Unser Tipp: Mauro geht von Beat Knoll
Dieser ungewöhnliche Roman spielt in Italien, Deutschland und Algerien, anno 1960. Chaos wirft den Protagonisten aus seiner Bahn, aber auch die Unfähigkeit seiner Familie, ihm zu helfen, ihn zu halten. Moralische Heuchelei führt in die Katastrophe, zur Fremdenlegion, zu Krieg und Leid.
Wegen eines dummen Jungenstreichs wird der siebzehnjährige, eher schüchterne Mauro von seinem Vater kurz vor dem Abitur aus der Schule genommen und zu seinem Onkel nach Deutschland verbannt. Ein Sohn, der Autos klaut: Undenkbar für das Oberhaupt einer sittsamen Familie.
Völlig aus der Bahn geworfen
Nach anfänglichen Schwierigkeiten findet er sich in der fremden Kultur zurecht, bis ein weiteres dramatisches Ereignis ihn erneut aus der Bahn wirft. Er flieht und landet in der Fremdenlegion, degradiert und degeneriert zum Landsknecht, zum Söldner der französischen Kolonialherren.
Die Bestie, die in ihm steckt
De Gaulle schickt ihn wie tausende junger Männer nach Algerien, wo der Unabhängigkeitskrieg tobt. Gnadenloser Drill, brutale Kämpfe und Intrigen verwandeln den Jungen in eine Bestie. Niemals hätte er selbst geglaubt, dass sie in ihm steckt.
Gespannt auf die Fortsetzung
Der Roman endet seltsam: ohne Ende. Im Gespräch mit dem Schweizer Autor Beat Knoll kam heraus: Zwei weitere Teile sind geplant. Der Spannungsbogen funktioniert, hoffen wir auf Fortsetzung.
Beat Knoll hat sein Berufsleben als Mediziner verbracht. Das schulte seinen Blick für Menschen und ihr Innenleben. Zudem hat er die Gabe, zu erzählen.
Lebendige Literatur
Denn dieser Roman hebt sich auf wohltuende Weise von den öden Selbstreflexionen gelangweilter Bürgerkinder ab, die sich auf den Büchertischen pandemisch ausbreiten. Das ist lebendige Literatur, hier agieren echte Figuren, auch wenn die Handlung vor sechs Jahrzehnten spielt.
Der Roman erschien im Skript Verlag (auch als E-Book).
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