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H. S. Eglund

Schriftsteller • Writer • Publizist

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© Simon Klaus
  • Von oben gesehen schrumpft der Besucherparkplatz auf einen schmalen Streifen. © Simon Klaus
  • Blick in die Maschinenhalle: Die Turbinen befinden sich unterm Boden, der bei Bedarf geöffnet werden kann. © Simon Klaus
  • Das Besucherzentrum auf der Dammkrone. Im Vordergrund ist ein Relief des Einzugsgebiets des Columbia River und seiner Staudämme zu sehen. © Simon Klaus
  • Das Wasserkraftwerk ist in das von Hügeln gesäumte Flusstal des Columbia River eingebettet. © Simon Klaus
  • Rechts ist das Umspannwerk zu sehen, das 16 Kilovolt aus den Turbinen auf 500 Kilovolt fürs Stromnetz bringt. © Simon Klaus
  • Prinzipeller Aufbau der Talsperre: Das Turbinenhaus befindet sich unterhalb der Staumauer. © Simon Klaus
  • Schnitt durch ein Technikmodell: Die spezielle Bauform der Turbine erlaubt es, dass die Generatoren sehr schnell ans Netz gehen, ohne lange Anlaufverluste. © Simon Klaus
  • Ausstellungsstücke aus der Bauzeit des Kraftwerks zwischen 1964 und 1984. © Simon Klaus
  • Modell einer Brennstoffzelle: Hier können Kinder, Jugendliche und jung gebliebene Erwachsene lernen, wie die Technik funktioniert. © Simon Klaus
  • Prinzip eines Solarmoduls: Fällt Licht auf die Zellen, beginnen sich die Räder der Lokomotive zu drehen. © Simon Klaus
  • Das Bauwerk ist imposant, das Kraftwerk modern und mit 2,5 Gigawatt sehr leistungsstark. © Simon Klaus
  • 1984 ging das Wasserkraftwerk mit vier Turbinen an den Start, 2011 kam der fünfte Generator hinzu. Die sechste Röhre ganz rechts ist noch frei. © Simon Klaus
Sonntag, 7. Januar 2024

Revelstoke Dam: Schaufenster der Energiewende in British Columbia

Das Besucherzentrum der Talsperre bietet tiefe Einblicke in die Stromversorgung Kanadas. Auch neue Technologien wie Solarzellen und Brennstoffzellen werden vorgestellt. Ein Tipp für den nächsten Trip nach Übersee.

Die Talsperre von Revelstoke (Revelstoke Dam) liegt am Transcanadian Highway, zwischen Calgary in Alberta und Vancouver an der Pazifikküste. Unweit befinden sich die berühmten Nationalparks von Banff und Jasper mit uralten Gletschern und Eisfeldern in den alpinen Höhen der Rocky Mountains.

Tausende Besucher kommen jedes Jahr

Revelstoke ist bekannt für sein Wasserkraftwerk, das jedes Jahr Tausende Besucherinnen und Besucher anlockt, sehr oft Familien mit Kindern. Es ist in den warmen Monaten (ab Mai) geöffnet, der Eintritt moderat (acht CAD für Erwachsene/sieben CAD für Kinder ab sechs Jahren, darunter frei).

Das Kraftwerk wurde 1984 fertiggestellt. Es bietet eine Leistung rund 2,5 Gigawatt. Es ist eines der größten und modernsten Wasserkraftwerke Kanadas, es wird vom Regionalversorger BC Hydro betrieben.

Sauberer Strom für Kalifornien

Der Strom wird in die südlich gelegenen Industriezentren auf der US-amerikanischen Seite der Grenze verkauft. Kalifornien ist die fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt, der Energiehunger ist gewaltig. Im Sommer werden Überschüsse von kalifornischem Sonnenstrom genutzt, um Wasser in die Talsperre zu pumpen und auf diese Weise die Energie zu speichern.

Kraft des mächtigen Columbia River

Der Revelstoke Dam gehört zu einem weit verzweigten Netz von Talsperren, die das Einzugsgebiet des mächtigen Columbia River für die Stromerzeugung nutzen. Der Columbia führt so viel Wasser und verästelt sich in so viele Zuflüsse und Nebenarme, dass es in Europa kein vergleichbares Flusssystem gibt, von der Wolga abgesehen.

In der kanadischen Provinz British Columbia gibt es vier Talsperren, die den Columbia River regulieren. Die Sperrwand von Revelstoke ist 175 Metern hoch, sie wird durch einen Erddamm mit 122 Metern am Westufer des Flusses flankiert.

Sechste Turbine für spätere Erweiterungen

Die Turbinenhalle befindet sich unmittelbar unterhalb der Staumauer. Dort laufen fünf Generatoren mit je 16 Kilovolt Spannung, die jeweils 460,75 Megawatt leisten. Eine sechste Röhre wurde als Leerröhre eingebaut, für spätere Erweiterungen.

Derzeit wird diskutiert, eine sechste Turbine in den Schacht zu hängen. Denn der Westen der USA und Kanadas braucht mehr Strom, vor allem für E-Autos. Nirgendwo ist die Dichte an Tesla-Fahrzeugen höher als in den US-Staaten Kalifornien und Washington sowie in British Columbia.

Mit 500 Kilovolt ans Stromnetz angeschlossen

Das Wasserkraftwerk ist an das Stromnetz mit 500 Kilovolt angeschlossen. Es bietet zudem ein informatives Informationszentrum zur Geschichte des Dammes. Die kleine, feine Ausstellung liefert zahlreiche Erläuterungen zur Technik und zur wirtschaftlichen Rolle der Wasserkraft sowie zur Energiewende in Kanada.

Es gibt einen sehr guten Einblick in die Geschichte der Stromversorgung in Regionen, die vor hundert Jahren kaum besiedelt waren. British Columbia ist die Provinz der unwirtlichen Rockies und der Pazifikküste. Dort wird Strom hauptsächlich aus Talsperren gewonnen, ähnlich wie in Norwegen.

Atomkraft in Ontario und Quebec

Die benachbarte Provinz Alberta hingegen nutzt eigene Gas- und Ölvorkommen, um Kraftwerke zu betreiben. In Ontario und Quebec laufen zusätzlich zu den Talsperren einige in die Jahre gekommene Atomreaktoren, um die Industriezentren von Toronto und Montreal zu versorgen. Vor allem die Windkraft – in Ergänzung zur Wasserkraft – ist überall in Kanada auf dem Vormarsch.

Zwei Dämme im Verbund

Der Stausee von Revelstoke ist rund 130 Kilometer lang und reicht bis an die höher gelegene Mica-Talsperre. Beide Dämme werden im Verbund betrieben. Drei Viertel des Zuflusses sind regulierte Abflüsse von Mica.

Deshalb operiert das Kraftwerke von Revelstoke meist als Laufwasserkraftwerk, eher selten als Speicherkraftwerk. Normale Schwankungen des Pegels im Reservoir erreichen nur 4,5 Meter.

Website des Revelstoke Dam Visitor Center (BC Hydro)

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© Sybac Solar/HS/Schindler CES
Samstag, 6. Januar 2024

Treffpunkt Sonnenbürger: Sonnenstrom für alle oder nur für Reiche?

Eine neue Veranstaltungsreihe in Leipzig bringt Akteure der Energiewende mit Bürgerinnen und Bürgern zusammen. Am 14. Februar 2023 geht es um diese Frage: Wie sozial ist Sonnenstrom, oder wie sozial könnte er sein?

Gastgeber ist Heiko Schwarzburger, Chefredakteur des Fachmagazins photovoltaik. Im soziokulturellen Zentrum Budde-Haus in Leipzig-Gohlis diskutiert er mit Berndt Bauer und Fridtjof Erbs von der Bürgerenergiegenossenschaft Taucha, einer Niederlassung der Energiegenossenschaft Leipzig. Die Genossenschaft hat bereits Anlagen im Selbstbau installiert und verfügt über Erfahrungen mit sozialen Projekten. Der Eintritt ist frei.

Solaranlage mit 16 Kilowatt für das Parthebad in Taucha errichtet

Neben der sozialen Frage geht es um die Chancen, die sich für Bürgerinnen und Bürger in einer Mieterstadt wie Leipzig ergeben. Auch Möglichkeiten des Selbstbaus von Photovoltaikanlagen oder die Installation mit Eigenbeteiligung werden debattiert.

Ratgeber 2024: 222 Tipps für solaren Eigenstrom

Die Veranstaltung im Überblick

Sonnenstrom für alle oder nur für Reiche?
Solare Energiewende – Mehr Demokratie wagen!
Gespräch und Diskussion am 14.2.2024 ab 19 Uhr
Saal des Budde-Hauses – Soziokulturelles Zentrum Leipzig-Gohlis
Lützowstraße 19, 04157 Leipzig

Hier finden Sie alle Veranstaltungen der Budde-Villa in Leipzig-Gohlis.

Die Veranstaltungsreihe soll Bürgerinnen und Bürger Leipzigs ermuntern, die Energiewende in die eigenen Hände zu nehmen. Sie bringt Menschen und ihre Projekte zusammen, um nützliche Informationen auszutauschen und vorhandene Kompetenzen und Erfahrungen zu nutzen.

Auch konträre Argumente kommen zur Diskussion. Veranstalter sind das Budde-Haus und das Fachmedium photovoltaik, vertreten durch Chefredakteur Heiko Schwarzburger.

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© Tea, Toast & Trivia
Sonntag, 17. Dezember 2023

KI: Der Hype um die Algorithmen

Tea, Toast & Trivia: Clanmother Rebecca Budd aus Vancouver sprach mit Eglund über künstliche Intelligenz. Ist sie eine Gefahr für unsere Kreativität? Führt sie in eine düstere Zukunft? Wie jede Technologie hat KI zwei Gesichter. Und wird kontrovers debattiert.

Künstliche Intelligenz (KI) ist ein heißes Thema. Warum eigentlich? KI gibt es schon seit Jahrzehnten. Freilich: Jüngste Fortschritte ermöglichen eine rasante Entwicklung dieser Technologie.

Ob wir es wollen, oder nicht: KI wird eine wachsende Rolle spielen. Meistens unbemerkt, denn die Algorithmen werden in Software und Prozesse integriert und zum selbstverständlichen Werkzeug ihrer Nutzerinnen und Nutzer.

Ein nützlicher Aufreger

KI wurde zum Aufreger, weil die großen Tech-Konzerne wie Meta, Google oder Microsoft einen Aufreger brauchten. Ihre Geschäftsmodelle sind unter Druck geraten, ebenso ihre Kurze an den Börsen.

Der Wettbewerbsdruck unter ihnen steigt, weil es im Internet nur einen Platzhirsch geben kann. Da kam ein neues, ein heißes Thema gerade recht – eine Aufgabe des Marketings. Gemessen am Echo in Wirtschaft, Medien und Politik wurde sie glänzend gelöst.

Dabei ist die Technologie fast hundert Jahre alt. Konrad Zuses erster elektromechanischer Computer nutzte mathematische Algorithmen, um die Maschine rechnen zu lassen. Alan Turings Modell eines selbstlernenden Systems sagte seinerzeit voraus, dass solche Systeme immer klüger und selbstständiger agieren.

Eine Frage der Rechenleistung

Alles nur eine Frage der Komplexität und der Rechenleistung. Ausreichend Zeit und Ressourcen vorausgesetzt, kann und wird die Turing Maschine immer mehr menschliche Kreativität übernehmen. Konrad Zuse war der Erste, der dieses theoretische Modell in nutzbare Technik umsetzte.

Heute sind die Computer so weit, dass jeder Laptop die Großrechner der 1950er und 1960er Jahre in ihrer Integration und Rechengeschwindigkeit um ein Vielfaches übertrifft. Aus diesem Grunde leisten die Algorithmen mehr, und es scheint, als entwickle die Maschine ein Eigenleben. Diese Vorstellung ist befremdlich: Golem und Frankenstein aus der Flasche – und sie erzeugt Furcht.

Janusköpfige Technologie

Wie jede andere Technologie hat auch KI zwei Gesichter. Einfache Prozesse durch die Maschine erledigen zu lassen, entlastet Menschen von öder Routine und kann die Produktivität bestimmter Vorgänge erhöhen.

Andererseits werden dadurch Ressourcen für kreative Aufgaben frei. Seit Beginn der Technisierung war diese Entlastung das oberste Ziel von Innovationen. Neue Technologien zu erfinden und einzuführen, kostet Geld. Diese Investition war und ist nur vertretbar, wenn die Produktivität steigt – also der Kapitaleinsatz früher oder später wieder eingespielt wird.

Uralte Ängste kochen hoch

Die unklaren Aussichten von KI sind es, die uralte Ängste neu hochkochen lassen. Software, die Texte selbst schreibt oder selbstlernende Programme entwickelt, stellt überkommene Prozesse in der Arbeitswelt auf Abruf, macht sie überflüssig. Ersetzbare Jobs werden verschwinden. Dafür werden andere Jobs entstehen, oder Kräfte frei für Jobs, die dringend Leute brauchen. Menschen, keine KI.

Zugleich steigt die Produktivität, also der ökonomische Gewinn durch den Einsatz von KI. Also steigt der wirtschaftliche Reichtum einer Gesellschaft, der freilich ungleich verteilt ist. Soll heißen: Die eigentliche Aufgabe der Zukunftssicherung ist eine soziale. Denn die Ängste sind Ängste vor sozialem Abstieg.

Der soziale Ausgleich tritt auf der Stelle

Wenn es darum geht, Arbeitsprozesse zu effektivieren, ist der Kapitalismus ungeheuer kreativ. Wenn es darum geht, sozialen Ausgleich und Gerechtigkeit zu finden, tritt er auf der Stelle. So zwingen neue Trends wie selbstlernende KI dazu, das soziale Gefüge der Gesellschaft zu modernisieren.

Die Bedeutung von Berufen, die durch KI keinesfalls ersetzt werden können, wird steigen. Dazu gehören das Gesundheitswesen, Bildung oder Pflege. Sie bedürfen der Aufwertung, um ihre Attraktivität zu erhöhen. Sonst macht die Effektivierung von Routineprozessen an anderer Stelle – oder auch in diesen Branchen – keinen Sinn.

Den Stecker ziehen

Letztlich ist KI eine Maschine. Und wie jede Maschine zeichnet sie sich durch diese Funktion aus: Sie verfügt über einen Stecker, den man jederzeit ziehen kann. Es liegt an den Nutzerinnen und Nutzern – an den Menschen selbst – ihren Einsatz sinnvoll zu kontrollieren.

Das ist eine Aufgabe für Jederfrau und Jedermann, gleichfalls keineswegs neu. Man kann das Handy gelegentlich nutzen oder süchtig danach werden. Das ist eine freie Entscheidung.

Nützlich, Spielzeug oder Droge

Man kann Computer als Arbeitsgeräte ein- und ausschalten oder nächtelang daran kleben. Das galt schon fürs Fernsehen, die frühere Glotze. Das gilt für Autos, Computer Games und so weiter – alles technische Systeme, die nützlich sein können, Spielzeug oder Droge.

Im Grunde hat sich nichts geändert, nicht durch KI. Die wichtigste Entscheidung bleibt diese: Zieh den Stecker, wenn die Technik zu viel Macht gewinnt. Macht über die Lebenszeit, die Dir vorbehalten ist.

Lust auf mehr? Dann hören Sie rein (in englischer Sprache):
Podcast: H.S. Eglund on the emergence of AI (25:50 Min.)

Website von Tea, Toast & Trivia

Mehr von Tea, Toast & Trivia auf Eglunds Blog:
Podcast: Energie von der Sonne: Energie für das Leben (mit Eglund)
Video: Emily Carr & James Bay Inn – A Reflection
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Podcast: Kommunikation ist keine Kunst – oder doch? (mit Eglund)
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Podcast: Über Schönheit in Natur und Kunst (mit Klausbernd Vollmar)
Podcast: Die Robben von Blakeney Point (mit Hanne Siebers)

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© ViCON Verlag
Freitag, 17. November 2023

Bücher: Feine Ideen für Geschenke zur Weihnacht

Das Jahresende naht, zuvor winkt das Fest der Kerzen und von Tannengrün. Grau, dunkel, regnerisch: Weihnachten ist die beste Zeit zum Schmökern. Hier kommen einige Vorschläge – verbunden mit einer Leseprobe.

In diesem Jahr hat sich die Buchbranche aus der Corona-Nachkrise herausgearbeitet. Die Buchmesse in Leipzig Ende April war ein voller Erfolg, das Lesevolk strömte in Scharen in die Hallen.

Auch die Messe in Frankfurt am Main im Oktober hat sich berappelt. Dort stand Big Business im Mittelpunkt: Verlagsrechte, Übersetzungen, Aufträge für Druckereien und Verlags-IT waren die Themen.

Aktuelles Programm des ViCON Verlages

Nun geht das Jahr zu Ende. Zeit zum Innehalten, Zeit zum Lesen. Wer noch Geschenke sucht, wird vielleicht im aktuellen Programm des ViCON Verlages aus Niederhasli fündig. Die Titel sind bunt gemischt: vom Jugendbuch über nachdenkliche Memoiren bis zu Krimi und Fantasy.

Auch Eglunds Roman Nomaden von Laetoli erschien bei ViCON. Dem Verlagsprogramm vorangestellt ist eine umfangreiche Leseprobe.

Download des Verlagsprogramms von ViCON

Zum Roman Nomaden von Laetoli

Website des ViCON Verlages

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© Eglund/Gerda Chapuis
Dienstag, 31. Oktober 2023

Spannende Abende beim Lesefest in Zürich

Zwei Lesungen bei Zürich liest trafen auf ein sehr interessiertes und offenes Publikum. Im Atelier für Kunst und Philosophie und im Restaurant African Queen stand Ostafrika im Mittelpunkt. Der Aufbruch des Nomaden – eine Reise, die bis heute nicht zu Ende ist.

Nomaden von Laetoli: Eglunds Lesungen bei den Literaturtagen in Zürich konnten unterschiedlicher kaum sein. Eines war beiden Veranstaltungen gemeinsam: Das Publikum ließ sich fesseln, wagte den Sprung aus dem regnerischen Herbstabend zum Rift Valley, den Grabenbruch im Osten Afrikas.

Ein bunter Blumenstrauß fürs Publikum

Im Atelier für Kunst und Philosophie gehörte Eglund zu einem Quartett von Autoren des ViCON Verlages, die aus ihren Werken lasen und mit dem Publikum diskutierten. Ein bunter Blumenstrauß verschiedener Werke, Themen und Stile wurde gereicht. Es folgte eine ausführliche Diskussion, zunächst mit dem Podium, später in aufgelösten Grüppchen – bei Wein und Nüssen.

Lesung, Buffet und Kaffee

Im Restaurant African Queen stand die Lesung im Zeichen eines äthiopischen Buffets, das mit viel Liebe zum Detail angerichtet worden war. Nach Leseproben aus dem Roman Nomaden von Laetoli gab es eine angeregte Diskussion.

Eine traditionelle Kaffeezeremonie rundete diesen wunderbare Abend ab. Was viele der Anwesenden nicht wussten: Es war die Region Kaffa im Süden Äthiopiens, die dem beliebten Gesöff ihren Namen gab.

Zum Roman Nomaden von Laetoli

Website des Ateliers für Kunst und Philosophie

Zur Website von African Queen

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© Conny Vischer
  • Blick ins African Queen, in dem äthiopische Speisen serviert werden. © Conny Vischer
  • Die Lesung im African Queen in Zürich findet am 28. Oktober statt. © Conny Vischer
Donnerstag, 5. Oktober 2023

Eglund liest bei Zürich liest

In Zürich findet vom 23. Oktober bis 29. Oktober 2023 das herbstliche Literaturfest statt. Zahlreiche Veranstaltungen laden das interessierte Publikum ein, in Büchern zu stöbern, zu lauschen, zu diskutieren – oder selber zu lesen. H.S. Eglund ist mit zwei Veranstaltungen vor Ort.

Am 25. Oktober 2023 wird er im Atelier für Kunst und Philosophie (Albisriederstrasse 162) beim Bunten Bücherstrauss des ViCON Verlages dabei sein. Verlegerin Conny Vischer führt durch ein abwechslungsreiches Programm, das um 19 Uhr beginnt. Sie moderiert Lesung und Diskussion, stellt Autorinnen und Autoren vor und präsentiert die Bücher des Verlages. Eintritt: 20 CHF/15 CHF

Website des Ateliers für Kunst und Philosophie

Am 28. Oktober 2023 findet ab 18 Uhr im Restaurant African Queen (Stampfenbachstrasse 70) eine Romanlesung mit äthiopischem Buffet statt. Zunächst erläutern Wirt und Autor kulinarische Kostbarkeiten aus dem ostafrikanischen Land. Das Dinner wird von einer Lesung aus dem Roman Nomaden von Laetoli begleitet. Der Roman spielt unter anderem in der Hauptstadt Addis-Abeba und Axum, im Norden Äthiopiens. Eintritt (inkl. Speisen): 60 CHF, um Anmeldung wird gebeten (mail@vicon-verlag.ch).

Zur Website von African Queen

Hier finden Sie das Programm von Zürich liest.

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© Leonie Wittkamp
  • Im Gespräch mit der Leserin. © H.S. Eglund
  • Die Aussteller präsentierten sich bunt, vielfältig und mit wunderbaren Ideen. © H.S. Eglund
  • Interessant wird sein, welche Lehren die Veranstalter ziehen - für 2024. © H.S. Eglund
  • Auch Kinderbücher waren vertreten, leider nur wenige Kids. © H.S. Eglund
  • Immerhin: Wer den Weg nach Treptow fand, zeigte sich aufgeschlossen und interessiert. © H.S. Eglund
  • In der riesigen Halle wirkte die Veranstaltung etwas verloren. © H.S. Eglund
Sonntag, 1. Oktober 2023

Buch Berlin – Müder Auftakt in den Bücherherbst

In der Arena Halle am Ufer der Spree fand auch in diesem Herbst die Buch Berlin statt. Vom Glanz der Hauptstadt wenig Spur. In den Gängen und an den Büchertischen ging es überschaubar zu. Dennoch: Die Stimmung unter Ausstellern und Besuchern war gut.

Große Verlage oder Buchhandlungen waren nicht vertreten. Kleinverlage und Selbstverleger dominierten, vor allem Fantasy und Krimis waren im Angebot.

Abgerundet wurde die zweitägige Veranstaltungen mit Lesungen. Nicht ganz einfach angesichts der schwierigen Akustik in der hohen, offenen – und fast leeren – Halle.

Viel Platz in den Gängen

Einem Vergleich mit anderen Buchmessen hält die Veranstaltung in Berlin sicher nicht stand. Die Zahl der Besucherinnen und Besucher dürfte die Tausend kaum überschritten haben.

Viel Leerlauf in den Gängen, nicht wirklich Umsätze mit Buchverkauf. Die halbe Hallenfläche hätte gereicht, Verdichtung hätte der Veranstaltung gut getan.

Flyer, Postkarten und Leseproben

Aber: Die Stimmung sowohl unter den Ausstellern als auch unter den Besuchern war gut. Man kam ins Gespräch, auch wenn sich die meisten Besucher aufs Stöbern zurückzogen.

Vor allem Flyer, Postkarten und Leseproben wanderten über die Tische. Auch das eine oder andere Buch. Eher selten.

Warten auf die Buchmesse

Resümee nach zwei Tagen: Berlin wartet noch immer auf eine Buchmesse, die der Hauptstadt gerecht wird. Mittlerweile ist beinahe jede regionale Messe im deutschen Sprachraum größer als das Berliner Event.

Kein Wunder: Im Stadtgebiet war die Messe überhaupt nicht präsent, nur wenige Medien unterstützten die Veranstaltung. Auch in den sozialen Kanälen war im Vorfeld erstaunlich wenig zu vernehmen.

Mächtige Konkurrenz in der Stadt

Andererseits dürfte es schwer sein, in Berlin eine attraktive Messe zu etablieren. Ausgerechnet in Berlin, wo die Konkurrenz mit Konzerten, Parties und Fußball zu mächtig ist.

Obendrein fand die Buch Berlin am 30. September und am 1. Oktober 2023 statt, also an den beiden ersten Tagen des langen Wochenendes zum Feiertag am 3. Oktober. Keine wirklich durchdachte Terminwahl.

Naja, klugscheißen bringt nichts. Eglund war da, hatte einige sehr schöne Gespräche mit DER LESERIN, mit dem LESER. 2024? Das müsste anders laufen, ganz anders.

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© H.S. Eglund
Samstag, 23. September 2023

Video: Tanasee – geheimnisvolle Inseln der Mönche

Der Tanasee im Norden von Äthiopien ist ein heiliges Gewässer. Sein glitzernder Spiegel wird von dunklen, bewaldeten Inseln durchbrochen, wo selten ein Boot anlegt. Dort leben Mönche, genügsame Eremiten der äthiopischen Orthodoxie. Abgewandt vom Diesseits, hüten sie uraltes Wissen und die Kostbarkeiten ihrer Religion: Ikonen, Reliquien und Geschmeide.

Brüchige Bücher stapeln sich in den Klöstern. Die Schriften sind in Gis verfasst, der Jahrtausende alten Kirchensprache. Nur wenige Priester können sie lesen, und nur selten wird Fremden der Zutritt gewährt. Denn die Mönche leben fern des irdischen Jammertals, fern der Zivilisation. Ihre Augen sind nach innen gerichtet, auf Da-Sein ohne Zeit.

Hier sehen Sie das Video. (Dauer: 0:59 Min.)

Zum Roman: Nomaden von Laetoli

Bestellungen beim ViCON-Verlag

Weitere Videos:

Video: Tis Issat – an der Quelle des Blauen Nil (0:51 Min.)
Video: Mutter Afrika – leuchtender Traum der Wiedergeburt (0:57 Min.)
Video: Addis Abeba – Neue Blume zwischen Aposteln und Mercato (0:53 Min.)
Video: Karges Hochland am Rand der Kalahari (0:49 Min.)
Video: Zum Kap der Guten Hoffnung (0:59 Min.)
Video: Das Erbe der Diamanten (0:58 Min.)
Video: Sossusvlei – Dünen aus rotem Sand (0:59 Min.)
Video: Das Meer in der Wüste (0:58 Min.)
Video: Sonnenaufgang überm Ngorongoro (1:00 Min.)
Video: Marabus – Buchhalter der Wildnis (0:56 Min.)
Video: Brandberg – Im Louvre der Felsmalerei (0:58 Min.)
Video: Gondar – Stadt der Könige (0:59 Min.)
Video: Im Osten der Indische Ozean (1:00 Min.)
Video: Die kurze Blüte der Serengeti (1:00 Min.)
Video: Die Löwen von Seronera (0:58 Min.)

Leseprobe im Video: Das frühe Ende einer Safari (4:57 Min.)
Leseprobe im Video: Die Attacke aus dem Norden (9:46 Min.)
Leseprobe im Video: Am Strand von Jambiani (6:12 Min.)

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© Simon Klaus
  • Weithin sichtbar war der Flächenbrand am White Rock Lake südlich der Stadt Vancouver. © Simon Klaus
  • Die Flammen am White Rock Lake bedrohten idyllisch gelegene Anwesen. © Simon Klaus
  • Binnen Minuten steht der Wald in Flammen, denn die ausgetrockneten Stämme und das Unterholz brennen wie Zunder. © BC Wildfires
  • Firenado nennen die Kanadier diese lokal auftretenden Feuerhosen, eine Folge der enormen Hitze. © CTV
  • Der Brand am Adams Lake gehört zur Region nördlich des Lake Shuswap. © BC Wildfires
  • Fernsehbilder von ausgebrannten Siedlungen am Rand des Highways. © CTV
  • Bei Kamloops drohte dichter Rauch den Highway zu blockieren. © Simon Klaus
  • Erst das Ufer des Salmon River konnte die Flammen stoppen (bei Salmon Arm am Lake Shuswap). © Simon Klaus
  • Tote Gerippe statt grüner Wald: bei Salmon Arm am Lake Shuswap. © Simon Klaus
  • Dieser Baum im Banff-Nationalpark ist von früheren Feuern gezeichnet. © Simon Klaus
  • Dieser Berghang im Banff-Gebiet ist vom Feuer ergraut. © Simon Klaus
  • Einst malerische Wildnis bleibt als Totholz zurück - so weit das Auge reicht. © Simon Klaus
Sonntag, 3. September 2023

Feuersturm im Felsengebirge

Der Klimawandel macht den Wäldern zu schaffen – weltweit. Mit Macht dringt die Hitze vor. Wird die grüne Erde zu Dune, dem Wüstenplaneten? Beobachtungen aus British Columbia, im Westen Kanadas.

Sicamous ist ein malerisches Nest. Inmitten grüner Berge klebt es am Shuswap Lake, dessen vier Arme weit in die Schluchten der Rocky Mountains greifen. Vom Eagle River gellt der Schrei des Bald Eagle, des Weißkopfseeadlers. Was für ein majestätisches Tier!

Feuer gab es immer, aber …

Ron Stanton sitzt vorm Motel, dreht seine Mütze in der Hand. Er ist Pensionär, hat vierzig Jahre bei BC Hydro gearbeitet, dem Energieversorger der Provinz im äußersten Westen von Kanada. Sein Gesicht ist gegerbt vom Leben in den Rockies.

Seine Frau schleppt Taschen aus dem Pickup ins Zimmer. Sie sind müde, die beiden Alten. „Möglicherweise haben wir alles verloren“, sagt Ron heiser. „Weißt du, Feuer gab es hier immer. Aber so etwas wie in diesem Jahr …“

Der Hotelmanager bringt Wasser und spendet tröstliche Worte. Wird schon gut werden, steht in seinem Gesicht geschrieben. Ron nickt, der Manager nickt. Beide hoffen. Ron hofft darauf, dass er bald in sein Haus am Nordrand des Sees zurückkehren darf. Falls es noch steht.

Die ganze Region gesperrt

Und der Manager hofft, dass die Evakuierungen bald beendet sind. Denn die Regierung von British Columbia hat die ganze Urlaubsregion zwischen Kamloops und Kelowna für Touristen gesperrt. Nur wer unbedingt muss, darf übernachten. Der Trans Canadian Highway wurde im Abschnitt des Fraser Canyons komplett abgeriegelt, denn dort tobt eine Schlacht. Hunderte Feuerwehrleute stemmen sich gegen die Feuersbrunst. Wollen retten, was zu retten ist.

Ron und seine Frau Mary sind Evacuees, Evakuierte. Auf Anweisung der Behörden mussten sie ihr Haus räumen. Die verheerenden Brände sind bis an die Grenzen von Kamloops und West Kelowna gekrochen. Doch nicht nur im Süden der Provinz brennt es. Faktisch stehen die Wälder bis nach Alaska in Flammen. Sie lodern bis nach Kalifornien, auf der US-amerikanischen Seite der Grenze.

Yellowknife komplett evakuiert

In den nordwestlichen Territorien gingen riesige Flächen ins Asche auf. Die Provinzhauptstadt Yellowknife wurde komplett evakuiert. Dort lebten 20.000 Menschen. Zwischen Kamloops und Kelowna sind rund 30.000 Menschen von Evakuierungen betroffen. Der Shuswap-See liegt inmitten dieser ausgedehnten Waldregion.

Auch im Osten Kanadas brannten die Wälder, zeitweise verdunkelte der Rauch den Himmel von New York. Über Vancouver, der malerischen Stadt am Pazifik, lag tagelang gelblicher Smog. Auflandige Winde trieben den Rauch der Brände auf Vancouver Island über die Strait of Georgia in die Metropole, dass sogar die Kuppen der Berge verschwanden.

Ausmaß der Brände überrascht

Waldbrände hat es in Nordamerika immer gegeben. Schon im ersten Roman der amerikanischen Literaturgeschichte spielen sie eine dramatische Rolle: In James Fenimore Coopers Lederstrumpf stirbt der Indianerhäuptling Chingachgook vor der Glutkulisse eines Buschfeuers. Deshalb sind die Kanadier mit dem Phänomen vertraut – und gewappnet.

Normalerweise. Denn in diesem Sommer hat das Ausmaß der Brände selbst die hartgesottenen Fire Fighters von British Columbia überrascht. Mehr als 15 Millionen Hektar Waldfläche wurden vernichtet, etwas die Hälfte Deutschlands. Und weit mehr, als der gesamte deutsche Wald zusammengenommen. Zum Glück gab es in Kanada bislang nur sehr wenige Opfer.

Kein kanadisches Phänomen

Die Brände waren kein kanadisches Phänomen. Aus dem Westen der USA, aus Alaska, Australien, Teneriffa und Griechenland erreichten uns ähnliche Horrorbilder. Auf Hawaii brannte Lahaina nieder, innerhalb von einem Tag und einer Nacht – die Zahl der Opfer steht noch nicht fest, geht aber in die Hunderte.

Angesichts solcher Fernsehbilder versucht sich Ron in Optimismus. „Wir sind gesund, wir sind in Sicherheit“, sagt er. „Unsere Kinder leben in Ottawa und Halifax. Eigentlich können wir von Glück sagen, dass nichts schlimmeres passiert ist.“

Innere Flüchtlingsströme verändern die Debatte

Wochenlang dominierten die Waldbrände die öffentliche Debatte im Norden Amerikas. Mittlerweile geht es nicht mehr nur um örtliche „Wildfires“. Der Strom von mehr als 50.000 Flüchtlingen innerhalb Kanadas erreicht eine soziale Dimension. Offenbar sind die Wälder derart ausgetrocknet, dass der kleinste Funke genügt, um das Inferno auszulösen. Nirgendwo sind die Menschen wirklich sicher.

In fast 90 Prozent der Fälle sind die Brände von Menschen verschuldet: Glutreste der Lagerfeuer von Wanderern, achtlos weggeworfene Zigarettenstummel oder Glasscherben, in denen sich das Sonnenlicht wie in einem Brennglas bündelt.

In Lahaina war es das fragile, veraltete Stromnetz, das den Brand während eines Sturms auslöste. Nur wenige Brände entstehen auf natürliche Weise: durch Blitzschlag bei Trockengewittern.

Sehr frühe und lange Trockenheit

Neu in Kanada war auch die Länge der Feuerperiode. Schon im Juni wurden die ersten Flächenbrände gemeldet. Man muss wissen, dass der Winter in den Rocky Mountains meistens bis in den April reicht, so lange liegt Schnee. Sechs oder acht Wochen nach der Schmelze haben ausgereicht, um die Böden und Wälder nahezu vollständig auszutrocknen.

Wenn es brennt, beschränken sich die kanadischen Feuerwehren meist auf den Schutz der spärlichen Siedlungen. Die Wildnis ist derart unzulänglich, dass selbst Flugzeuge kaum etwas ausrichten können.

Graues, nacktes Totholz

Anders in Europa: Hier gibt es faktisch keinen Urwald mehr wie in Kanada. Hier wurde der Wald in der Regel nach dem Raubbau des Mittelalters neu angelegt.

Der deutsche Wald verfügt lediglich im Schwarzwald und in den Alpen über einige Reste des ursprünglichen Dschungels. Die überwiegende Mehrheit der Flächen ist von forstwirtschaftlich geprägten Monokulturen besetzt. Ein gefundenes Fressen für Flammen und Käfer gleichermaßen.

Im Westen Kanada sieht man enorme Flächen, auf denen die Feuer vergangener Jahre gewütet haben. Dort stehen keine grünen Föhren mehr. Dort ragt graues, nacktes Totholz in den Himmel. Oft dauert es Jahrzehnte, bis sich der Wald regeneriert – wenn er dafür genug Niederschläge bekommt.

Flammen und Käfer setzen den Wäldern zu

Teile der Rocky Mountains sind dauerhaft verwüstet, ihre Buckel und Gipfel bleiben blank. Ohne Wald kann sich der Mutterboden nicht halten, wird vom nächsten Starkregen oder mit der Schneeschmelze ins Tal geschwemmt.

Was in Kanada die Feuer erledigen, schafft in Deutschland der Borkenkäfer. Die ausgetrockneten Stämme sind gestresst, die Käfer fressen sich ungehindert durch die Rinde in den Stamm. Der Thüringer Wald – Legende für viele Sagen – ist mehr oder weniger zum bleichen Gerippe verkommen. Ebenso sieht es am Brocken aus und in weiten Teilen des Alpenvorlands.

Öffentliche Meinung wandelt sich

Kanada ist stolz auf seinen Wald, roter Ahorn prägt die Landesfahne. Ron sagt: „Das kann nicht so weitergehen. Wer jetzt noch am Klimawandel zweifelt, den lade ich gern in mein Haus ein. Wenn es noch steht.“

Mit Wucht haben sich die Bilder der Flammen, der erschöpften Feuerwehren und der verzweifelten Evacuees in die öffentliche Meinung Kanadas gebrannt. Selbst in den konservativ regierten Provinzen Alberta und Saskatchewan versichern nun Politikerinnen und Politiker eilfertig, der Klimawandel ernst nehmen zu wollen.

Die Nordwest-Territorien werden vom Bergbau dominiert: Ölschiefer, Uran, Gold und andere Metalle werden dort geschürft. Langsam dämmert auch dort den Behörden, welchen Preis der Raubbau an der Natur hat.

Strom aus Wasserkraft und Atommeilern

Bislang waren die Kanadier fein raus: Die Erzeugung von elektrischem Strom basiert wesentlich auf Wasserkraft (mehr als 60 Prozent). Die gigantischen Flüsse sind durch nicht minder gigantische Dämme gezähmt.

Hinzu kommen Atomkraftwerke, die vor allem in der Provinz Ontario zur Stromversorgung beitragen. 15 Atommeiler laufen in dieser industriell geprägten Provinz, einer in New Brunswick. Der Atomstrom deckt rund 14 Prozent des kanadischen Gesamtbedarfs, in Ontario rund die Hälfte. Der einzelne Meiler in New Brunswick sichert knapp ein Viertel des Strombedarfs dieser kleinen, maritimen Provinz am Atlantik.

2021 hat Kanada ungefähr ein Gigawatt an Windstrom und Solarstrom installiert. 2022 waren es bereits knapp sechs Gigawatt. Dennoch importiert das Land vor allem Öl, Gas und Kohle, die anderswo verheizt werden.

Dürre setzt Bauern unter Druck

Der extrem trockene Sommer in Kanada hat zudem eine der konservativsten Gruppen der Bevölkerung aufgeschreckt: die Weizenfarmer der Prärieprovinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba. Durch die fehlenden Niederschläge konnten die Ähren kaum ausreifen.

2022 hatte es eine Rekordernte gegeben: 34,7 Millionen Tonnen Weizen wurden geerntet, 55 Prozent mehr gegenüber Vorjahr – das ebenfalls ein Dürrejahr war. 2023 mussten viele Bauern ihre Schläge noternten. Denn auch auf den riesigen Anbauflächen drohten unkontrollierte Brände.

Brände setzen Millionen Tonnen Kohlendioxid frei

Mary hat die Habseligkeiten im Zimmer des Motels verstaut, setzt sich zu uns. Sie bemüht sich um Gelassenheit, reicht kühle Getränke. „Wir sind davongekommen“, sagt sie salomonisch. „Wenn noch etwas von unserem Haus steht, werden wir es wieder aufbauen. Wenn nicht, müssen wir schauen, was wir machen. Vielleicht ziehen wir dann zu unserem Sohn an die Ostküste.“

Sorgenvolle Blicke wandern gen Norden, wo man den fernen Rauch vage erkennen kann. Wolkengleich hängt er zwischen den dunklen Bergrücken jenseits des Shuswap Lake. Nach Schätzungen von Wissenschaftlern werden die Waldbrände den Klimawandel beschleunigen.

Normalerweise speichert der Wald Kohlendioxid, baut es chemisch ins Holz ein. Durch die Brände werden Millionen Tonnen freigesetzt, allein rund 290 Millionen Tonnen in diesem Jahr. Der kanadische Rauch gelangt mit Höhenwinden bis nach Europa, ein kaum sichtbarer Schleier durchzieht die Atmosphäre – rund um den Globus.

Ein bedrohtes Paradies

Roter Abend senkt sich über das Felsengebirge. Die Adler schreien, geisterhaft gellt ihr Ruf durch die Flussaue. Die Stantons haben in ihrem Leben viel gesehen, einige Katastrophen durchlebt. Ron erzählt von Dammbruch oder Beinahe-Dammbruch, von Feuern, die Strommasten bedrohten und von sintflutartigen Regenfällen, wie sie gelegentlich in British Columbia vorkommen, vor allem auf der pazifischen Seite.

Oder vom Blizzard vergangene Weihnachten, als halb Kanada und USA unter dichtem Schnee und eisiger Kälte verschwand. „Irgendwie wird es weitergehen“, schließt er. „Irgendwie ist es immer weitergegangen. Muss ja!“ Wir stoßen an.

Der Manager kommt. Er macht den Stantons ein besonderes Angebot – halber Preis, „so lange Ihre Evakuierung dauert“. Er setzt sich zu uns, wirkt deprimiert.

Kein Wunder, viele Buchungen wurden wegen der Brände storniert. „Normalerweise können wir uns um diese Jahreszeit vor Besuchern kaum retten“, meint er. „Und jetzt? Sie sehen es ja selbst. Tote Hose, nothing is going on.“ Auch er gönnt sich ein Bier. „Es ist eine Idylle, hier bei uns am Shuswap, ein kleines Paradies. Wie es aussieht, ist es ziemlich bedroht.“

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Samstag, 2. September 2023

Lesetreffen auf der Buch Berlin

Auch in diesem Herbst findet in der Arena Halle in Treptower Park wieder das Lesefest Buch Berlin statt. Zudem wird an beiden Tagen Buchverkauf angeboten. Ein gutes Ende für den Sommer: Hingehen, stöbern und Bücher für den Winter bunkern.

Am 30. September und am 1. Oktober 2023 findet in Treptow die Buch Berlin statt, eine kleine, feine Verkaufsmesse mit mehr als 50 Lesungen. Auch H. S. Eglund wird dort seine Romane vorstellen. Außerdem bringt er die Bücher des Schweizer ViCON Verlages mit zum Messestand.

Die Veranstaltung findet in der Arena Halle statt (Eichenstraße 5, 12435 Berlin), unmittelbar an der Spree gelegen. Vom S-Bahnhof Treptower Park sind es zu Fuß nur fünf Minuten.

Am 30. September steht die Messe von 10 Uhr bis 18 Uhr den Besucherinnen und Besuchern offen. Am 1. Oktober 2023 schließen die Tore bereits um 17 Uhr.

Hier finden Sie das Programm und nähere Informationen.

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