Nomaden von Laetoli – im Urteil des Publikums
Der neue Roman von H.S. Eglund findet bei Leserinnen und Lesern unterschiedliche Resonanz. Das ist der Sinn von Literatur – denn jeder liest vor seinem geistigen Auge eine andere Geschichte. Die meisten Rezensenten finden das Buch lesenswert, auch wenn es manchmal die Erwartungen nicht erfüllt. Eigentlich ein schönes Kompliment, sonst wäre es ja langweilig.
Der Roman Nomaden von Laetoli hat in den Medien vielfaches Echo erzeugt. Neben Interviews und kurzen Rezensionen in der Presse haben sich vor allem Buchbloggerinnen und Buchblogger damit befasst. Zudem haben Verlag und Autor auf Lovelybooks eine Leserunde gestartet.
Fazit: Der Roman und seine Handlung lösen bei den Leserinnen und Lesern sehr unterschiedliche Reaktionen aus. Besonders geschätzt wird er, wenn sich die Leser ohne Erwartungen auf die Reise Martin Andersons durch Ostafrika einlassen.
Schwierigkeiten haben manche Leserinnen oder Leser, die einen Abenteuerroman nach Vorbild von Karl May erwarten. Oder eine archäologische Detektivstory, die am Ende die Frage klärt, ob Aaron Miller die frühzeitlichen Menschen wirklich gesehen hat.
Nicht einfach, den Überblick zu behalten
Streckenweise sei es auch nicht einfach, den Überblick in der Handlung des Romans zu behalten, der in drei Teilen aus Tansania, Äthiopien und Sansibar erzählt. Bei der Durchsicht der Rezensionen fällt auf, dass Frauen offenbar mit weniger Vorurteilen an die Lektüre gehen, sich mehr durch die Handlung tragen lassen.
Männliche Leser sind eher vom Erkenntnisinteresse getrieben. Sie erwarten Antworten und logische Erzählmuster. So setzt sich also jeder Archetyp auf eigene Weise mit Martin Andersons Reise zu sich selbst auseinander, mit dem Osten Afrikas, der sich Logik und Erwartungen weitgehend entzieht.
Nichts für Schnellleser
Offenbar ist der Roman nichts für Schnellleser oder für kurzweilige Unterhaltung mit exotischem Flair. Durchweg alle Rezensionen zeugen von Belesenheit und hohem Interesse an der Literatur und am Thema, das ist eine schöne Erfahrung.
Sogar diejenigen Rezensenten, die Mühe hatten, den vielfältigen Strängen und Fakten des Romans zu folgen, haben sich offenbar durchgekämpft. Hier einige Auszüge:
Nicole Plath aus Ensdorf schrieb auf ihrem Blog:
Eine spannende Geschichte nimmt den Leser mit nach Afrika. Autor H.S. Eglund beschreibt Landschaften und Gegebenheiten so, dass man als Leser das Gefühl hat, selbst dabei gewesen zu sein. Es passieren so viele interessante Ereignisse, dass eine Rezension ohne Spoilern schwer möglich ist.
Im Buch begleitet man Martin Anderson auf seinen Nachforschungen, und, soviel kann ich ohne zu spoilern verraten, er wird interessante Theorien und Entdeckungen zu den ersten Menschen erfahren. Durch einen guten Schreibstil ist das Buch schnell zu Ende gelesen. Die Geschichte hat bei mir ein gutes Kopfkino ausgelöst und auch zum Nachdenken angeregt.
Meike Jashrin notierte auf Nicht ohne Buch:
H.S. Eglund hat seinen Roman in drei Teile geteilt, die die Wegpunkte Andersons in Afrika markieren: Laetoli, Aksum, Jambiani. Sein erster Weg führt ihn nach Laetoli, wo er auf Miller trifft. Die Geschichte entwickelt sich langsam und der Ton bleibt durchweg sehr ruhig, trotz der teils dramatischen Ereignisse.
Ein Spannungsbogen wird für mich in keinem der drei Teile aufgebaut. Daher habe ich für meine Verhältnisse auch sehr lange für die Lektüre des Buches gebraucht. Es fiel mir nicht schwer, regelmäßig Pausen zu machen. Dennoch: Die Geschichte hat ihren ganz eigenen Reiz und so musste ich trotzdem immer weiterlesen.
Die Stärke des Buches liegt meiner Meinung nach ganz klar bei den Landschafts- und Reisebeschreibungen, die mir Afrika buchstäblich vor Augen geführt haben. Auch die teils philosophischen Fragen und Diskussionen waren interessant. An der ein oder anderen Stelle hätte ich mich allerdings Erklärungsansätze aus der aktuellen Forschung gewünscht. So wurden viele Fragen in den Raum geworfen, aber nur wenige mögliche Erklärungen geliefert.
„Warum wanderte der frühe Mensch aus Ostafrika aus? Wohin brach er auf?“ (S.34)
Ebenso hat mir das kritische Hinterfragen akademischer Lehransätze gefallen. Sind unsere Methoden wirklich optimal, um stets bestmögliche Ergebnisse zu erzielen?
„Wir sprechen von Wissenschaft, nicht von Religion.“ „Der Glaube an die Objektivität ist das Dogma der Wissenschaft, ist ihre verdammte Religion. […] Aus reiner Vernunft ist noch nie Vernünftiges entstanden, aus analytischem Verständnis noch nie die Verständigung zwischen Menschen.“ (S.71)
Insgesamt für mich ein Buch, auf das man sich einlassen muss, das kein spannendes Abenteuer im Sinne eines Abenteuerromans bietet, dafür aber mit spannenden und teils hochaktuellen Fragen punkten kann. Ein Buch, das Mitdenken erfordert und zumindest mich verleitet hat, den ein oder anderen Begriff oder Fakt zu googeln und genauer nachzulesen.
So war mir zum Beispiel der Zweig der Ethnobotanik bislang nie irgendwo begegnet. Wer also Lust auf eine Reise nach Afrika hat und der Philosophie nicht abgeneigt ist, der wird mit Nomaden von Laetoli sicher eine interessante Lektüre finden.
Stephanie Hermann aus Hamburg schätzte in ihrem Blog ein:
Das Buch klang sehr spannend und das war es dann anfangs auch, aber irgendwann habe ich irgendwie den Überblick verloren und es waren mir auch zu viele Details und die Handlung dann nicht mehr fesselnd genug. Es ist viel mehr eine Mischung aus Reisebeschreibung, philosophischen Diskussionen und wissenschaftlichen und kritischen Passagen.
Das Buch war somit ganz anders als erwartet und ich finde der Klappentext ist schon sehr irreführend. Trotzdem hat das Buch durchaus auch seine positiven Seiten, man muss nur einfach wissen was man nicht bekommt – nämlich einen spannenden Roman. Dieses Buch zwingt einen zum Nachdenken und man legt es immer wieder weg, wenn man sich aber darauf einlässt bekommt man Interessante Denkanstöße.
Weitere kritische Stimmen finden Sie in der Leserunde des Autors auf Lovelybooks.
Lesen Sie auch:
Lesungen in der Höhle: Vernissage in Berlin
Laetoli: Startpunkt einer langen Odyssee
Gut gelaufen: Vernissage und Lesungen in Zürich