Tipp: Dösen in St. Trop
An der Cote d‘Azur flanieren die Schönen und Reichen. Heißt es. Hieß es früher. Die Wahrheit heute: Im Herbst und Winter fluten Regen und Schlamm die Hänge, im Sommer brennt der Busch im Hinterland der Küste. Wirkliche Refugien sind rar: Ballermann für gehobene Ansprüche.
Wer denkt nicht ans französische Kino, an Starregisseur Roger Vadim, an Curd Jürgens und Brigitte Bardot, deren schmollende Lippen Vadim entdeckt und die er später geehelicht hatte, und die er verewigte: „Und immer lockt das Weib“? Wer denkt nicht an Louis de Funès als Gendarm Balduin Cruchot, der in St. Tropez barbusiges Baden verbieten und die Touristen vor fiesen Außerirdischen rettet will?
Ein bisschen davon gibt es noch im Musée de la Gendarmerie et du Cinema, gleich an der Schleife der D98A, die direkt ins Stadtzentrum von St. Tropez führt. Dort wurden die Filme mit De Funès gedreht, seinerzeit tatsächlich Sitz der Polizei in dem verschlafenen Kaff am gleichnamigen Golf von St. Tropez. Selten so gelacht, seitdem.
Hier tobt der Bär
Mittlerweile gibt es an der einst ruhigen und wirklich betuchter Kundschaft vorbehaltenen Küste kaum etwas zu lachen. Faktisch die gesamte Küstenlinie von Marseille bis Monaco ist zur lückenlosen Kette von Hotels, Restaurants und Marinas ausgebaut.
Besonders obszön sind die Bettenburgen von Antibes, die den Ort überragen wie Pyramiden aus Beton. Einige Strände sind für die Öffentlichkeit zugänglich, auch für Nacktbader (naturiste), aber Stille und Beschaulichkeit sind verschwunden. Kaum so wenig gelacht, dort.
Zugang zur Cote d‘Azur bekommt man über die Autobahnen von Lyon oder Paris, die immer teurer werden, je weiter man sich der Küste nähert. Kurz vorm Mittelmeer verzweigen sich die Autokolonnen dann Richtung Marseille, St. Trop, Cannes oder Nizza. Zwischen St. Tropez und Fréjus gibt es einige kleine Parks und Strände, die nicht so übervölkert sind wie nach Fréjus, Richtung Cannes oder Nizza.
Dreck, Abgase und Blechlawinen
Bekannt durch die alljährlichen Filmfestivals ist Cannes längst kein beschaulicher Badeort mehr, sondern eine moderne, französische Großstadt. Soll heißen: Sie erstickt in Dreck, Abgasen und Lawinen aus Blech. Die Vorstädte stehen den Banlieues von Paris an Häßlichkeit und sozialen Gegensätzen kaum nach.
Ebenso in Nizza, mittlerweile zur fünftgrößten Stadt Frankreichs angeschwollen: Wer dort Urlaub machen will, käme auch in Dortmund oder Hannover auf seine Kosten – zu deutlich besseren Preisen.
„Petit Bonheur“ bietet Stille
Besser ist es um Ste. Maxime, halbe Strecke zwischen Fréjus und St. Tropez. Der kleine Küstenort liegt quasi im Schatten der bekannteren Plätze. Etwas hügelan von Ste. Maxime befindet sich die Appartmentanlage „Petit Bonheur“, weit genug vom Rummel der Küstenstraße und der Flaniermeilen entfernt. Hier ist es still, wirklich still, und man hat einen wunderbaren Ausblick auf den Golf von St. Tropez. Die Sonnenuntergänge sind spektakulär und oft fällt abends ein kühler Wind aus den Seealpen, der die Hitze erträglich macht.
Ein großer Pool mit kleinem Kinderbecken macht „Petit Bonheur“ zum Domizil für Familien. Denn familienfreundlich sind die Badestrände an der Cote d‘Azur normalerweise nicht. Von Mai bis in den späten September knallt die Sonne erbarmungslos auf den Sand. Für Schwimmer ist wenig Platz, weil überall Kite-Surfer über die Wellen schießen, ohne Rücksicht auf Verluste.
Viel zu warm, viel zu teuer
Zudem ist das Mittelmeer schon im Juni viel zu warm, um Erfrischung zu bringen. Hinzu kommen die gepfefferten Preise für Getränke, Mahlzeiten, Sonnenschirme und Strandliegen. Zwar wird die regionale Küche in vielen Reiseführern gerühmt, doch nur in wenigen Etablissements stimmen Preis und Leistung.
Ist halt Mekka für die Touristen, und die sollen zahlen. Im Sommer ist es wegen der Hitze, der Brände und der Menschenmassen nahezu unerträglich. Ursprünglich – im 19 Jahrhundert – galt die Cote d‘Azur als Winterquartier. Zahlungskräftige Kunden aus England, den USA oder Paris kamen hierher, um dem Regen und der Kälte daheim zu entgehen.
Regelmäßig dicht
Der Sommertourismus – heute die Hauptsaison – entwickelte sich erst nach dem Zweiten Weltkrieg. 1936 wurde in Frankreich der bezahlte Jahresurlaub eingeführt. Seit dem Wirtschaftswunder der 50er Jahre strömten immer mehr deutsche Touristen ans französische Mittelmeer.
In der Ferienzeit sind die Autobahnen gen Süden nahezu dauerhaft verstopft. Die Küstenstraße entlang der Strände ist vor allem zwischen Ste. Maxime und St. Tropez, sowie zwischen Cannes und Nizza regelmäßig dicht.
Stau oder Schlamm?
Seit einigen Jahren ist es auch im Winter nicht mehr wirklich anheimelig. Starke Regenfälle im Hinterland und Schlammlawinen lassen Berghänge rutschen und Bäche zu reißenden Strömen anschwellen. Das Risiko wächst, stecken zu bleiben: im Stau (im Sommer) oder im Schlamm und Fluten (im Winter).
Fazit: Die Cote d‘Azur ist auch nicht mehr das, was sie einst war. Oder niemals gewesen ist, nur im Film. Keine Traumfabrik, keine wirklich erkundenswerte Küste, nur Geldschneiderei und der übliche Touristennepp. Okay, warum eigentlich nicht? Wer auf so was steht…