der Roman bei Ullstein.

Lesen Sie auch:
Jean-Jacques Beneix: C’est le vent, Betty
Dieter Mann oder Das Glück des Zuschauers
James Dean: Rebel Without a Cause

mehr lesen
© Conny Vischer
  • Conny Vischer vom ViCON-Verlag präsentierte die Neuheiten. © H.S. Eglund
  • Die Lesung fand m Rahmen des Lesefestes Leipzig liest statt. © H.S. Eglund
  • Einerseits war der Ansturm erfreulich. Andererseits gab es kaum Möglichkeiten zum Gespräch. © H.S. Eglund
  • Das Gedränge an den Messeständen war enorm. © H.S. Eglund
  • Die Bücherberge schrumpften schnell. © H.S. Eglund
  • Man darf gespannt sein, wie sich die Verlage im kommenden Jahr in Leipzig präsentieren. © H.S. Eglund
Montag, 1. Mai 2023

Nomaden von Laetoli: Eglund las in der Budde-Villa aus seinem Roman

Die Leipziger Buchmesse hat eine positive Bilanz gezogen. Die Messe und das umfangreiche Programm Leipzig liest erfreuten sich regen Besuchs. Auch die Lesung von H.S. Eglund in der Budde-Villa in Gohlis wurde ein rundum gelungener Abend.

Ursprünglich sollte der Roman Nomaden von Laetoli bereits 2021 zur Leipziger Buchmesse vorgestellt werden, doch Corona machte der Premiere einen Strich durch die Rechnung. Auch 2022 fiel die Messe wegen der Pandemie aus.

Die verspätete Premiere wurde von Conny Vischer moderiert. Die Verlegerin des ViCON-Verlages war aus der Schweiz angereist, um Autor und Werk mit einfühlsamen Worten vorzustellen. Der mondäne Saal in der Budde-Villa am Gohliser Bahnhof war fast bis auf den letzten Platz gefüllt.

Verspätete Premiere in Leipzig

Nun also die Leipziger Premiere, Ende April 2023: Zwei Stunden lang entführten Conny Vischer und H.S. Eglund die Besucherinnen und Besucher nach Ostafrika. Denn Nomaden von Laetoli spielt im Osten Tansanias, in Äthiopien und auf Sansibar.

Im Roman wird die wissenschaftliche Neugier des jungen Forschers Martin Anderson auf eine harte Probe gestellt. Er folgt dem Ruf des alten Professors Aaron Miller, der steif und fest behauptet, dass er den ersten Frühmenschen von Laetoli – einer Frau, einem Mann und einem Kind – leibhaftig begegnet sei. Als der greise Kauz stirbt, macht sich Anderson auf eigene Faust auf den Weg, um das Geheimnis unserer Vorfahren zu ergründen.

Buchmesse 2023: Leipziger Publikum stürmt die Hallen

Bis zum Ufer des Indischen Ozeans

Von Laetoli nach Axum und Jambiani: Andersons Suche führt ihn bis an die Ufer des Indischen Ozeans. Und dorthin führte auch Eglunds Lesung. Am Ende der stimmungsvollen Veranstaltung fanden sich Gäste und Autor im angeregten Gespräch.

So zeigte die Lesung im kleinen, was für die Buchmesse insgesamt galt: Sie brachte interessierte Menschen zusammen – Leserinnen und Leser mit Autorinnen und Autoren, mit Verlegerinnen und Verlegern.

Immerhin rund 274.000 Besucherinnen und Besucher kamen in die Messehallen im Leipziger Norden oder nahmen am Lesefest Leipzig liest teil. Diese Zahlen nannte die Messegesellschaft nach Schließung der Tore am Sonntagabend.

Erstmals Buchverkauf an den Ständen

Rund 2.000 Aussteller aus 40 Ländern hatten sich vier Tage lang in den luftigen Glaskuppeln der Leipziger Messe präsentiert. In diesem Jahr war die Buchmesse kleiner als die Veranstaltungen vor Corona. So waren die Halle 1 und die Halle 5 nur zur Hälfte belegt. Größere Verlage wie Aufbau, Kiepenheuer & Witsch oder Dumont waren nur mit relativ kleinen Ständen präsent – vermutlich aus Vorsicht und Skepsis, ob das Publikum zurückkehrt.

Positiv wirkte sich aus, dass in diesem Jahr die Verlage an ihren Ständen von Beginn an Bücher verkaufen durften. Das war bislang nur der Messebuchhandlung vorbehalten. So bildeten sich lange Schlangen an den Kassen. Einige Verlage waren vom Ansturm überrascht, ihnen drohten die Bücher auszugehen.

Andererseits waren die meisten Messestände eigentlich nicht für den Verkauf und lange Warteschlangen konzipiert. Wer sich nur über Neuheiten informieren, schmökern oder mit Standpersonal ins Gespräch kommen wollte, hatte kaum eine Chance. Es bleibt zu hoffen, dass die Verlage im nächsten Jahr ihre Präsentationen großzügiger planen, um Gedränge zu vermeiden.

Nähere Informationen zur Budde-Villa:
Budde-Haus Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis

Der Roman im ViCON-Verlag

mehr lesen
© H.S. Eglund
  • Kurz nach zehn Uhr bilden sich vorm Eingang dicke Trauben. © H.S. Eglund
  • Dirigent an der Straßenbahn: Die Leipziger Verkehrsbetriebe schicken ihre Trams alle fünf Minuten zum Messegelände. © H.S. Eglund
  • Völlig überfüllte S-Bahn am Freitagmorgen. © H.S. Eglund
Freitag, 28. April 2023

Buchmesse: Leipziger Publikum stürmt die Hallen

Nach drei Jahren Pandemiepause hat die Buchmesse in Leipzig wieder ihre Pforten geöffnet. Der Ansturm könnte kaum größer sein. Dabei sind der Donnerstag und der Freitag traditionell eher schwächer besuchte Tage.

Großartiger Auftakt zur Buchmesse in Leipzig: Das bücherdürstende Publikum hat die Messe vom Beginn am Donnerstagmorgen regelrecht gestürmt. Die S-Bahnen und Straßenbahnen zum Hallengelände im Leipziger Norden waren überfüllt, ebenso die Parkplätze. Rund 2.000 Aussteller erwarten die Gäste. Im Rahmen der Messe und des Lesefestes Leipzig liest finden rund 3.000 Veranstaltungen statt.

Neben der Buchmesse findet die Manga Convention statt, die zwei bunte Hallen füllt. Dort treffen sich vor allem fantasievoll verkleidete junge Leute. Die Cosplayer ahmen ihre Heldinnen und Helden aus Comics und Fantasy nach – mitunter eine Augenweide.

Strom der Besucher reißt nicht ab

Traditionell sind der Donnerstag und der Freitag eher schwächer besuchte Tage, in erster Linie kommt Fachpublikum. Erst ab Freitagnachmittag kommen normalerweise die Leserinnen und Leser zur Messe. In diesem Jahr war es anders: Von der Öffnung der Messetore am Morgen des Donnerstags riss der Strom der Besucher nicht ab.

Offenbar hat das Leipziger Publikum gehungert, denn die letzte Messe fand 2019 statt. Danach war Zwangspause aufgrund von Corona. Im vergangenen Jahr wurde nur eine sehr kleine Bücherschau veranstaltet. Nun geht es also wieder voll los, sicher eine gute Nachricht für die Buchbranche.

Das Publikum ist treu

Das Publikum ist treu, auch wenn die Branche von erheblichen Veränderungen gebeutelt wird. Der Buchverkauf ist bundesweit im Jahr 2022 um drei Prozent eingebrochen. Aufgrund der brutalen Gewerbemieten sterben überall die Buchhandlungen. In den Innenstädten dominieren eine Handvoll Ketten, die eigentlich nur noch Bestseller über die Ladentische reichen.

Zudem kämpft die Branche mit enorm steigenden Druckkosten, die sich allein 2022 ungefähr verdoppelt haben. Die Produktion von Papier und die Druckereien brauchen viel Energie, sodass die steigenden Energiepreise durchschlagen. Obendrein spielen digitale Formate eine wachsende Rolle, das gedruckte Buch verliert weiter an Boden.

Egal, es wird gelesen, auf welche Weise auch immer. In Leipzig ist die Hölle los, die Buchmesse kehrt glanzvoll zurück. So oder so, das sind gute Nachrichten.

Lesung von Eglund im Programm Leipzig liest

Am Sonnabend (29. April 2023) um 19 Uhr liest Eglund im Budde-Haus in Leipzig-Gohlis aus seinem Roman Nomaden von Laetoli.

Nähere Informationen zum Veranstaltungsort:
Budde-Haus Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis

Flyer zum Merken und Versenden an Freunde und Bekannte

Der Roman im ViCON-Verlag

mehr lesen
© Preussen Elektra/Mildred Klaus
Freitag, 14. April 2023

AKW: Das Aus ist erst der Anfang

Die Abschaltung der drei verbliebenen Atommeiler wird von Umweltverbänden bejubelt. Zu Recht, denn es ist ein wichtiger Tag für die Energiewende. Allerdings: Das Großreinemachen hat noch nicht einmal begonnen. Denn die Nuklide machen sich nicht einfach aus dem Staub.

Am Sonnabend, dem 15. April 2023, gehen die restlichen Atomkraftwerke in Deutschland vom Netz. In den Reaktoren in Isar 2 (Bayern), in Neckar-Westheim (Baden-Württemberg) und Emsland (Niedersachsen) fahren die Moderatorstäbe voll in die Bündel der Brennstäbe ein und bringen die Kettenreaktion zum Erliegen. Nach 60 Jahren ist Schluss mit der deutschen Atomkraft, die Apologeten gern als Kernkraft verharmlosen.

Mit der Abschaltung gehen rund 4,5 Gigawatt elektrische Leistung aus dem Netz. Man muss kein Prophet sein: Nirgends wird auch nur ein Lämpchen flackern. Denn die Bilanzen des Winters zeigen: Auch ohne Atomstrom wäre Deutschland gut durch die Energiekrise gekommen.

Fukushima – zwölf Jahre später

Ein erstaunliches Geschrei

Umso mehr erstaunt das Geschrei, das kurz vor Ultimo bei den Liberalen und der Union ertönt. „Die Abschaltung der weltweit modernsten und sichersten Atomkraftwerke in Deutschland ist ein dramatischer Irrtum, der für uns noch schmerzhafte ökonomische und ökologische Konsequenzen haben wird“, hetzt beispielsweise Wolfgang Kubicki (FDP) in der Presse.

Wir fragen: Welche dramatischer Irrtum treibt den Vizechef der Liberalen um, solchen Blödsinn zu erzählen? Zur Erinnerung: Der Atomausstieg wurde 2011 nach dem Reaktor-Gau von Fukushima beschlossen, von einer schwarz-gelben Koalition.

Fukushima im Roman Zen Solar von H.S. Eglund

Die teuerste Energieform überhaupt

Heute ist Atomstrom die teuerste Energieform überhaupt. Weltweit werden deshalb nur rund fünf Prozent des Strombedarfs aus Atomreaktoren gedeckt. Trotz blumiger Behauptungen von Politikern wie W.K. ist der Zubau neuer AKW eingebrochen und fast zum Stillstand gekommen.

Das hat Gründe, die Herr Kubicki in seiner selbstherrlichen Nonchalance nicht nennen will. Denn er gehört zu jenen Zynikern aus dem schwarz-gelben Lager, die ihr Ego pflegen, statt sich der Gesellschaft verpflichtet zu fühlen.

Budgets und Zeitpläne gesprengt

Allein der Blick auf Preise und Kosten müsste jeden halbgebildeten Laien überzeugen, dass es für die Atomkraft keine Zukunft gibt. Alle im vergangenen Jahrzehnt abgeschlossenen Bauvorhaben für neue Reaktoren haben das ursprünglich geplante Budget um das Drei- bis Vierfache gesprengt.

Die Verzögerungen beliefen sich auf zehn Jahre und mehr. Während dessen haben Windkraftwerke und Photovoltaik das Preisrennen gewonnen, und zwar mit deutlichem Abstand.

Noch schlimmer sieht es bei der Reparatur der alten Atommeiler aus. In Frankreich sind derzeit 26 AKW der ersten Generation abgeschaltet, weil sie mehr oder weniger Schrott sind.

Das ist ein sehr unangenehmes Thema für den neoliberalen Präsidenten im Elysee-Palast. In Belgien, in UK, in den USA, in China und erst recht in Russland sieht es ganz ähnlich aus.

Ausstieg zeugt von wirtschaftlichem Weitblick

Dass eine große Industrienation wie Deutschland aus der Atomkraft aussteigt, zeugt von ökonomischem Sachverstand. Es muss Schluss sein mit dieser riskanten und überteuerten Großtechnologie, die mit der Abschaltung längst nicht ausgestanden ist.

Kohlekraftwerke erzeugen kein Kohlendioxid mehr, wenn man sie abschaltet. Atomkraftwerke hingegen hinterlassen radioaktiven Schrott und verseuchte Flächen, deren Sanierung Unsummen verschluckt.

Man kann davon ausgehen, dass der Rückbau eines einzigen Atomreaktors mindestens eine Milliarde Euro frisst. Er dauert mindestens zehn, wenn nicht gar 20 Jahre. Darin ist die Endlagerung der strahlenden Überreste noch nicht eingerechnet.

Der Brennstoff strahlt und strahlt

Denn die Nuklide verschwinden nicht. Was einmal als Uranerz aus dem Berg geholt und zu Brennstäben (oder Atomsprengköpfen) angereichert wurde, strahlt tausende Jahre (Plutonium) oder Milliarden Jahre (Uran). Das Zeug verschwindet nicht einfach, wenn man die nuklearen Brennkammern abschaltet.

Nach Einschätzung des russischen Physikers Andrej Sacharow bedeutet jeder einzelne nukleare Zerfall eine potenzielle Mutation im Erbgut. Jahrzehntelang haben Mediziner die Alarmglocken geläutet, weil die Fälle von Krebs und Leukämie (Blutkrebs) im unmittelbaren Zusammenhang mit AKW oder militärischen Atomanlagen nach oben schnellen.

Besonders schmutziger Bergbau

Besonders schmutzig war und ist der Uranbergbau. Freilich, in Europa gibt es keine Minen mehr. Die Sanierung der ostdeutschen Wismut AG in Ostthüringen und im sächsischen Erzgebirge hat bislang zehn Milliarden Euro verschlungen. Die Wismut AG war nach dem Krieg bis 1990 einer der größten Uranlieferanten der Welt. Die radioaktiven Erze wurden ausschließlich in die UdSSR verschickt.

Die Sanierung hat das reiche Westdeutschland bezahlt. Die ehemaligen Urangruben in Tschechien (Böhmen) hingegen sind nur notdürftig gesichert. Herr Kubicki, gehen Sie rüber, schauen Sie sich den Mist an! Damit Sie wissen, wovon Sie sprechen!

Verseuchung riesiger Areale verschwiegen

Weltweit drücken die Hinterlassenschaften des Atomzeitalters auf die öffentlichen Budgets. Denn die Mär vom sauberen und preiswerten Atomstrom lässt sich nur aufrechterhalten, wenn man die Verseuchung riesiger Areale in Kanada, den USA, Australien, Kasachstan oder Afrika verschweigt.

In Nordamerika kämpfen vor allem indigene Stämme darum, für die Krebsopfer und den Verlust ihrer Lebensräume entschädigt zu werden. Das Land am Großen Bärensee (Port Radium) und am Lake Athabasca (Uranium City) in Kanada ist mittlerweile unbewohnbar, obwohl die Gruben seit Jahrzehnten aufgegeben sind.

Verstrahlte Flächen überall

In White Sands im US-Bundesstaat Neumexiko, wo die ersten Atombomben getestet und ihr Abwurf von Flugzeugen geübt wurde, warten tausende Krebskranke auf Anerkennung und finanziellen Ausgleich. Als Kinder hatten sie die Atompilze bewundert, waren für die Spektakel auf die Hügel der Nachbarschaft geklettert, um die Explosionen zu bestaunen.

Die erste Plutoniumfabrik der Welt in Hanford im US-Staat Washington wurde zwar notdürftig beräumt, ist seit ihrer Stilllegung jedoch weiträumig abgeriegelt. Die Russen mussten ihr früheres Atomtestgelände in Semipalatinsk aufgeben, weil die radioaktive Belastung selbst den Militärs zu gruselig wurde.

Ein neues Tschernobyl

Die größte russische Uranmine in Krasnokamensk (Rotstein) in Transbaikalien ist derart verstrahlt, dass die benachbarte Stadt der Bergarbeiter umgesiedelt werden muss. So etwas gab es vorher nur einmal: in Tschernobyl.

Eine der größten Uranminen der Welt liegt im kongolesischen Katanga, in Shinkolobwe. Dort wurde das Uranerz gefördert, aus dem die Bomben für Hiroshima und Nagasaki gefertigt wurden. 1960 wurde der Abbau eingestellt.

Danach zogen sich die Belgier aus dem Kongo zurück, gaben ihre Blutkolonie auf. Seitdem liegen die Gruben ungeschützt und offen, nicht einmal adäquat eingezäunt. Nebenan wird Kupfer gefördert, inmitten der radioaktiven Stäube.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Die Atommächte haben ihre Propaganda darauf gestützt, dass die Uranminen in der Regel in fern abseits gelegenen Gebieten ausgebeutet wurden. Aus den Augen, aus dem Sinn. Nur im Erzgebirge war das anders.

Dort unterlag der Abbau strengster Geheimhaltung, wurde mit dem unverfänglichen Element Wismut getarnt. Genützt hat es nichts: Die Subventionen, die in den ruinösen Uranbergbau flossen, haben die Wirtschaft der DDR über Jahrzehnte ausgehöhlt und untergraben.

Zehn Milliarden für den strahlenden Dreck

Immerhin: Zehn Milliarden Euro hat das vereinigte Deutschland berappt, um den strahlenden Dreck zumindest so zu versiegeln, dass sich weiterer Schaden in Grenzen hält. Der weltweit einzigartige Sanierungsfall hat deutschen Unternehmen hohe Kompetenzen und Erfahrungen im Rückbaugeschäft beschert.

Anstatt auf alte Atommeiler zu pochen, sollte Herr Kubicki lieber fordern, diesen deutschen Spezialunternehmen für nuklearen Rückbau bei der Internationalisierung ihres Geschäfts zu helfen. Das wäre ökonomisch weitblickend, ein echter Gewinn aus der Wiedervereinigung.

Irgendwer muss die Rechnung zahlen

Denn irgendwer muss die Rechnung bezahlen, überall auf der Welt. Je länger die Staaten damit warten, desto mehr spaltbares Material, desto mehr Atomschrott fällt an, desto höher steigt die Verseuchung von Flächen und Gewässern.

Der Rückbau der nuklearen Altlasten wird über kurz oder lang ein riesiges Geschäft, vermutlich ebenso groß wie der Bau der AKW und die einstige Erschließung der Urangruben. Das ist eine Chance für deutsche Unternehmen, die technologisch und logistisch die Nase vorn haben.

Ein großer Tag für die Wirtschaftsnation

Fürwahr: Die Abschaltung der letzten drei Atommeiler in Deutschland ist ein großer Tag für die Umweltbewegung. Es ist auch ein großer Tag für die Wirtschaftsnation Deutschland, die einmal mehr ihre Innovationskraft unter Beweis stellt und sich neue Felder erschließt.

Der Kampf gegen die selbstmörderische Technologie ist damit jedoch nicht vorbei, auch in Deutschland nicht. Ein Beispiel: Die französische Firma ANF (Framatome) und Russlands Staatskonzern Rosatom wollen im Emsland neue Brennstäbe für alte Atomkraftwerke russischer Bauart produzieren.

Darf Rosatom in Lingen neue Brennstäbe bauen?

Tatsächlich ging ein entsprechender Antrag beim niedersächsischen Umweltministerium ein. Ungeachtet der Schweinereien im Krieg gegen die Ukraine, ungeachtet des Schachers um Tschernobyl oder das AKW in Saporoshija sollen in Lingen sechseckige Brennelemente entstehen, die in alten russischen Meilern in Osteuropa verstrahlt werden.

Eine unsägliche Frechheit, denn russische Atomfirmen stehen auf der Sanktionsliste der EU und der Vereinigten Staaten. Noch wurde der Deal nicht genehmigt. Dem Vernehmen nach sei aber ein russisches Schiff nach Rotterdam unterwegs, um Uranpellets anzulanden.

Deshalb demonstrieren in Lingen am ehemaligen AKW und vor der Brennelementefabrik die Gegner des Vorhabens. Die Abschaltung der letzten drei Atomreaktoren in Deutschland ist ein Meilenstein. Das Ende der Atomkraft ist es noch nicht, noch lange nicht.

Lesen Sie auch:
Atomkraft: Merz und Lindner spielen Hängepartie
Energie von der Sonne: Energie für das Leben

Der Roman Zen Solar von H.S. Eglund

mehr lesen
© US Navy
Samstag, 11. März 2023

Fukushima – zwölf Jahre später

Im März 2011 schmolzen im Atomkraftwerk Daiichi zwei Reaktoren. Zwölf Jahre später wird deutlich, wie zäh die Atomlobby die riskante Technologie verteidigt. Trotz Krieg in der Ukraine und enormer Kosten für den Rückbau wird an einer Renaissance gewerkelt. Denn noch immer sind Atomkonzerne und Politik aufs Engste verwoben.

Tokio in lähmender Dunkelheit: Als ich zwei Wochen nach der Reaktorschmelze auf dem riesigen Flugfeld von Haneda landete, thronte der schneebedeckte Kegel des Fuji-San über einer düsteren Wüste aus Stein und Beton. Strom wurde rationiert. Um Elektrizität zu sparen, versank die 30-Millionen-Metropole nach der Dämmerung in Finsternis.

Kein guter Ort für einen längeren Aufenthalt. Denn die Nuklide aus den Reaktoren von Fukushima bildeten eine Wolke, die bis nach Tokio schwebte. Ich nahm den nächsten Flug nach Süden, nach Miyazaki. Dort besuchte ich eine moderne Modulfabrik von Solar Frontier. Auch auf dem Rückflug vermied ich es, mich länger als notwendig in Tokio aufzuhalten.

Fukushima im Roman Zen Solar von H.S. Eglund

An der Sicherheit gespart

Der Tsunami war schuld, das Seebeben die Ursache? Nach und nach stellte sich heraus, dass die Katastrophe von Daiichi auf menschliches Verschulden zurückzuführen war. Es hatte Warnungen gegeben, ein Atomkraftwerk so nah an der Küste zu bauen. Es hatte Abstriche gegeben bei den Sicherheitspumpen und den Schutzwällen gegen das Meer. Um das Budget des gigantischen Kraftwerks irgendwie im Rahmen zu halten, wurde an der Sicherheit gespart.

An einer Küste, die seit Menschengedenken bebt und von Tsunamis heimgesucht wird. Nicht das Meer war schuld, als der Tsunami am 11. März 2011 die Flutmauern überrollte und die Pumpen für die Notkühlung der Reaktoren unter Wasser setzte. Das Management des Kraftwerksbetreibers Tepco musste sich diesen Hut aufsetzen, ebenso die Genehmigungsbehörden. Alle hatten fahrlässig gehandelt. Wird schon gutgehen, lautete die Devise – sie wurde abgestraft.

Die Atomlobby formiert sich neu

Auch ein Dutzend Jahre später ist überhaupt nichts gut. Okay, Deutschland hat den Atomausstieg beschlossen. Doch wider besseren Wissens laufen Reaktoren, die hierzulande kein Mensch mehr braucht. FDP und Unionsparteien hören nicht auf, im Hintergrund an einer Renaissance der Atommeiler zu basteln. Deshalb ist das endgültige Aus der verbliebenen Reaktoren in diesem Frühjahr das Gebot der Stunde.

Denn die Atomlobby formiert sich neu, dieses Mal unter dem Deckmantel der Klimakrise. Europas wichtigste Atommächte sind Russland und Frankreich. In beiden Staaten ist die Nuklearwirtschaft aufs Engste mit der Politik verflochten.

Ruinen und halbe Wracks

Frankreich nutzt seinen Einfluss in Brüssel, um Investitionen in Atomkraft mit möglichst billigen Krediten abzusichern. Wohl wissend, dass es aus wirtschaftlichen Gründen keine Rückkehr zur atomaren Stromversorgung geben wird. Die Hälfte der französischen Meiler sind Ruinen, die andere Hälfte halbe Wracks.

Erst kürzlich wurden erhebliche Risse am dritten Reaktor des Atommeilers in Cattenom in Lothringen entdeckt. Die Rohre waren verbraucht. Der zweite Reaktor ist bereits abgeschaltet, vorsorglich sollen dort alle Rohre ersetzt werden.

Bislang größter Korrosionsschaden

Im nordfranzösischen Atomkraftwerk Pleny wurde ein ungewöhnlich langer und tiefer Riss in einem Leitungsrohr entdeckt. Es ist der bislang größte Korrosionsschaden in einem französischen Atomreaktor. Damit setzt sich die Pannenserie fort. Der Atompark der Grande Nation altert und schwächelt, die Stromproduktion sinkt.

Dieser Trend hat Konsequenzen: Der staatliche Energiekonzern EDF steht vor der Pleite, der Elysee-Palast muss den angeschlagenen Konzern stützen. Das wiederum bringt die Staatsfinanzen in Schieflage. Der Versuch, die Kosten auf die Gesellschaft abzuwälzen, trifft auf den Widerstand der Straße.

Die sozialen Folgen des Verfalls

Dass die französische Regierung das Rentenalter heraufsetzen will, reißt die Franzosen auf unliebsame Weise aus einer langen Selbsttäuschung. Solange die Atomindustrie spurte und keine Probleme bereitete, warf die EDF enorme Gewinne ab. Damit finanzierte der Elysee-Palast zum Beispiel die großzügigen Staatsrenten für seine Bediensteten.

Damit ist es nun vorbei. Irgendwann liegt die Rechnung auf dem Tisch. Dieser Zeitpunkt ist gekommen. Nach dem Jubel des atomaren Wunderglaubens der 1960er und 1970er Jahre folgt nun der Katzenjammer. Eine zweite Generation von Atomreaktoren in Frankreich wird es nicht geben. Es sei denn, auf Kosten der Sicherheit – wie in Tschernobyl, wie in Fukushima.

Leseprobe aus Zen Solar:
Der Tsunami erreicht Japans Küste (pdf)

Sechs neue Reaktoren für Pleny

So versprach Frankreichs Präsident Macron, noch während seiner Amtszeit den Grundstein für sechs neue Reaktoren in Pleny zu legen. Wenn sie jemals gebaut werden, sind sie bestenfalls ein Feigenblatt. Denn 26 der 56 französischen Atomkraftwerke sind derzeit für Wartungen und Reparaturen abgeschaltet.

Jeder Ingenieur weiß: Schäden durch Korrosion vergrößern sich, je länger ein Kraftwerk läuft. Um wenigstens das Notwendigste zu reparieren, ließ die EDF unlängst hundert Schweißer aus Amerika einfliegen, um die Risse zu flicken. Das kostet Milliarden, und Frankreich muss derzeit 15 Prozent seines Strombedarfs durch Importe decken – unter anderem mit Strom aus deutschen Kohlekraftwerken und Windparks.

Eine Sackgasse ohne Ausweg

Die Atomkraft ist in eine Sackgasse geraten, aus der sie nicht mehr entkommt. Denn längst werden die Strompreise von Windkraft und Solarenergie dominiert, stehen preiswerte Alternativen bereit. Umso schlimmer, dass Frankreichs Präsident Macron nichts unversucht lässt, der Renaissance der Atomkraft das Wort zu reden.

Mehr noch: Innerhalb der Europäischen Union versucht er, eine nukleare Allianz zu schmieden. Elf europäische Länder mit Frankreich an der Spitze haben Ende Februar eine Koalition zur Förderung der Atomenergie verabredet. Sie soll der desolaten französischen Atomwirtschaft neue Aufträge verschaffen.

Das strahlende Erbe der Wismut AG

Was Macron – und alle Apologeten der Atommeiler – gern verschweigt, sind die Folgekosten. Anders als Deutschland schert sich Frankreich keinen Deut um die enormen Verseuchungen, die der Uranabbau in Mali oder Namibia verursacht. Von Rückbau ist überhaupt nicht die Rede.

Dagegen Deutschland: Im Zuge der Wiedervereinigung übernahm die Bundesrepublik das strahlende Erbe der Wismut AG, die von 1945 bis 1990 in Sachsen und Thüringen nach Uranerz buddelte. Sie war einer der größten Produzenten von Erz, aus dem sich der nukleare Sprengstoff für Reaktoren und Bomben anreichern lässt – Uran und Plutonium. Geliefert wurde in die Sowjetunion.

Hörprobe aus Zen Solar:
Der Tsunami erreicht Japan (gelesen von Felix Würgler)

Zehn Milliarden Euro für den Rückbau der Gruben

Mittlerweile ist die Hinterlassenschaft weitgehend versiegelt und bereinigt. Knapp zehn Milliarden Euro hat Deutschland bislang ausgegeben, um die früheren Uranreviere in Ostdeutschland notdürftig zu sichern.

Der atomare Müll wurde in tiefe Schächte verklappt oder einfach abgedeckt und begrünt. Drei Jahrzehnte hat diese Mammutaufgabe gedauert. Das Monitoring ist zunächst bis 2050 gesichert und finanziert.

Eine Warnung an die Freunde der Atomkraft

Dieser einzigartige Sanierungsfall sollte den Freunden der Atomkraft eine Warnung sein. Denn in diesen Kosten ist der Rückbau der ostdeutschen Atomreaktoren russischer Bauart oder der westdeutschen Meiler nicht eingepreist.

Das kommt obenauf. Auch nicht eingepreist sind die wirtschaftlichen Verluste, die von der Wismut während des aktiven Bergbaus verursacht wurden. Denn die Sowjets nahmen das Erz zu Spottpreisen ab. Anders hätten sie ihr atomares Arsenal und die Meiler zwischen Saporoshija und Wladiwostok niemals finanzieren können.

Jedes Jahr hat die Wismut rund eine Dreiviertelmilliarde Ostmark Verlust gemacht, den Ostberlin ausgleichen musste. Sie war der wirtschaftliche Sargnagel für die kleine DDR. Heute wächst sich die Atomkraft zum Sargnagel der Staatsfinanzen in Frankreich, Russland, China oder den USA aus.

Purer Kolonialismus im Uranbergbau

Franzosen und Belgier beziehen den atomaren Brennstoff vornehmlich aus Gruben in Mali und Namibia. Dort leben und arbeiten die Menschen unter unwürdigen Bedingungen. Silikose und Krebs grassieren, die Kumpel sterben früh und die Folgekosten werden auf ohnehin arme Länder abgewälzt. Das ist purer Kolonialismus und eine der Ursachen für den anhaltenden Bürgerkrieg in Mali.

Das Gleiche gilt für die Urangruben in Kasachstan, aus denen sich die russische Atomwirtschaft bedient. Wie in Frankreich steht sie vor einem Scherbenhaufen. Die Wracks atomarer U-Boote verrotten in abgelegenen Fjorden am Eismeer und in Fernost. Das bekannte Atomtestgelände von Semipalatinsk musste geschlossen werden, weil sich sogar die Militärs vor der enormen radioaktiven Strahlung gruselten.

Der Mantel des Schweigens

Über die Krebsraten und radioaktive Lecks im Umfeld russischer Atomreaktoren legt sich ein Mantel des Schweigens. Von Rückbau oder Sanierung ist keine Rede, das würde die Staatsfinanzen des Kremls endgültig überfordern. Die kasachische Wüste wurde lediglich eingezäunt.

Am Friedhof der Atom-U-Boote warnen verwitterte Holzschilder vor der Gefahr von Verstrahlung. Wer protestiert, wandert ins Arbeitslager. Deshalb hat Putin den Gulag wiederbelebt, deshalb eifert er seinem Vorbild Stalin nach: Um Kritiker mundtot zu machen. Mehr als 25.000 Oppositionelle sind in den Gefängnissen Russlands verschwunden.

Alle Atommächte haben das gleiche Problem

Frankreich hat ein ähnliches Problem wie Russland – wie alle Atommächte. Die Atomwirtschaft ist ökonomisch am Ende. Irgendwann wird irgendwer den Franzosen reinen Wein einschenken, das ist in einer freien Gesellschaft unvermeidlich.

Autokratische Herrschaftssysteme wie in Russland oder China pflegen die Friedhofsruhe, um ihre enormen Probleme zu vertuschen. Gelöst sind sie damit nicht. Auch für Moskau und Peking gilt: Irgendwann kommt die Rechnung auf den Tisch, wird Zahltag anberaumt.

Das Wasser bis zum Hals

Dass der russischen Atomwirtschaft das Wasser bis zum Hals steht, ist kaum zu übersehen. Anders ist nicht zu erklären, warum sich die Russen eines der modernsten AKW in der Ukraine unter den Nagel gerissen und ans russische Stromnetz angeschlossen haben. Die sechs Reaktoren von Saporoschija wurden zum Kriegsziel erklärt – Beute für Putins ausgehöhlten Atommoloch.

In der Zukunft ist damit kein Staat zu machen. Dass die Atomkraft von der Bildfläche verschwindet und ihr nuklear verseuchter Atem erlischt, ist jedoch kein Selbstläufer. Noch halten ihre Apologeten die Mär vom sauberen Atomstrom aufrecht. Und genügend Enthirnte plappern diesen Unsinn gedankenlos nach.

Die Energiewende muss gelingen!

Nur wenn es Deutschland gelingt, seine Energieversorgung hundertprozentig erneuerbar zu gestalten, wird der Ruf nach neuen AKW verstummen. Wegen des Krieges in der Ukraine wurden bundesweit 14 ausrangierte Kohlekraftwerke neu angefahren. Schmutziges Erdgas aus Ölschiefer in den USA und flüssiges Gas der Scheichs wurden als kurzfristiger Ersatz beschafft.

Sie müssen möglichst schnell durch Windstrom, Solarstrom, Wasserkraft, Strom aus Biogas und Wasserstoff ersetzt werden. Dann, nur dann, werden sich wirklich saubere Alternativen weltweit durchsetzen.

Die Chance des Vorreiters

Es ist Deutschlands Chance, Vorreiter zu sein. Neue Industrien zu entwickeln, die zukunftsfähig sind. Konzepte, um unsere starke Wirtschaft im globalen Vergleich wettbewerbsfähig zu machen. Und damit als Volkswirtschaft handlungsfähig zu bleiben, um den Wohlstand für kommende Generationen zu sichern.

Three Mile Island (1979), Tschernobyl (1986), Fukushima (2011): Wollen wir hoffen, dass der Menschheit ein weiterer Reaktor-GAU erspart bleibt. Grüne Kraftwerkstechnologien sind vorhanden und wirtschaftlich machbar. Das ist ein echter Lichtblick: So sehr hat sich die Welt in den zurückliegenden zwölf Jahren verändert.

Lesen Sie auch:
Atomkraft: Merz und Lindner spielen Hängepartie
Tipp: Neues Sachbuch enttarnt Lobby gegen den Klimaschutz

Der Roman Zen Solar von H.S. Eglund

mehr lesen
© H.S. Eglund
  • Die ehemalige Industriellenvilla wird heute als soziokulturelles Zentrum genutzt. © H.S. Eglund
  • Im Rahmen der Buchmesse wird Eglund aus seinem neuen Roman lesen. © H.S. Eglund
  • Der neue Roman von H.S. Eglund: Nomaden von Laetoli. © ViCON
Sonntag, 26. Februar 2023

Nomaden von Laetoli: Premiere am 29. April 2023 in Leipzig

Drei Jahre lang fiel die Buchmesse aus. Endlich findet sie wieder statt. Eglund stellt seinen neuen Roman Nomaden von Laetoli am 29. April 2023 im Budde-Haus in Gohlis vor. Ein verspätete Premiere mit Lesung und Diskussion. Die Veranstaltung ist kostenfrei.

Die Leipziger Premiere des neuen Romans Nomaden von Laetoli von H.S. Eglund findet am 29. April 2023 um 19 Uhr im Saal des Budde-Hauses statt. Die Kulturvilla befindet sich am Gohliser Bahnhof in der Lützowstraße 19 in 04157 Leipzig. Für Getränke ist gesorgt. Zur Anfahrt werden öffentliche Verkehrsmittel empfohlen. Der S-Bahnhof Gohlis befindet sich fünf Minuten zu Fuß entfernt.

Nähere Informationen zum Veranstaltungsort:
Budde-Haus Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis

Flyer zum Merken und Versenden an Freunde und Bekannte

Der Roman im ViCON-Verlag

Blog & Website des Autors H.S. Eglund

mehr lesen
© H.S. Eglund
Samstag, 4. Februar 2023

Ratgeber zum solaren Eigenstrom in dritter Auflage

Der bekannte Ratgeber aus dem VDE Verlag für private und Gewerbekunden erscheint vor Weihnachten in der dritten und aktualisierten Auflage. Das neue EEG wurde ebenso berücksichtigt, wie technische Trends und neue Geschäftsmodelle zur Versorgung mit solarem Eigenstrom.

Das Sachbuch Energie im Wohngebäude des VDE Verlags ermöglicht Leserinnen und Lesern den ganzheitlichen Zugang zum Wohngebäude und seiner Versorgung mit Strom, Wärme und Wasser. Sämtliche Prozesse, die energetisch im Wohnhaus eine Rolle spielen, werden auf ihre Notwendigkeit, Potenziale und Einsparmöglichkeiten untersucht.

Dazu analysiert und beschreibt Autor Heiko Schwarzburger ausführlich die Ressourcen von Gebäude und Umfeld – und wie sie sich für eine weitgehend autarke Versorgung nutzen lassen.

Verbrauch und Kosten senken

Im Blickpunkt stehen die Senkung des Energieverbrauchs und der Kosten, die Erzeugung und Bereitstellung von Energie aus erneuerbaren Quellen, die Energiespeicherung sowie der Abschied von Erdgas und Heizöl – betrachtet im Neubau und in der Modernisierung. Auch die Versorgung mit Wasser wird behandelt, sofern sie energetische Fragen berührt.

Der Autor weist auf Normen und Vorschriften hin und gibt praktische Hinweise für Planung und Installation, ergänzt durch eine Fülle an Bildmaterial. Das neue EEG 2023 ist in dieser aktualisierten und erweiterten Auflage berücksichtigt.

Auch als E-Book erhältlich

Das Werk wendet sich gezielt an Fachleute, die vor der Aufgabe stehen, ein Gebäude zu planen, zu modernisieren oder zu errichten, das eine zukunftsfähige, effiziente und kostensparende Versorgung mit Strom und Wärme realisiert. Das Buch ist auch als E-Book erhältlich.

Es ist beim Verlag unter der auf angegebenen Website oder mit der ISBN-Nummer in allen gut sortierten Buchhandlungen bestellbar. Fachbücher lassen sich als Fachliteratur steuerlich absetzen.

Schwarzburger, Heiko:
Energie im Wohngebäude: Strom • Wärme • E-Mobilität
3. erw. und überarb. Auflage, VDE Verlag 2022
Buch: ISBN 978-3-8007-5913-2
E-Book: ISBN 978-3-8007-5914-9
Preis: 42 Euro

Leseproben und Bestellungen

Lesen Sie auch:
Im VDE Verlag erschienen: Handbuch zur solaren Architektur

mehr lesen
〈123456789〉Archiv 〉〉

Leseproben

Hörproben

  • Termine & Lesungen
  • Datenschutz & Impressum